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25 Tote in 5 Jahren Die Blutspur des rechten Terrors in Deutschland

Das rassistisch motivierte Attentat in Hanau ist kein Einzelfall: In Deutschland fordern derartige Mordanschläge immer wieder Opfer.

In den letzten fünf Jahren starben in Deutschland durch rechtsextrem motivierte Taten 25 Menschen. Dazu zählt Gewalt gegen Ausländer, Juden, Muslime, politische Gegner oder Vertreter des Staates. Die Zahl der nicht-tödlichen Angriffe und Tätlichkeiten liegt um ein weites höher.

Hohe Zahl rassistisch motivierter Angriffe

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Die Zahl der rechtsextrem motivierten Angriffe ist viel höher als diejenige der Todesopfer. Dies zeigt sich beispielsweise allein schon bei den flüchtlingsfeindlichen Angriffen in Deutschland. Seit 2015 wurden 785 tätliche Angriffe, Körperverletzungen und Brandanschläge auf Geflüchtete und ihre Unterkünfte dokumentiert. Dies geht aus der gemeinsamen Chronik der renommierten Amadeu Antonio Stiftung und Pro Asyl hervor. Sonstige Angriffe wie Böller - oder Steinwürfe, mutwillige Wasserschäden, rechte Schmierereien oder Kundgebungen nicht eingerechnet.

2020 – Hanau: 11 Tote bei Anschlag auf zwei Shisha Bars

Bei aufeinanderfolgenden Angriffen am 19. Februar 2020 wurden neun Menschen in zwei Shisha-Bars und einem nahegelegenen Kiosk erschossen. Der mutmassliche Angreifer und seine Mutter wurden danach ebenfalls tot in der Wohnung aufgefunden. Die deutsche Bundesanwaltschaft spricht von einer «zutiefst rassistischen Gesinnung» des mutmasslichen Täters.

Kiosk in Hanau
Legende: Der mutmassliche Täter von Hanau – nach ersten Erkenntnissen ein Sportschütze, der die Waffe legal besessen hatte – sei laut Behörden zuvor nicht im Visier von Ermittlern gewesen. Keystone

2019 – Halle: 2 Tote bei Angriff auf Synagoge

Am 9. Oktober 2019 sind vor einer Synagoge und in einem Döner-Imbiss zwei Menschen erschossen worden. Zwei weitere Personen wurden verletzt. Der 27-jährige deutsche Täter hatte zuvor versucht, die Synagoge mit Waffengewalt zu stürmen. Das Bekennervideo ist antisemitisch und enthält rechtsextreme Inhalte.

2019 – Wolfhagen : 1 toter Politiker

Haus von Lübcke
Legende: Der Bereich vor dem Haus des ermordeten Kasseler Regierungspräsidenten Lübcke nach dem Mord. Keystone

Der Kasseler Regierungspräsident und CDU-Politiker Walter Lübcke wurde am 2. Juni 2019 erschossen. Der Generalbundesanwalt geht von einem rechtsextremen Hintergrund der Tat aus. Der 45-jährige Tatverdächtige im Mordfall Lübcke soll in seinem inzwischen zurückgezogenen Geständnis angegeben haben, die Tat schon seit Jahren erwogen zu haben.

Rechtsextreme Gefährder in Deutschland

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Die deutschen Sicherheitsbehörden gehen davon aus, dass die Zahl der rechtsextremen «Gefährder» höher ist als bislang bekannt. Aktuell stuft die Polizei 53 der deutschlandweit rund 12'700 gewaltbereiten Rechtsextremisten als Gefährder ein.

Als Gefährder bezeichnet die Polizei im Bereich der politisch motivierten Kriminalität Menschen, denen sie schwere Gewalttaten bis hin zu Terroranschlägen zutraut.

2018 – Aue: 1 Toter bei folterartiger Hinrichtung eines Homosexuellen

Das Verbrechen am 17. April 2018, das sich gegen einen homosexuellen Mann richtete, war besonders brutal: Drei Männer traten und schlugen den Mann zu Tode, am Schluss gar mit einer schweren Tür. Die rechtsextreme Gesinnung der Täter ist durch Vorstrafen, Tätowierungen und favorisierte Internetseiten belegt.

2017 – Döbeln: 1 Tote bei Brandanschlag

Ziel der Brandstiftung am 1. März 2017 war eigentlich ein Iraner – der Nachbar des Opfers. Wie die Polizei später ermittelte, war der tödliche Brand von einer Nachbarin gelegt worden, die damit einem erst kurz zuvor ins Haus eingezogenen Flüchtling schaden wollte. Am Ende stirbt eine 85-jährige Frau an einer Rauchvergiftung.

Abweichungen in den offiziellen Statistiken

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Fälle wie derjenige des Brandopfers aus Dübeln erscheinen in den staatlichen Statistiken Deutschlands nicht als rechtsextreme Morde – obwohl die Tote erwiesenermassen durch eine rassistisch motivierte Tat starb. Die Diskrepanz zwischen offiziellen Zahlen des Staats und unabhängigen Recherchen von Journalisten und Stiftungen, wie beispielsweise der Amadeu Antonio Stiftung, sorgt immer wieder für Kritik.

2016 – Georgensmünd: 1 Toter durch Schüsse auf Polizisten

Ein selbsternannter «Reichsbürger» schoss bei einem Polizeieinsatz am 19. Oktober 2016 auf Beamte eines Spezialeinsatzkommandos (SEK). Dabei tötete er einen Polizisten. Der zur Tatzeit 50-Jährige wurde zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt. Das Landgericht Nürnberg-Fürth wertete die Tat des 50-Jährigen als Mord und zweifachen versuchten Mord.

Reichsbürger Täter
Legende: Der Täter gehörte der sogenannten «Reichsbürgerbewegung» an. Die Bundesregierung rechnet dem Umfeld dieser Szene inzwischen 19'000 Menschen zu – 950 gelten als rechtsextrem. Keystone

2016 – Berlin: 1 Toter bei Angriff in einem Supermarkt

In einer Edeka-Filiale in Berlin-Lichtenberg wurde am 17. September 2016 ein obdachloser Moldawier beim Stehlen vom Supermarktchef erwischt. Dieser schloss ihn im Hinterzimmer ein und verprügelte ihn. Der Mann erlag kurz darauf an einer Hirnblutung. Der Filialleiter verschickte die Aufnahme seiner Tat über soziale Medien, kommentiert mit rassistischen Bemerkungen.

Die Mordopfer des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU)

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Die Mordserie der NSU gilt in Deutschland seit dem Zweiten Weltkrieg als grösster organisierter Auswuchs rechtsextremen Terrors. Die drei Mitglieder waren Neonazis. Sie verübten Sprengstoffanschläge und erschossen zwischen 2000 und 2007 insgesamt zehn Menschen, neun davon waren Migranten.

2016 – München: 9 Tote beim Olympia-Einkaufzentrum

Beim Attentat in München tötete ein 18-Jähriger am 22. Juli 2016 neun Menschen. Die Opfer wählte der rechtsradikal eingestellte Deutsch-Iraner nicht willkürlich, sondern nach einem rassistischen optischen Muster aus.

München Anschlag
Legende: Polizeibeamte vor dem Olympia-Einkaufszentrum in München. Vier der Toten stammten aus türkischen Familien, drei waren albanisch-kosovarischer Herkunft, zwei waren Sinti. Keystone

SRF 4 News; 20.02.20; 14:00 Uhr

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