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Anschlag in Hanau «Durch Deutschland zieht sich Blutspur des Rechtsterrorismus»

  • Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) hat die Gewalttat von Hanau als rechtsterroristischen Terroranschlag bezeichnet. Es ist der dritte tödliche Anschlag innert weniger Monaten.
  • Die Ermittler zeichnen indes das Bild eines psychisch kranken Täters.
  • Die Untersuchungen zum Tathergang laufen. Über Mittäter gebe es aktuell keine Erkenntnisse, so die Ermittler.

«Die Gefährdungslage durch Rechtsextremismus, Antisemitismus und Rassismus ist in Deutschland sehr hoch», sagte Seehofer an der Pressekonferenz in Berlin. Eine «Blutspur des Rechtsextremismus» ziehe sich durch Deutschland. Seehofer warnte davor, die Tat von Hanau als eine Einzeltat eines Verwirrten darzustellen. Er habe sich selber gründlich informiert, und der Täter habe eindeutig einen starken rassistischen Hintergrund. «Dieser kann nicht relativiert werden», so Seehofer weiter.

Seehofer kündigte zudem an, die Polizeipräsenz in ganz Deutschland zu erhöhen. Sensible Einrichtungen, insbesondere Moscheen, würden verstärkt überwacht. Auch an Bahnhöfen, Flughäfen und im grenznahen Raum werde die Präsenz der Bundespolizei gewährleistet.

Täter war offenbar psychisch krank

Gemäss Generalbundesanwalt Peter Frank stehe noch viel Arbeit bevor, bevor man das Gesamtbild über die Tat zusammen habe. So habe man bisher rund 40 Befragungen durchgeführt. Die Ermittler durchleuchten im Zuge der Aufklärung auch die Handy- und Computerdaten des mutmasslichen Täters.

Die Ermittler gehen davon aus, dass der mutmassliche Todesschütze von Hanau psychisch krank war. Der Präsident des Bundeskriminalamts, Holger Münch, spricht auf Grundlage erster Einschätzungen von einer offensichtlich «schweren psychotischen Krankheit». Der 43-jährige mutmassliche Täter hat nach den bisherigen Ermittlungen neun Menschen mit Migrationshintergrund und seine Mutter getötet, bevor er sich selbst erschoss. Über Mitwisser oder Mittäter gebe es derzeit keine Erkenntnisse.

Generalbundesanwalt Peter Frank bestätigte, dass die Bundesanwaltschaft schon im vergangenen November Kontakt mit dem mutmasslichen Attentäter hatte. Damals sei bei seiner Behörde eine Anzeige des Mannes eingegangen. Er habe darin Strafanzeige gegen eine unbekannte geheimdienstliche Organisation gestellt und darin zum Ausdruck gebracht, dass es eine übergreifende grosse Organisation gebe, die vieles beherrsche, «sich in die Gehirne der Menschen einklinkt und dort bestimmte Dinge dann abgreift, um dann das Weltgeschehen zu steuern».

«Keinen Fussbreit diesem braunen Sumpf»

Bundesjustizministerin Christine Lambrecht beteuerte, man tue alles, um solche Anschläge mit rechtsextremen Hintergrund in Zukunft zu verhindern. Eine solche Bluttat entstehe nicht «aus dem Nichts». Verschwörungstheorien seien der Nährboden, auf dem der Hass sich entwickeln könne. «Keinen Fussbreit diesem braunen Sumpf, keinen Fussbreit solchen rassistischen Ideologien», so Lamprecht.

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