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Belgorod Russisches Militärflugzeug stürzt ab: Das ist bekannt

Die Ursache des Absturzes ist unklar. Die Angaben über die Insassen des Flugzeuges sind widersprüchlich. Ein Überblick.

Was ist passiert? Am Mittwochmittag ist nordöstlich der russischen Stadt Belgorod, an der Grenze zur Ukraine, ein russisches Militärflugzeug abgestürzt. Der Gouverneur der russischen Region schrieb auf seinem Telegramkanal, alle Insassen an Bord seien ums Leben gekommen. Beim Flugzeug handelt es sich um eine Iljuschin Il-75, ein grosses militärisches Transportflugzeug, das für den Transport von Truppen, Fracht und Waffen ausgelegt ist.

Was verursachte den Absturz? Bis jetzt gibt es keine bestätigte Absturzursache. Russland wirft den ukrainischen Streitkräften den Abschuss der Maschine vor. Der Chef des Verteidigungsausschusses der Staatsduma, Andrej Kartapolow, behauptet, die Maschine sei mit amerikanischen oder deutschen Flugabwehrraketen abgeschossen worden. Experten bezweifeln jedoch, dass die Ukraine die teuren Flugabwehrsysteme direkt an der Grenze aufgestellt hat, wo sie für Russland leicht zu bekämpfen sind. Am Donnerstag wurden laut russischen Angaben beide Flugdatenschreiber geborgen.

Anschuldigungen von russischer Politik

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Russische Abgeordnete zogen während einer Debatte über den Absturz auch Verbindungen nach Deutschland. Der Vorsitzende der Duma, Wjatscheslaw Wolodin, kündigte eine Mitteilung an den US-Kongress und den Deutschen Bundestag an, «damit ihre Abgeordneten endlich klar sehen können, wen sie finanzieren und wem sie helfen». Die Ukraine habe ihre eigenen Soldaten «mit amerikanischen und deutschen Raketen» abgeschossen.

Wer sass im Flugzeug? Soweit gibt es keine unabhängigen Angaben, wen oder was das Flugzeug transportierte. Das russische Verteidigungsministerium behauptet, es seien 65 ukrainische Kriegsgefangene an Bord gewesen, die zu einem Austausch geflogen werden sollten. Ausserdem seien sechs Mann Besatzung und drei Begleitpersonen in der Maschine gewesen. Die russischen Behörden haben am Donnerstag die Namen des getöteten Piloten und weiterer fünf Besatzungsmitglieder veröffentlicht. Am frühen Mittwochabend teilte der ukrainische Militärgeheimdienst HUR mit, dass es keine verlässlichen und umfassenden Informationen gebe, wer genau und wie viele sich an Bord befunden hätten.

War tatsächlich ein Gefangenenaustausch geplant? Die Ukraine bestätigte, dass für Mittwoch eigentlich ein Austausch von Kriegsgefangenen geplant gewesen war. Dafür seien alle Vereinbarungen eingehalten und die russischen Soldaten pünktlich zum Austauschort gebracht worden, teilte der Geheimdienst mit. Im Gegensatz zu früheren Austauschen sei die Ukraine nicht gebeten worden, die Sicherheit im Luftraum um das Gebiet von Belgorod zu gewährleisten.

Selenski fordert internationale Aufklärung

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Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski hat nach dem Flugzeugabsturz eine internationale Aufklärung gefordert. Der ukrainische Militärgeheimdienst HUR versuche derzeit mehr über das Schicksal der Dutzenden ukrainischen Kriegsgefangenen zu erfahren, die laut Moskauer Angaben an Bord der Maschine gewesen sein sollen, sagte Selenski in seiner abendlichen Ansprache am Mittwoch.

Er warf der Regierung in Moskau, «mit dem Leben der ukrainischen Kriegsgefangenen zu spielen».

Er habe zudem den ukrainischen Aussenminister Dmitro Kuleba angewiesen, ausländische Partner mit allen Informationen zu versorgen, die der Ukraine zur Verfügung stünden. «Unser Staat wird auf eine internationale Aufklärung bestehen», betonte er. Selenski sagte ausserdem: «Es ist offensichtlich, dass die Russen mit dem Leben von ukrainischen Gefangenen, mit den Gefühlen ihrer Angehörigen und mit den Emotionen unserer Gesellschaft spielen.»

Was könnte die fehlende Sicherheit des Luftraums bedeuten? Dass die ukrainische Seite dieses Mal nicht über die genauen russischen Transportmittel in Kenntnis gesetzt worden sei, «könnte auf vorsätzliche Massnahmen Russlands hinweisen, die darauf abzielen, das Leben und die Sicherheit von Gefangenen zu gefährden», schrieb der ukrainische Geheimdienst. Staatliche russische Medien werteten die Mitteilung als indirekte Bestätigung dafür, dass die Ukrainer das Flugzeug mit ihren eigenen Soldaten an Bord abgeschossen hätten. Offiziell gibt es eine solche Bestätigung aus Kiew allerdings nicht.

Wie geht es nun weiter? Die ukrainische Koordinierungsstelle für Kriegsgefangene erklärte, sie untersuche den Absturz, warnte aber auch vor russischen «Informationsoperationen gegen die Ukraine, welche darauf abzielen, die ukrainische Gesellschaft zu destabilisieren». Der russische Aussenminister Sergei Lawrow forderte derweil eine Dringlichkeitssitzung des UNO-Sicherheitsrats.

Tagesschau, 24.01.2024, 19:30 Uhr ; 

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