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Angst im Süden Afrikas Terrorismus in Mosambik nimmt zu

Die Staatschefs der Entwicklungsgemeinschaft des südlichen Afrika (SADC) haben an ihrem jährlichen Gipfeltreffen beschlossen auf eine militärische Intervention in Mosambik zu verzichten. Trotz der Gefahr, dass sich der Terror regional ausbreitet.

Seit drei Jahren sorgen Terroristen in der mosambikanischen Provinz Cabo Delgado im Norden des Landes für Angst und Schrecken. Mehr als tausend Personen wurden seither getötet, zum Teil auf brutalste Art und Weise: Sie wurden geköpft oder zerstückelt. Eine Viertel Million Menschen mussten fliehen.

Letzte Woche nun haben die Terroristen den strategisch wichtigen Hafen von Mocímboa da Praia eingenommen. «Das war die grösste Attacke seit Beginn des Aufstandes. Auch bezüglich Waffenkapazität und Organisation haben die Terroristen damit ein neues Niveau erreicht», erläutert Jasmine Opperman vom Armed Conflict Location & Event Data Project (ACLED) in Südafrika.

Rolle des Islamischen Staates?

Das deute darauf hin, dass die mosambikanischen Terroristen vermehrt Hilfe aus dem Ausland erhalten würden. Aus Tansania, dem Kongo und Kenia. Doch die grosse Frage ist nach wie vor: Welche Rolle spielt die Terrororganisation Islamischer Staat (IS) in Mosambik?

Der IS gibt vor eine führende Rolle zu spielen in Mosambik.
Autor: Jasmine Opperman Konfliktforscherin beim Armed Conflict Location & Event Data Project in Südafrika

Der IS hatte sich zu mehreren Anschlägen bekannt. Überraschenderweise aber nicht zum jüngsten, so Konfliktforscherin Opperman: «Der IS gibt vor eine führende Rolle zu spielen in Mosambik. Das ist zu diesem Zeitpunkt aber noch sehr umstritten. Was aber wichtig ist: Es ist das erste Mal, dass der IS im südlichen Afrika überhaupt eine Rolle spielt.» Und das berge eine Gefahr für die gesamte Region.

Mosambiks Regierung schürt Krise

Die Regierung von Mosambik hatte die Existenz der Anschläge lange negiert. Sie habe damit den kritischen Moment verpasst, den Terrorismus einzudämmen, ist Politologe Salvador Forquilha von der Universität Eduardo Mondlane in Maputo überzeugt. Der Staat habe gar zur Ausdehnung des Problems beigetragen: «Mit dem harten und teilweise willkürlichen Vorgehen gegen Verdächtige hat die Regierung noch mehr Rückhalt in der Bevölkerung verloren.»

Die Regierung verhaftete und tötete Verdächtige und zerstörte Moscheen. Das trieb junge Menschen in die Arme der Terroristen. Vor allem, weil Cabo Delgado eine historisch bitterarme und vernachlässigte Provinz ist. In der zwar riesige Rohstoffvorkommen schlummern, von denen die Bevölkerung aber nichts abbekommt.

Milliardengeschäft in Gasvorkommen

Vor wenigen Jahren wurde eines der grössten Gasfelder der Welt vor der Küste Mosambiks entdeckt. Ein Milliardengeschäft. Und das will die mosambikanische Regierung um jeden Preis sichern. Dass die SADC nun auf eine militärische Intervention in Mosambik verzichtet, dürfte der Regierung in Maputo gerade Recht sein, so Politologe Forquilha.

«Die Regierung will der Welt nicht zeigen, dass es im Land einen Konflikt gibt, dem der Staat nicht gewachsen ist. Darum greift sie lieber auf Söldner zurück als auf die multilaterale Unterstützung der Nachbarländer.» Die Einnahme des Hafens von Mocímboa da Praia hat allerdings gezeigt, dass die Terroristen dem mosambikanischen Militär auch mit ausländischen Söldnern überlegen sind.

Echo der Zeit, 17.08.2020, 18 Uhr

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