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Besuch im Weissen Haus Was Trump vom saudischen Kronprinzen will – und umgekehrt

Mohammed bin Salman wird von US-Präsident Donald Trump im Weissen Haus empfangen. Damit ist der saudische Kronprinz endgültig rehabilitiert auf der internationalen Bühne. Die SRF-Korrespondenten Barbara Colpi und Thomas Gutersohn über einen Besuch, der Washington und die arabische Welt aufwühlt.

Barbara Colpi

USA-Korrespondentin

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Barbara Colpi berichtet seit Juli 2022 als Korrespondentin für Radio SRF und News Digital aus den Vereinigten Staaten. Sie ist seit 2005 bei Radio SRF und begann als Redaktorin in der Sportredaktion, wo sie 2008 die stellvertretende Leitung übernahm. Im Frühling 2016 wechselte die studierte Sozialanthropologin auf den Korrespondentenposten nach Lausanne.

Hier finden Sie weitere Artikel von Barbara Colpi und Informationen zu ihrer Person.

Gibt es Kritik am Besuch des saudischen Kronprinzen?

Menschen­rechts­organisa­tionen äussern grösste Bedenken und auch hier in Washington ist der Mord am saudischen Journalisten und Regimekritiker Jamal Khashoggi nicht vergessen. Die Strasse vor der saudischen Botschaft wurde 2022 nach Khashoggi benannt. Trump und bin Salman werden das Thema Menschenrechte jedoch ausblenden. 

Khashoggi
Legende: Jamal Khashoggi war auch für die «Washington Post» tätig. Die US-Geheimdienste sahen den saudischen Kronprinzen als Drahtzieher der Tat. Keystone/AP/Hasan Jamali

Trump erntet aber auch Kritik, da ihm vorgeworfen wird, mit diesem Besuch von innenpolitischen Themen ablenken zu wollen. Stichwort Epstein-Affäre. Das Repräsentantenhaus wird heute noch über die Veröffentlichung der Akten abstimmen. 

Wie sieht das Abkommen aus, das Trump abschliessen will?

Trump wird so weit gehen, dass er keine Zustimmung des Kongresses braucht. Es dürfte kein formales Verteidigungspaket mit Riad geben. Zu erwarten sind weitreichende US-Sicherheitsgarantien und Rüstungsgeschäfte. Dazu gehört auch, dass Trump angekündigt hat, den Verkauf der F-35-Kampfflugzeuge an Saudi-Arabien zu genehmigen. Das wäre ein politischer Wandel: Denn bisher war Israel das einzige Land in der Region mit den hochmodernen US-Jets.

Thomas Gutersohn

Nahost-Korrespondent

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Thomas Gutersohn lebt seit 2023 in Amman und berichtet für SRF aus dem Nahen Osten. Von 2016 bis 2022 war er als Südasien-Korrespondent tätig, zuvor hat er aus der Westschweiz berichtet. Gutersohn arbeitet seit 2008 bei SRF und hat in Genf Internationale Beziehungen studiert.

Was erhofft sich Mohammed bin Salman von den USA?

Er will en wasserdichtes Sicherheitsabkommen mit den USA, das etwa der Nato gleichkommen würde. Die bestehende strategische Partnerschaft mit Washington reicht bin Salman nicht. Womöglich aus gutem Grund: Während Trumps erster Amtszeit wurde Saudi-Arabien vom Jemen her angegriffen. Damals fühlten sich die Saudis im Stich gelassen.  

Aramco-Ölfelder in Saudi-Arabien
Legende: Bei der Attacke 2019 wurden auch Aramco-Ölfelder in Saudi-Arabien getroffen. Keystone/EPA/VALDRIN XHEMAJ

Katar hat jüngst einen Sicherheitspakt mit den USA geschlossen. Auch das ist zu wenig für den saudischen Kronprinzen. Er will, dass sich die USA verpflichten, einzugreifen, wenn Saudi-Arabien bedroht sein sollte. Vor dem 7. Oktober 2023 und dem nachfolgenden Gaza-Krieg zogen die USA bereits ein Militärbündnis in Erwägung. Als Gegenleistung hätte Saudi-Arabien den Abraham-Abkommen beitreten sollen, also seine Beziehungen mit Israel normalisieren sollen. 

MBS und Trump
Legende: Bestens gelaunt im Oval Office: Der saudische Kronprinz muss in Washington jedoch auch Rücksichten auf die Befindlichkeiten seiner Bevölkerung nehmen. Getty Images/Win McNamee

Welche Rolle spielt die Palästina-Frage?

Bin Salman ist wohl noch immer nicht bereit, den Trade-off betreffend der Abraham-Abkommen einzugehen. Auch wenn es jetzt einen Friedensplan für Gaza gibt und dieser selbst vom UNO-Sicherheitsrat akzeptiert wird: Den arabischen Ländern geht das schlicht nicht weit genug. Sie brauchen konkrete Zusicherungen für einen Staat Palästina. Bin Salman würde in der arabischen Welt und auch bei seiner Bevölkerung viel Glaubwürdigkeit verlieren, wenn er hier ausscheren sollte.

Wie wichtig sind die F-35-Kampfjets für Saudi-Arabien?

Israel würde durch diesen Deal quasi seine militärische Lufthoheit in der Region verlieren. Aber auch innerhalb der arabischen Welt hätten die US-Kampfjets grosse Wirkung. Die Emirate sind bereits Teil der Abraham-Abkommen, Katar hat ein weitreichendes Sicherheitsabkommen mit den USA. Die F-35 könnten Riad helfen, dieses Kräfteverhältnis wieder auszugleichen. Auch wenn die Kampfjets noch nicht der ganz grosse Wurf für den Kronprinzen wären.

Echo der Zeit, 18.11.2025, 18 Uhr ; 

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