- Vor der Küste von Südengland sind Medienberichten zufolge die ersten Migranten auf einem dreistöckigen Lastkahn eingetroffen.
- Zunächst sollten 50 Menschen auf dem Wohnschiff «Bibby Stockholm» im Hafen der Stadt Portland untergebracht werden, wie der Sender Sky News berichtete.
- Schliesslich sollen 500 Männer im Alter zwischen 18 und 65 Jahren an Bord auf den Ausgang ihres Asylverfahrens warten.
Mit der Inbetriebnahme der «Bibby Stockholm» will der britische Premierminister Rishi Sunak sowohl das Platzproblem bei der Unterbringung von Migrantinnen und Migranten lösen als auch die hohen Kosten durch Hotelzimmer vermeiden. Die Regierung in London plant, noch weitere solcher Lastkähne einzusetzen.
Diese Massnahme ist umstritten. Am Hafen der südenglischen Stadt Portland protestierten mehrere Menschen gegen den Ankerplatz des Schiffs. «Es scheint, dass diese Regierung alles tun wird, um Asylsuchenden das Gefühl zu geben, in diesem Land nicht willkommen zu sein», sagte Steve Valdez-Symonds von der Menschenrechtsorganisation Amnesty International.
Er warnte vor einer «Retraumatisierung» von Flüchtlingen, die Krieg und Vertreibung entkommen sind. «Es sollte grosse Bedenken geben, jede Person auf Wohnräume von der typischen Grösse eines Autoparkplatzes zu beschränken», sagte Valdez-Symonds. Die Flüchtlingshilfe Care4Calais teilte mit, Einsprüche von Anwälten hätten verhindert, dass mehrere Asylsuchende an Bord mussten.
Die «Bibby Stockholm» wurde zuletzt als schwimmende Unterkunft für Ölarbeiter genutzt. Sie hatte Mitte der 1990er-Jahre in Hamburg auch Asylsuchende und Obdachlose beherbergt. Damals war sie für etwa 200 Insassen ausgelegt. Wie die BBC berichtete, wurde die Kapazität nun auch mithilfe von Stockbetten auf 500 erhöht. Die Feuerwehrgewerkschaft warnte deshalb vor Risiken.
Sunak will Migranten mit drastischen Gesetzen abschrecken. Wer ohne Erlaubnis das Land betritt, wird in Haft genommen, soll so schnell wie möglich abgeschoben werden und darf nicht mehr Asyl in Grossbritannien beantragen – ohne Rücksicht auf die persönlichen Umstände.
Die Zahl irregulär nach Grossbritannien eingereister Menschen war im vergangenen Jahr auf 45'000 gestiegen, obwohl konservative Politikerinnen und Politiker angekündigt hatten, mit dem Brexit werde die Migration abnehmen. Allerdings gibt es seitdem kein Rücknahmeabkommen mehr mit der EU.