Tiffany Howard steht in der Küche und es fliesst kein Wasser aus dem Hahn. «Die Infrastruktur ist die grösste Herausforderung in Ghana», sagt die 35-jährige US-Amerikanerin. Doch auch kulturell ist vieles anders auf afrikanischem Boden: «Einmal ging ich in einem sehr engen Kleid aus. Alle starrten mich an, eine Bekannte grüsste mich nicht einmal mehr.» Unterdessen kleidet sich Tiffany dezenter. «Eigentlich bin ich nicht so konservativ, doch ich passe mich an.»
Ghanas Jahr der Rückkehr
Afrika faszinierte Tiffany schon immer. In einem Chatroom einer ghanaischen Radiostation lernte sie einen Ghanaer aus Deutschland kennen, er zog zu ihr nach Philadelphia und die beiden heirateten. 2010 beschlossen sie, nach Ghana zu ziehen.
Die ghanaische Regierung hat die Sehnsucht der Afroamerikaner nach ihren Wurzeln erkannt und ruft diese nun in Kampagnen offiziell zur «Rückkehr» auf. Vor zwei Jahren wurde gar das «Year of return» für Nachkommen afrikanischer Sklaven ausgerufen. Das kurbelte den Tourismus an. Doch die Rückkehrer sind auch als Einwanderer und Investoren willkommen.
Für schwarze Amerikaner ist alles schwieriger: Bankgeschäfte, Kredite, Autokauf... Alltägliche Sachen sind in den USA mühsam – nur weil wir schwarz sind.
Einige der Touristen sind inzwischen dauerhaft nach Ghana gezogen. Die Kampagne der Regierung geht weiter – offizielle Zahlen dazu gibt es aber nicht.
Das Leben in Westafrika sei weniger stressig, sagt Asha Boakye. Die Freundin von Tiffany ist auch eine US-Emigrantin. Etwa bei Begegnungen mit der Polizei: «Ich habe hier keine Panikattacken mehr, wenn ich einen Polizisten sehe. Das gibt mir mehr Lebensqualität.» Asha lebt seit sieben Jahren in Ghana und führt eine Lastwagenvermietung. Das wäre in ihrer Heimat nicht möglich gewesen, sagt sie: «Für schwarze Amerikaner ist alles schwieriger: Bankgeschäfte, Kredite, Autokauf... Alltägliche Sachen sind in den USA mühsam – nur weil wir schwarz sind.»
Medienwirksame Einbürgerung
Auch Tiffany erzählt davon, wie die Polizeigewalt in den USA sie noch immer beschäftigt – ihr Bruder lebt in den USA. Ihre Mutter ist Tiffany mittlerweile nach Accra nachgefolgt. Hier ist das Leben zwar weniger komfortabel als in den USA, dafür um einiges günstiger. Tiffany hält ihre Familie mit der Arbeit als freischaffende Texterin für US-Unternehmen über Wasser.
Ghana ist für Tiffany zur neuen Heimat geworden. «Ich habe einen neuen Teil meiner Identität entdeckt», erklärt sie. Vor eineinhalb Jahren wurde Tiffany in Ghana eingebürgert, in einer medienwirksamen Zeremonie zusammen mit über hundert anderen Amerikanern. «Das war aufregend, ich durfte dem Präsidenten die Hand schütteln.»
Wie Tiffany haben viele schwarze Amerikaner auf der anderen Seite des Atlantiks ein neues Zuhause gefunden.