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Bauvorhaben in Genua Italien: Eine geplante Seilbahn spaltet die Gemüter

Die Stadtverwaltung von Genua plant für 40 Millionen Euro eine neue Seilbahn zur Festung Forte Begato. Die Streckenführung zum Berg führt über ein Wohnquartier – dort ist man alles andere als begeistert.

Eine neue Attraktion soll sie werden, die Seilbahn zur Forte Begato, einer Festung aus dem 19. Jahrhundert oberhalb von Genua. Bis zu 800 Personen pro Stunde sollen so vom Meer direkt auf den Berg transportiert werden.

Für die vielen Kreuzfahrttouristinnen und -touristen sei das ein neuer Anziehungspunkt, aber die Seilbahn sei auch ein Transportmittel für Einheimische ins Naherholungsgebiet, so die Stadtverwaltung von Genua.

Blick auf die Forte Begato in Genua.
Legende: Die Festung wurde zwischen 1818 und 1831 erbaut. Wikimedia Commons/Bbruno

Die zweieinhalb Kilometer lange Seilbahn schwebt dabei über einen Teil der Stadt, genauer über das Wohnquartier Lagaccio. Bei den Anwohnerinnen und Anwohnern, die im Quartier leben, kommen die Pläne der Stadt nicht gut an.

«Ich dachte, ich würde in einem ruhigen Viertel leben. Stattdessen werde ich bald ein Ökomonster vor meinem Haus und über dem Kopf haben», sagt Antea Guzzi vom Bürgerkomitee «Con i piedi per terra». Das Bürgerkomitee kämpft gegen den Bau der Seilbahn.

Eine solche würde Lärm ins Quartier bringen, die Sicherheit gefährden und den Wert der Häuser mindern – auch darum, weil einer der rund 70 Meter hohen Masten der Seilbahn mitten im Quartier stehen soll.

Projekt Seilbahn Begato

Hohe Kosten

Aber auch die Kosten des Projektes sorgen für Unmut. 40 Millionen Euro sind dafür geplant. Das Geld dafür stammt aus einem Ergänzungsfonds, für den der italienische Staat geradesteht. Abgesehen davon, so Stadträtin Cristina Lodi, gebe es in Genua bereits Zahnradbahnen, mit denen man in die Höhe fahren könne.

Man könnte das Vorhandene nutzen und ein Verbindungssystem mit Shuttlebussen schaffen.
Autor: Cristina Lodi Stadträtin von Genua

Eine dieser Bahnen könnte man nun verlängern, um die Besucherinnen und Besucher zur Forte Begato zu transportieren, findet Lodi. Das sei günstiger als der Bau der geplanten neuen Seilbahn: «Ohne grosse Ausgaben könnte man das Vorhandene nutzen und ein Verbindungssystem mit Shuttlebussen schaffen.»

Doch so eine Studie sei nicht durchgeführt worden, von einem Ausbau der Zahnradbahn sei nicht die Rede und «es besteht offensichtlich der politische Wille, nur die Seilbahn zu bauen», sagt Lodi.

Seilbahn als neue Attraktion für Genua

Anders sieht das die Stadtverwaltung von Genua. Die Seilbahn solle die Attraktivität der Stadt erhöhen, sagt Vizebürgermeister Pietro Piciocchi.

Sie wird auch ein Markenzeichen von Genua werden.
Autor: Pietro Piciocchi Vizebürgermeister von Genua

«Sie ist natürlich nicht nur für Kreuzfahrtpassagiere gedacht, sondern wird auch ein Markenzeichen von Genua werden», meint er. Zudem sei die Seilbahn ein nachhaltiges städtisches Mobilitätssystem. «Es handelt sich um eine Infrastruktur der allerneuesten Generation, teilweise energieautark, die sich sehr gut und harmonisch in den Kontext einfügt und vor allem sehr leise ist», so Piciocchi.

Trotz der Opposition will die Stadtverwaltung von Genua an ihren Plänen festhalten und Ende Sommer, Anfang Herbst mit dem Bau der Seilbahn beginnen. Das Bürgerkomitee seinerseits hat vor dem Regionalgericht Rekurs eingereicht.

Tagesschau, 8.8.2023, 12:45 Uhr

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