Zum Inhalt springen

Header

Audio
SRF-Korrespondent Thomas Gutersohn zur Lage in Sri Lanka
Aus SRF 4 News aktuell vom 08.03.2018. Bild: srf
abspielen. Laufzeit 3 Minuten 35 Sekunden.
Inhalt

Ausnahmezustand in Sri Lanka «Die Lage ist noch nicht ganz unter Kontrolle»

In Sri Lanka herrschen Spannungen zwischen der buddhistischen und der muslimischen Bevölkerung. Die Regierung hat den Ausnahmezustand verhängt. Südasien-Korrespondent Thomas Gutersohn erklärt, weshalb.

SRF News: Was hat die Ausschreitungen ausgelöst?

Offenbar gab es einen Streit nach einem Autounfall in der Region Kandy am Wochenende. Ein Minibus ist laut der Polizei mit einem Taxi kollidiert. Die muslimischen Fahrgäste des Taxis hätten dann auf den buddhistischen Minibusfahrer eingeschlagen. Dieser verstarb später im Spital. Nach der Tat, die wahrscheinlich nicht religiös motiviert war, kam es dann zu religiösen Spannungen, angefacht von radikalen buddhistischen Gruppierungen.

Die Ausschreitungen scheinen sich auf die Provinz Kandy zu beschränken, vor allem auf die gleichnamige Stadt. Wie ist dort die Lage?

Da wurden vier Moscheen und etliche Geschäfte und Häuser von Muslimen demoliert und Autos in Brand gesetzt. Dabei sollen auch zwei Menschen umgekommen sein. Die Lage ist offenbar noch nicht ganz unter Kontrolle. Im Moment herrscht eine Ausgangssperre in Kandy. Das heisst, dass die Geschäfte und Schulen seit Anfang der Woche geschlossen sind.

Die Regierung hat den Ausnahmezustand verhängt – nicht nur in Kandy, sondern im ganzen Land. Welche Massnahmen wurden ergriffen?

Die Regierung hat zusätzliche Truppen nach Kandy entsandt, um die Lage dort etwas zu beruhigen. Und sie hat den Zugang zu Social-Media-Plattformen im ganzen Land blockiert. Denn auf Whatsapp, Twitter und Facebook kursieren Videos von Ausschreitungen, die praktisch nicht verifizierbar sind.

Befürchtet die Regierung, dass sich der Konflikt ausbreiten könnte?

Ja, das ist momentan die grosse Sorge der Regierung. Sie will auf jeden Fall vermeiden, dass sich dieser lokale, im Moment noch isolierte Konflikt ausbreitet. Deshalb hat sie den Ausnahmezustand über ganz Sri Lanka verhängt. Sie hat auch grösstes Interesse daran. Denn die Regierung besteht aus einem Bündnis von buddhistischen, hinduistischen und islamischen Parteien. Wenn diese nun beginnen, sich gegenseitig zu bekämpfen, würde das die Regierung schwächen. Eine Regierung, die ohnehin schon sehr schwach ist.

Radikale buddhistische Mönche wollen aus Sri Lanka ein rein buddhistisches Land machen.

In Sri Lanka herrschte rund 25 Jahre lang Bürgerkrieg. Damals stand vor allem der Konflikt zwischen den Singhalesen und den Tamilen im Vordergrund. Verlaufen noch andere Gräben durch das Land?

Ja, es laufen in der Tat viele Gräben durch das Land: ethnische, religiöse und soziale. In Sri Lanka ist die Bevölkerungsmehrheit buddhistisch. Die Singhalesen leben im Süden des Landes. Sie machen etwa 70 Prozent der Bevölkerung aus. Zu den Minderheiten gehören mit 13 Prozent die Tamilen im Norden, sie sind Hindus. Die Muslime sind im ganzen Land verteilt und machen etwa 9 Prozent aus. Seit dem Ende des Bürgerkrieges kommt es immer wieder zu Gewaltausbrüchen zwischen radikalen buddhistischen Gruppierungen und einer dieser beiden Minderheiten. Anführer sind radikale buddhistische Mönche. Diese wollen aus Sri Lanka ein rein buddhistisches Land machen.

Das Gespräch führte Miriam Knecht.

Jederzeit top informiert!
Erhalten Sie alle News-Highlights direkt per Browser-Push und bleiben Sie immer auf dem Laufenden.
Schliessen

Jederzeit top informiert!

Erhalten Sie alle News-Highlights direkt per Browser-Push und bleiben Sie immer auf dem Laufenden. Mehr

Push-Benachrichtigungen sind kurze Hinweise auf Ihrem Bildschirm mit den wichtigsten Nachrichten - unabhängig davon, ob srf.ch gerade geöffnet ist oder nicht. Klicken Sie auf einen der Hinweise, so gelangen Sie zum entsprechenden Artikel. Sie können diese Mitteilungen jederzeit wieder deaktivieren. Weniger

Sie haben diesen Hinweis zur Aktivierung von Browser-Push-Mitteilungen bereits mehrfach ausgeblendet. Wollen Sie diesen Hinweis permanent ausblenden oder in einigen Wochen nochmals daran erinnert werden?

Meistgelesene Artikel