Zum Inhalt springen

Beziehung China-Russland Xi im Kreml – Doppelspiel mit eindeutigen Interessen

Chinas Staatschef Xi Jinping ist zu Gast in Moskau beim Amtskollegen Wladimir Putin – mit einem 12-Punkte-Friedensplan für die Ukraine. Peking suche bei seinem Streben nach Weltvorherrschaft nun eine Lösung, bei der Putin nicht völlig desavouiert werde, sagt der Sinologe Bernhardt Bartsch vom Mercator Institut für China-Studien in Berlin.

Bernhard Bartsch

Sinologe

Personen-Box aufklappen Personen-Box zuklappen

Bernhard Bartsch ist Sinologe beim MERICS, dem Mercator Institut für China-Studien in Berlin. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören die deutsche und europäische Chinapolitik, Herausforderungen der wirtschaftlichen Verflechtung, Chinas Rolle als globaler Akteur und Szenarienentwicklung.

SRF News: Wie sehr ist China an einem Frieden in der Ukraine interessiert?

Bernhard Bartsch: China hätte es gerne, wenn der Krieg enden würde. Allerdings nicht um jeden Preis. Peking sucht einen gesichtswahrenden Ausgang, damit Russland nicht als totaler Verlierer dasteht. Denn China hat ein starkes Interesse am Verhältnis zu Russland und daran, den Westen zu schwächen. Darum hat Peking den Krieg gegen die Ukraine nicht offensiv, sondern deutlicher leiser aus dem Hintergrund unterstützt.

Warum kann China von einem Frieden in der Ukraine profitieren?

China möchte die Wirtschaftsbeziehungen mit Russland weiter stabilisieren, es sich aber auch mit den Europäern nicht verscherzen und das sehr schwierige Verhältnis zu den USA nicht weiter eskalieren lassen. Peking will in dem Krieg, in dem sich Russland offensichtlich verrannt hat, nicht weiter in Mitleidenschaft gezogen werden. Auch wenn vom Friedensplan kein echter Friedensimpuls ausgeht. Denn was China vorschlägt, ist für die Ukraine nicht vertretbar.

Was China vorschlägt, ist für die Ukraine nicht vertretbar.

Warum stellt sich China so klar auf die russische Seite?

Das entspricht den chinesischen Interessen in wirtschaftlicher und politischer Hinsicht. Insofern ist Russland für China durchaus nützlich, indem es den Westen herausfordert.  Dass sich Russland dabei so verkalkuliert hat, hat auch die Chinesen überrascht. Nun hoffen sie auf einen Frieden, bei dem vor allem auch die Person Putin nicht total desavouiert wird. Russland seinerseits hat die Hoffnung nicht aufgegeben, dass China sich auch militärisch noch stärker auf seine Seite schlagen könnte.

Was setzen andere Staaten dagegen, etwa Japan, dessen Premier heute in der Ukraine zu Gast ist?

Das ist von japanischer Seite ein ganz verblüffender und sehr effektiver Schritt, um China die Show zu stehlen und zu signalisieren, dass man sich auch an andere Länder wenden kann und der Westen vielleicht die bessere Alternative ist als Peking. Staaten in Afrika, Asien und Südamerika merken zunehmend, dass es auch grosse Risiken hat, mit China zu stark politisch verbandelt zu sein.

Das Gespräch führte Christina Scheidegger.

Echo der Zeit, 21.03.2023, 18:00 Uhr ; 

Meistgelesene Artikel