- Die Weltgesundheitsorganisation WHO stuft die Situation angesichts der Ausbreitung des Corona-Virus als «gesundheitliche Notlage von internationaler Tragweite» (PHEIC) ein.
- Damit sind konkrete Empfehlungen an die mehr als 190 Mitgliedsländer verbunden, um die Ausbreitung möglichst einzudämmen.
- Bisher haben sich weltweit mehr als 8100 Menschen infiziert, die meisten davon in China.
WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus dankte bei der Bekanntgabe der Entscheidung in Genf den chinesischen Behörden für ihren vorbildlichen Umgang mit dem Virus und betonte, der Schritt sei nicht als Misstrauensvotum gegen China zu verstehen.
Noch sei die Zahl der Infektionen ausserhalb Chinas relativ gering, sagte Tedros. Aber man wisse nicht, welchen Schaden das Virus in einem Land mit einem schwachen Gesundheitssystem anrichten würde. Die grösste Sorge sei, dass sich das Virus in solchen Ländern ausbreiten könnte.
Das ist die Zeit für Fakten, nicht Angst.
In der vergangenen Woche hatte die WHO noch darauf verzichtet, den Ausbruch als internationalen Gesundheitsnotstand einzustufen. «Wir sitzen alle im selben Boot», sagte Tedros. Das Virus könne nur gemeinsam aufgehalten werden. «Das ist die Zeit für Fakten, nicht Angst.»
Die WHO empfiehlt nun unter anderem, dass Länder mit weniger entwickelten Gesundheitssystemen unterstützt werden sollen. Zudem soll die Arbeit an Medikamenten und Impfstoffen beschleunigt, Wissen und Daten geteilt und gegen Gerüchte vorgegangen werden. Gleichzeitig empfiehlt die WHO aber keine Handels- und Reisebeschränkungen.
Die WHO-Mitglieder sind verpflichtet, ihre Massnahmen zu koordinieren. «Wenn jedes Land seine eigenen Massnahmen verhängt, kann dies das Rezept für ein Desaster sein – etwa wirtschaftlich», so der WHO-Nothilfekoordinator Michael Ryan. Die WHO erhält besondere Kompetenzen, rechtlich bindend sind ihre Empfehlungen jedoch nicht.
Die Zahl der nachweislich mit dem neuen Virus Infizierten stieg rasant auf weltweit mehr als 8100. Vor zwei Wochen waren erst 40 Fälle gezählt worden. Ausserhalb Chinas waren in rund 20 Ländern mehr als 100 Menschen positiv auf das Virus getestet worden.
Darunter sind neben Deutschland auch Frankreich, Thailand, Japan, Malaysia, die USA, Finnland, Australien, Südkorea, Indien und die Philippinen. Vielfach sind die Infizierten Reisende aus China, aber es kommt auch zu neuen Ansteckungen ausserhalb des Landes.
Ebola, Zika, Polio
Seit 2005, dem Jahr, in dem die Möglichkeit der Ausrufung eines Gesundheitsnotstands geschaffen wurde, gab es vor dem Corona-Virus fünf Fälle: 2019 und 2014 rief die WHO wegen Ebola einen Gesundheitsnotstand aus, 2016 wegen des Zika-Virus, 2014 wegen Polio und im Jahr 2009 wegen der Schweinegrippe.