Der chinesische Grosskonzern Baidu bringt Robotaxis in die Schweiz. Das Unternehmen betreibt weltweit bereits über 1000 fahrerlose Autos. Der Baidu-Manager Halton Niu im Interview über die Expansionspläne.
SRF News: Halton Niu, wie weit sind Sie mit ihren Expansionsplänen in die Schweiz?
Wir haben in diesem Jahr, kurz nach dem Frühlingsfest, Gespräche mit den Schweizer Behörden und unseren lokalen Partnern aufgenommen. Wir haben bereits mehrere Autos in die Schweiz verschifft. Sie könnten diese schon Anfang nächsten Monats sehen. Wir wollen unsere Technologie so schnell wie möglich in die Schweiz bringen, voraussichtlich noch in diesem Jahr oder Anfang nächsten Jahres.
Kam die Initiative von der Schweizer Regierung oder von Baidu?
Eigentlich kam sie von beiden Seiten. Sie suchten einen Partner, der seine Technologie und seine operative Erfahrung den europäischen Kunden näherbringen wollte. Wir suchen nach Märkten mit sehr guter Infrastruktur und innovationsfreundlicher Politik. Wir sind in den letzten Monaten aufeinander zugegangen und alles lief reibungslos.
Warum sind Sie der richtige Partner?
Einige Beamte der Schweizer Regierung waren bereits in Wuhan in China und haben alles erlebt. Wir haben hier in der Stadt mit einer riesigen Bevölkerung rund 1000 Autos im Einsatz. Das ist keine Demo-Show. Unsere Technologie ist Teil des Alltags. Wir haben die Testphase hinter uns, erheben Gebühren und betreiben die Plattform kommerziell. Das Auto selbst ist ein Luxusauto mit Musik und Massage. Wenn Sie mit eigenen Augen gesehen haben, wie wir das hier im Alltag in diesem Umfang handhaben, dann sind auch Sie zuversichtlich, dass wir das überall auf der Welt anbieten können.
Die Schweiz ist aber doch recht anders als China?
In Wuhan ist der Verkehr im Vergleich zur Schweiz viel komplizierter: Die Strassen sind voll, es gibt viele Elektroroller, Autos und Busse. Auch in Festlandchina und Hongkong gibt es einige Bergstrassen. Wir sind daher überzeugt, dass wir die Herausforderungen in der Schweiz gut meistern können.
Wir kommen mit jedem Wetter zurecht.
Schneit es denn auch in Wuhan?
Im Winter kann es in Wuhan schneien. Im Sommer regnet es hier stark, wie überall in Südchina. Im Sommer ist es auch sehr heiss, vielleicht ähnlich wie in Dubai. Wir kommen mit jedem Wetter zurecht.
In jedem Markt, in welchen wir expandieren, werden wir die Daten in einem lokalen Rechenzentrum speichern.
Sie sind ein chinesischer Grosskonzern, der in die Schweiz expandiert. Was machen Sie mit den Daten der Nutzerinnen und Nutzer?
Diese Frage wird uns oft von Partnern und Regierungen gestellt. In jedem Markt, in welchen wir expandieren, werden wir die Daten in einem lokalen Rechenzentrum speichern. Wir sprechen zurzeit mit mehreren Partnern darüber, wo wir das lokale Rechenzentrum innerhalb der Europäischen Union oder innerhalb Europas ansiedeln werden.
Warum haben Sie die Schweiz als Ihren ersten europäischen Hauptsitz gewählt?
Die Schweiz ist innovationsfreundlich und unterstützt moderne Technologien. Sie verfügt über eine sehr gute Infrastruktur. Sie ist Hub für KI-Technologien in Europa. Das ist also ein sehr guter Start für uns. Wir haben dieses Jahr eine neue Niederlassung in Zürich gegründet und stellen jetzt auch lokale Mitarbeiter ein.
Das Gespräch führte Lukas Messmer.