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Bei Militäraktion gegen PKK Dreizehn tote Türken in einer Höhle im Nordirak gefunden

Der Konflikt zwischen der Türkei und den Kurden im Nordirak geht weiter – auf Leben und Tod.

Was ist passiert? Das türkische Militär hat im Rahmen eines Militäreinsatzes gegen die PKK – die kurdische Arbeiterpartei – im Nordirak 13 Leichen von mutmasslich entführten Türken entdeckt. Die toten Männer wurden rund 25 Kilometer von der türkischen Grenze entfernt in einer Höhle gefunden. Die Türkei führt seit vergangenem Mittwoch eine Militäraktion in der Provinz Dohuk im Nordirak durch.

Wer sind die Toten? Es handelt sich um aus der Türkei entführte Polizisten und Soldaten. Zehn von ihnen seien gemäss dem Gouverneursamt der Provinz Malatya, wohin die Toten repatriiert worden sind, identifiziert worden. Sie seien schon 2015 und 2016 entführt worden. «Nachdem bekannt wurde, dass türkische Geiseln tot aufgefunden worden sind, forderte die regierungsnahe Presse eine Grossoffensive im Norden Iraks, um das Hauptquartier der PKK einzunehmen», sagt Thomas Seibert, Journalist in Istanbul gegenüber SRF.

Was sagt die PKK? Die PKK bestreitet, dass die Männer während des Anmarsches der türkischen Armee umgebracht worden seien und sagt, die Leute seien bei Luftangriffen der türkischen Armee ums Leben gekommen. Die PKK sei zwar rücksichtslos genug, um so etwas zu machen, sagt Journalist Seibert. Doch: «Die PKK hat sich noch nie durch die Ermordung von Geiseln hervorgetan. Geiseln sind für die PKK nur wichtig, solange sie am Leben sind. So können sie bei Gefangenenaustausch eingesetzt werden, oder bei anderen Händeln mit der türkischen Regierung.»

Nützt der Vorfall innenpolitisch der Regierung Erdogan? Es werde nun innenpolitisch vor allem über ein Verbot der bisher legalen kurdischen Partei, der HDP, diskutiert, sagt Seibert. «Sie ist die drittstärkste Partei im Parlament in Ankara.» Seit langem fordern die Verbündeten des Regierungschefs ein Verbot dieser Partei. Die Regierung selbst versuche, die Opposition weiter zu spalten, indem sie behauptet, dass jeder, der mit der HDP kooperiere, ein Unterstützer der Terrororganisation PKK sei.

Warum hat die Türkei Soldaten im Nordirak? Die türkische Regierung und die PKK bekämpfen sich seit Jahrzehnten. Das türkische Militär geht immer wieder gegen PKK-Stellungen im Südosten des Landes und im Nordirak vor. Die PKK gilt in der Türkei, Europa und den USA als Terrororganisation. Ihr Hauptquartier ist in den nordirakischen Kandil-Bergen. Doch der Unmut der irakischen Regierung gegenüber der türkischen Militärpräsenz in Irak wächst. Mehrfach wurde der türkische Botschafter nach Bagdad einbestellt. Der Irak hat auch Beschwerden beim UN-Sicherheitsrat eingelegt. Die Türkei hat nach Angaben des Centrums für Türkeistudien in Berlin etwa 2500 Soldaten im Nordirak stationiert. Die Türkei engagiert sich auch militärisch im Nachbarland Syrien.

SRF 4 News, 15.02.2021, 07:45 Uhr ; 

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