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Berufs-WM in Kasan Im Wettkampf mit China an der Wolga

Noch bis heute Abend stehen in Russland junge Schweizer Berufsleute im Wettkampf gegen internationale Konkurrenz.

Der Lärmpegel ist hoch in der Halle an der Berufsweltmeisterschaft im russischen Kasan. Die junge Schweizer Floristin Chantal Wiedmer trägt Ohropax während sie den Durchmesser der Vase für ihr Gesteck überprüft. Sie ist eine der 41 Schweizer Wettkampfteilnehmer, die sich seit Freitag gegen Berufsleute aus aller Welt misst. Das selbstgesteckte Ziel der Schweiz ist hoch: Man möchte den Schweizer Podestplatz in der Gesamtklassierung verteidigen.

Kein leichtes Unterfangen bei der Konkurrenz aus 62 Ländern. In Staaten wie China und Russland ist die Meisterschaft, eine Frage des Prestiges, für welches sehr viel investiert wird. Gleich neben der jungen Floristin aus Fankhaus im Emmental steht mit Yiwei Lu aus China einer der härtesten Konkurrenten, erzählt Franziska Wiedmer, die Mutter der Wettkampfteilnehmerin: «Ich habe gehört, dass die Asiaten sehr stark seien.»

Ein Feuerwerk für Kameras

Grossevents werden von Russland genutzt, um sich ausländischen Gästen von der besten Seite zu zeigen. Dass Kosten dabei zweitrangig sind, zeigte sich schon der mehrstündigen Eröffnungsfeier im Stadion der Fussball-WM von vergangenem Jahr. Mit Kasan als Austragungsort präsentiert Gastgeber Russland eine wirtschaftliche Vorzeigeregion. Die Teilrepublik Tatarstan gehört aufgrund der Ölindustrie zu den wenigen Regionen des Landes, die in den Staatshaushalt mehr einzahlen, als sie daraus beziehen. Die Infrastruktur vor Ort überrascht viele der Schweizer Gäste, die in Russland schlechtere Strassen erwartet haben, als die ausgebaute Verbindung zwischen Flughafen und dem Stadtzentrum.

Der Carrosseriespengler Sandro Sägesser sieht dennoch viel Arbeit für sich auf den Strassen: «Die meisten Autos, die ich hier gesehen habe sind sicher älter und haben mehr Beulen.» Die Erfahrungen in Russland sind für den jungen Aargauer jedoch einmalig: «Ich bin in der Welt noch nicht so weit rumgekommen, was ich bis jetzt an Kultur gesehen habe, finde ich umwerfend.»

Präsentation der Besten

Noch vor Wettkampfbeginn besuchten die Schweizer Teilnehmer eine Eliteschule in Kasan, die sich auf technische Berufe spezialisiert hat. «Wer an unserer Schule seinen Abschluss gemacht hat, der findet überall in Russland Arbeit.», erzählt die 16-jährige Sufija Mennibaewa, während sie ihre Konstruktionszeichnung präsentiert. Sie nimmt selbst noch nicht an der Berufsweltmeisterschaft teil, hat mit ihrer Konstruktion aber an den nationalen Meisterschaften Silber gewonnen. Sie gehört zu den besten ihrer Schule, die ausgewählt wurden dem Besuch eigene Projekte vorzustellen.

Das Schulsystem in Russland lässt sich nicht vergleichen mit dem dualen Bildungssystem der Schweiz. Praxiserfahrung gibt es nicht in einem Unternehmen, sondern im Rahmen von Projekten.

Aufmerksamkeit aus Bern

Im Vergleich zu den Investitionen der Konkurrenz scheint das Engagement der Schweiz verhältnismässig bescheiden. Aber auch die Schweizer Teilnehmer wurden während eines ganzen Jahres auf den Wettkampf vorbereitet.

Den Stellenwert der Berufsbildung zeigt sich auch mit dem Besuch von Wirtschaftsminister Guy Parmelin in Kasan. Seitens der Politik sei auch in Zukunft noch mehr Engagement nötig, ist der Bundesrat überzeugt: «Andere Länder arbeiten hart, weil sie sehen, dass das Schweizer System gut ist. Deswegen müssen nicht nur die jungen Leute arbeiten, sondern man muss in allen Bereichen und Berufen auch die Lehrer haben. Das ist unser Job!» Die Resultate der Wettkämpfe werden am Dienstagabend an der Schlussfeier verkündet.

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