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Besuch in Moskau «Die Temperatur liegt nahe am Gefrierpunkt»

Für US-Aussenminister Rex Tillerson wird das Treffen mit Sergej Lawrow in Moskau schwierig. Zu verschieden sind die Haltungen der USA und Russlands im Syrienkonflikt.

  • Als erstes Mitglied der neuen US-Regierung weilt Aussenminister Rex Tillerson heute in Moskau.
  • Dabei trifft er seinen Kollegen Sergej Lawrow und dem Vernehmen nach auch Präsident Wladimir Putin zu Gesprächen. Letzteren kennt Tillerson aus seiner Zeit als Chef des Ölkonzerns ExxonMobil.
  • Neben Syrien dürften auch die Ukraine und Nordkorea Thema der Gespräche sein.

David Nauer

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David Nauer ist Korrespondent von Radio SRF in Russland. Von 2006 bis 2009 hatte Nauer für den «Tages-Anzeiger» aus Moskau berichtet, anschliessend aus Berlin.

SRF News: Wie eisig ist der Wind, der Tillerson in Moskau entgegenweht?

David Nauer: Die Temperatur ist nahe am Gefrierpunkt. Die Russen sind ziemlich verärgert über den amerikanischen Angriff auf Syrien letzte Woche. Aus dem russischen Aussenministerium verlautete am Dienstag, die Beziehungen zu den USA seien so schwierig, wie seit dem Ende des Kalten Krieges nicht mehr.

Der US-Aussenminister kommt mit der Forderung der G7 nach Moskau, wonach Russland mit dem syrischen Machthaber Bashar al-Assad brechen soll. Wie reagiert man darauf in Moskau?

Der Kreml reagiert traditionell allergisch auf Vorschläge oder Forderungen des Westens. Führende russische Politiker stellten sich denn auch demonstrativ vor Assad. Zudem meldete sich Präsident Wladimir Putin zu Wort und wiederholte die russische Haltung, wonach Assad mit dem Giftgasangriff nichts zu tun habe . Gemäss dieser These setzten syrische Rebellen das Giftgas frei, um Assad zu diskreditieren.

Russland will nicht als Unterstützer eines Kriegsverbrechers dastehen. Gleichzeitig will man mit Assad einen wichtigen Verbündeten nicht verlieren.

Heisst das, dass die Unterstützung Assads durch Russland für Moskau nicht verhandelbar ist?

Russland wird Assad kaum unmittelbar fallen lassen. Der Kreml reagiert sehr ungern auf Druck von aussen, zudem ist der syrische Präsident für Moskau viel zu wichtig. Dank Assad hat Russland eine Art geopolitischen Frühling erlebt: Er hat die russischen Truppen ins Land geholt, inzwischen ist deren Einsatz in Syrien ein Symbol für den neuen Status Russlands als Grossmacht. Ein wichtiger russischen Politiker sagte gestern allerdings auch, dass es mit der russischen Unterstützung für Assad rasch vorbei wäre, falls sich herausstellen sollte, dass dieser tatsächlich Giftgas eingesetzt habe.

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Bei chemischen Waffen zieht also auch Russland eine rote Linie?

Ja, eindeutig. Allerdings ist es – wie in anderen Konflikten ebenfalls – auch hier so, dass Russland die Rollen von Gut und Böse genau umgekehrt sieht es der Westen tut. Zwar hält Moskau daran fest, dass nicht Assad die Chemiewaffen eingesetzt habe. Dabei versucht es einen Balanceakt: Man will vor der Weltgemeinschaft nicht als jemand dastehen, der einen Kriegsverbrecher unterstützt, gleichzeitig will man mit Assad einen wichtigen Verbündeten nicht verlieren.

Sind angesichts der schwierigen Umstände beim Besuch von US-Aussenminister Tillerson in Moskau überhaupt konstruktive Gespräche möglich?

Das ist schwer zu sagen. Tatsache ist, dass die Erwartungen in Moskau sehr klein sind. Man hatte gehofft, dass sich die Beziehungen zu den USA mit der Regierung Trump verbessern würden , jetzt ist das Gegenteil eingetroffen . Das ist sehr bitter für Moskau. Allerdings dürfte die diplomatische Floskel auch in diesem Fall zutreffen, wonach man besser miteinander spricht, als übereinander.

Das Gespräch führte Hans Ineichen.

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