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Ausgangssperre in Spanien «Für viele Kinder wird es der erste Spaziergang seit 6 Wochen»

Sport oder Spaziergänge sind in Spanien wegen des Coronavirus grundsätzlich bis zum 9. Mai tabu. Ministerpräsident Pedro Sánchez kündigte am Wochenende eine Verlängerung der strikten Ausgangssperre um weitere zwei Wochen an. Eine leichte Lockerung zeichne sich aber wegen sinkender Corona-Zahlen für Kinder Anfang nächster Woche ab, sagt die Journalistin Julia Macher in Barcelona.

Julia Macher

Journalistin in Barcelona

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Julia Macher berichtet aus Spanien für verschiedene Radio- und TV-Sender, hauptsächlich über Gesellschaft und Kultur.

SRF News: Was ändert sich ab dem 27. April in Spanien?

Julia Macher: Kinder dürfen wieder vor die Tür. Für viele wird es der erste Spaziergang seit sechs Wochen sein. Ob es wie in Portugal ein Recht auf einen einstündigen Spaziergang geben wird oder ob man den Aufenthalt draussen über gewisse Zeitfenster organisiert, ist noch unklar. Aber man kann wieder an die frische Luft.

Vielen Familien fällt ein Stein vom Herzen, denn bisher durften Kinder in Spanien nur in Ausnahmefällen nach draussen. Das galt etwa für autistische Kinder oder wenn sie mangels Betreuungsmöglichkeiten einen Elternteil zum Einkaufen begleitet haben.

In den letzten Wochen war die Kritik an der Regierung vor allem wegen der Ausgangssperre für Kinder gross. Kommt deshalb die Lockerung?

Zum Teil. Es gab Druck von Eltern, die sich vor allem in den sozialen Medien darüber beschwert haben, dass Hunde in Spanien mehr Rechte hätten als Kinder. Es protestierten auch Kinderärzte und Ernährungsexperten. Denn die spanischen Kinder haben in der Quarantäne bereits fünf Prozent zugenommen. Es gab auch Druck von Regionalpräsidenten von Madrid, Katalonien, Galizien oder dem Baskenland.

Die Kinder haben in der Quarantäne bereits fünf Prozent zugenommen.
Autor: Julia Macher

Der Hauptgrund für die Lockerung wird aber gesundheitspolitisch begründet, denn die Zahl der Neuinfizierten wie auch der Todesfälle sinkt, und die Zahl der als geheilt Entlassenen steigt. Das spanische Expertenteam sieht deshalb solche kleinen Lockerungen als gerechtfertigt an.

Wie sieht es mit den Lockerungsmassnahmen für den Rest der Bevölkerung aus?

Da gibt es noch nichts Konkretes. Allerdings denkt die Regierung über Änderungen für ältere Menschen nach, die – ähnlich wie die Kinder – wieder zu bestimmten Zeiten nach draussen dürfen sollen. Auch wird darüber diskutiert, ob sportliche Aktivitäten einzeln an der frischen Luft ermöglicht werden sollen. Das sind aber alles Pläne für die Zeit nach dem 27. April.

Der spanische «Exit» beginnt dann ab dem 9. Mai nach dem Ende der Notstandsmassnahmen. Wie dies aussieht, ist noch unklar. Offensichtlich sollen die Lösungen auf die jeweiligen Bedingungen vor Ort abgestimmt werden. In Gebieten mit wenigen Fällen oder auf dem dünn besiedelten Land könnten Massnahmen früher gelockert werden. In Grossstädten wie Barcelona und Madrid wird es später sein.

Das Gespräch führte Claudia Weber.

HeuteMorgen, 20.04.2020, 07:00 Uhr ; 

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