Die nepalesischen Behörden haben in der Region Karnali und Sudurpashim rund 100 Gipfel bestimmt, für deren Besteigung keine Gebühren mehr bezahlt werden müssen. Die Massnahme gilt für zwei Jahre. Warum diese Gebiete gefördert werden, während für den Bergsteigertourismus am Mount Everest immer strengere Regeln gelten, erklärt SRF-Korrespondentin Maren Peters.
Warum haben bisher nur ganz wenige diese Gipfel bestiegen?
Wir reden hier von sehr abgelegenen, unterentwickelten Berggegenden in Nepal. Es ist mühsam, dorthin zu gelangen. Es gibt keine direkte Flugverbindung von der Hauptstadt Kathmandu aus. Flüge fallen wetterbedingt oft aus. Und vor Ort gibt es nur wenige Strassen, die in einem guten Zustand sind. Es gibt auch kaum touristische Infrastruktur wie Hotels oder Restaurants. Um das alles aufzubauen, braucht es Zeit, Geld und Koordination. Der Staat Nepal ist sehr arm, der kann das allein nicht leisten. Und darum braucht es auch private Investoren, die bereit sind, Geld und Know-how einzubringen. Es braucht auch lokale Anwohner und Anwohnerinnen, die mitziehen, die entsprechend geschult werden. Und darüber hinaus braucht es auch viel Werbung, um Bergtouristinnen und -Touristen in diese schönen, aber eben noch weitgehend unbekannten und unerschlossenen Gegenden zu locken.
Die Behörden ergreifen gleichzeitig Massnahmen gegen den Übertourismus am Mount Everest. Wie passt dies zusammen?
Was diese Massnahmen verbindet, ist die Erkenntnis, dass Nepal zwar sehr attraktiv ist für Bergtouristinnen und -touristen aus aller Welt ist, dass sich deren Interesse aber auf wenige Hotspots konzentriert. Der Mount Everest bleibt ein attraktives Ziel. Doch er kann den Ansturm kaum mehr bewältigen. Das führt zu vielen Problemen: stundenlange Wartezeiten am Berg, mehr Unfälle, zu viele Helikopterflüge und Tonnen von Abfall, die dort oben liegen bleiben.
Um diesen Ansturm zu begrenzen, wird Nepal die Gebühr für Gipfelstürmer ab September erstens von 11’000 auf 15'000 US-Dollar erhöhen und eine Zugangshürde vorschreiben. Im Moment kann noch jeder auf den Everest, der sich die hohe Gebühr und professionelle Begleitung leisten kann. Künftig sollen das nur noch Leute dürfen, die schon mindestens einen Siebentausender erklommen haben. Und üben könnten sie dann zum Beispiel auch in den abgelegenen Gegenden im Nordwesten des Landes, die Nepal jetzt fördern möchte. Dort gibt es einige Siebentausender. Und das alles hätte den Vorteil, dass die Tourismuseinnahmen besser über das Land verteilt würden und auch abgelegene Gegenden mehr vom Bergtourismus profitieren könnten.
Wie nachhaltig ist der Bergtourismus in Nepal überhaupt?
Der ist sehr sinnvoll und nachhaltig. Bergtourismus ist im rohstoffarmen Nepal eine wichtige Einnahmequelle und schafft schon jetzt mehr als eine Million Arbeitsplätze für Bergführer, Gastwirtinnen oder Sherpas. Dass dieses arme Land langfristig auf Tourismus setzt, das macht grundsätzlich Sinn. Allerdings nur, wenn die negativen Begleiterscheinungen gemanagt werden, die sich in der Everest- und Annapurna-Region zeigen: Unmengen von Abfall, Bodenerosion, steigende Preise, Abholzung und eine Überbelastung des fragilen Ökosystems im Himalaya, das durch den Klimawandel ohnehin schon stark belastet wird.
Wie realistisch ist der Plan?
Es ist ein interessanter Ansatz. Aber dass der Plan schon in zwei Jahren aufgeht – solange sollen ja die Gebühren für diese knapp 100 Berggipfel vorerst erlassen werden – ist zu bezweifeln.