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Argentinien vor Parlamentswahl Argentiniens «Kettensägenmann» unter Druck – ein Überblick

Kurz vor dem ersten grösseren Stresstest für Präsident Javier Milei – den Parlamentswahlen in zwei Wochen – sorgt ein milliardenschwerer Währungsaustausch mit den USA für etwas Erleichterung in der gebeutelten Wirtschaft im Land des «Kettensägenmanns». Einschätzungen von Südamerika-Korrespondentin Teresa Delgado.

Teresa Delgado

Südamerika-Korrespondentin

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Teresa Delgado hat an der Universität Freiburg und in den USA Geschichte, Englisch und Spanisch studiert. Seit 2016 ist sie Redaktorin und Produzentin bei Radio SRF. 2021 und 2022 berichtete sie als Auslandredaktorin aus Spanien, Portugal und den USA. Seit 2023 ist sie Südamerika-Korrespondentin mit Sitz in Santiago de Chile.

Die Börse applaudiert, was erhofft sie sich vom Währungsaustausch?

Nach dem Abkommen mit den USA im Umfang von 20 Milliarden Dollar stiegen die argentinischen Staatsanleihen um rund zehn Prozent, die Aktienkurse legten zu und der Peso gewann an Wert. Nun erhofft sich die Börse mehr Stabilität. Noch vor wenigen Wochen, als Milei bei den Provinzwahlen in der Hauptstadt Buenos Aires eine Niederlage einfuhr, reagierten die Märkte sehr sensibel. Jetzt stehen am 26. Oktober die für Milei sehr wichtigen Parlamentswahlen an. Stellt man sich Argentiniens Wirtschaft als Patient in der Notaufnahme vor, könnte man sagen: Der Patient atmet zwar wieder weitgehend selbstständig, aber hin und wieder setzt das Herz noch aus und braucht einen Elektroschock. So wie jetzt das Rettungspaket vom Verbündeten Donald Trump.

Wie funktioniert der Währungsaustausch?

Beim Währungsaustausch kauften die USA mit US-Steuergeldern im Wert von 20 Milliarden Dollar ziemlich wertlose argentinische Pesos von der argentinischen Zentralbank. Damit konnte diese ihre Dollarreserven wieder auffüllen. Das ist wichtig. Denn falls Milei bei den Zwischenwahlen eine erneute Schlappe einfährt und die Märkte wieder Herzflimmern bekommen, kann die Zentralbank den Schaden für die argentinische Wirtschaft mindern – indem sie den Peso mit US-Dollar-Reserven stützt.

Wie stark wird Argentinien damit von den USA abhängig?

Die Frage nach der Abhängigkeit von den USA stellen sich die argentinischen Wählerinnen und Wähler schon lange. Denn langfristig will Javier Milei die Wirtschaft dollarisieren und damit den US-Dollar als offizielle Währung in Argentinien einführen. Mit dieser Umstellung auf den Dollar wäre die argentinische Wirtschaft dann sehr direkt abhängig von den Zinsentscheiden der US-Zentralbank.

Was werden die ersten Parlamentswahlen seit Mileis Amtsantritt bringen?

Milei wurde ja vor bald zwei Jahren als politischer Outsider Präsident. Seine Partei «La Libertad Avanza» baute er erst danach auf. Das heisst: Bei den letzten Parlamentswahlen gab es die Partei noch gar nicht. Somit ist zu erwarten, dass sie nun einige Sitze holt. Allerdings hat die Partei inzwischen schon ihren ersten Korruptionsskandal am Hals. Und die Wählerinnen und Wähler sind allmählich müde von Mileis harter Sparpolitik. Also liegt ein grosser Sieg bei diesen Parlamentswahlen wohl eher nicht drin.

Milei.
Legende: Präsident Javier Milei bei einem Auftritt mit seiner Band am 6. Oktober 2025 in der Movistar Arena in Buenos Aires. An diesem Anlass präsentierte er sein Buch «Construction of the Miracle». Reuters / Agustin Marcarian

Milei gibt dem Volk ab und zu ein Zückerchen. Wird das reichen für bessere Resultate?

Javier Milei hat nach der Niederlage bei den Provinzwahlen einige Renten angehoben und auch wieder mehr Sozialhilfegelder versprochen. Das wird die Situation mancher Argentinierinnen und Argentinier verbessern. Aber was die Leute nach bald zwei Jahren hartem Sparkurs wirklich dringend bräuchten, wäre eine Besserung der Gesamtlage. Milei hat die Inflation in den Griff bekommen – aber die Leute profitieren davon noch zu wenig, weil die Märkte weiterhin so sensibel sind und eben immer noch ab und zu Rettungspakete brauchen.

Rendez-vous, 13.10.2025, 12:30 Uhr ; 

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