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Ausstellung Rossija in Moskau So präsentiert sich Putins Russland im eigenen Land

Eine Ausstellung in Moskau preist die Errungenschaften Russlands. Auch die «neuen Regionen» des Landes sind vertreten.

In Moskau herrscht nach dem Jahreswechsel noch immer festliche Stimmung, die Ausstellung Rossija, kurz Russland, ist gut besucht. Auf dem Expo-Gelände im Norden der Stadt Moskau wird jede Teilrepublik und Region an einem eigenen Stand präsentiert – von Kaliningrad am baltischen Meer bis zum Pazifik.

Die eigentlich sehr vielfältigen russischen Regionen werden einfallslos gezeigt, mit einer Mischung aus kitschiger Folklore und sowjetisch angehauchtem Technik-Fetischismus. An den Ständen stehen strahlende, junge Menschen in traditioneller Tracht und zeigen auf Bildschirme, auf denen Raketen in die Luft geschossen oder Flugzeuge aus Hangaren gezogen werden.

Gleich zwei Regionen verkaufen sich als die «Heimat der Aviatik», viele zeigen ihre Verbindungen zur russischen Raumfahrtindustrie. Dagestan im Nordkaukasus prahlt mit dem Bau einer neuen Müllsortierungsanlage, das benachbarte Tschetschenien lockt mit einem Schiessstand.

«Uns hat es sehr gut gefallen, es war super organisiert und mein Kind hat vieles ausprobiert und angeschaut», erzählt eine Frau, die von der Krim hierhergereist ist. «Hier sieht man, dass es die Menschen sind, die unser Land ausmachen», sagt Olga aus der Stadt Noginsk nahe Moskau: «Vom Fabrikarbeiter bis zum Akademiker: Die guten, aktiven und klugen Leute, die hier leben, sind Russlands grösste Errungenschaft.»

Ukraine-Krieg wird in Ausstellung zum Thema

Wladislaw aus Nowosibirsk macht die Ausstellung stolz auf Russland: «Unser Land ist riesig, schön und widerstandsfähig. Es boomt», sagt er. Auch die «neuen Regionen» habe er interessant gefunden. «Wir sind Patrioten, wir unterstützen sie natürlich», fügt seine Begleiterin Tatiana hinzu.

Mit den «neuen Regionen» sind die Teile der Ukraine gemeint, die Russland im vergangenen Jahr besetzt und per Scheinreferendum annektiert hat. So findet auch der Krieg Ausdruck in der Ausstellung Rossija.

Die Ausstellung zeigt die Einheit des russischen Volkes.
Autor: Tatiana Russische Bürgerin aus Nowosibirsk

Beim Stand zur selbsternannten Volksrepublik Donezk wird die Mär vom faschistischen Regime in Kiew nacherzählt. Bei der Region Saporischja kann man den Soldaten an der Front einen Brief schreiben, bei der Region Cherson wird die Schönheit der Natur betont. Vom Hauptort, der Stadt Cherson, welche die Ukrainer zurückerobern konnten, werden keine Bilder gezeigt.  

Die Stände zu den «neuen Regionen» sind weniger gut besucht als die anderen. Trotzdem gilt es als selbstverständlich, dass auch sie zur Russland-Ausstellung gehören. «Wir kennen diese Regionen schon, das sind ja unsere Nachbarn», sagt die Frau aus der Krim gelassen. Auch die Krim wurde im Jahr 2014 von Russland annektiert.  

«Die Ausstellung zeigt die Einheit des russischen Volkes», sagt Tatiana und ergänzt: «Wir halten zusammen wie eine Faust.»

Solche Reaktionen dürften den Kreml freuen, denn jüngst hat in Russland der Wahlkampf begonnen. Im März will Wladimir Putin mit einem Rekordergebnis als Präsident des Landes wiedergewählt werden.

Die Ausstellung offenbart, wie sich Putin mit seinem Russland dem Volk zeigen will: Die abgelegenen Provinzen des Landes, die chronisch unterentwickelt sind, seien Zentren des technologischen Fortschritts und durch die «Spezialoperation» in der Ukraine werde Russland vervollständigt – so der Tenor.

Echo der Zeit, 29.12.2023, 18:00 Uhr

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