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Bilanz der Klimakonferenz Kohle bleibt ganz oben auf der Klima-Agenda

«Kohle stoppen. Klima schützen» – mit diesem und ähnlichen Slogans besetzten Demonstranten kürzlich eine Kohlegrube und stimmten die Weltöffentlichkeit schon vor Beginn auf die Klimakonferenz in Bonn ein. Und Kohle – einer der ganz grossen Klimasünder – ist bis zum Schluss oben auf der Tagesordnung geblieben.

Da war die deutsche Bundeskanzlerin, die vor der versammelten Staatengemeinschaft einräumen musste, dass Deutschland die eigenen Klimaziele bis 2020 nicht erreichen werde, vor allem wegen der zahlreichen Kohlekraftwerke, die immer noch laufen im Land. Da waren die kohlefördernden Länder, die praktisch alle einräumten, der Ausstieg aus der Kohle sei richtig – sie bräuchten dafür einfach mehr Zeit.

Klaus Ammann

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Klaus Ammann

Der Historiker und Russist ist seit 2004 als Redaktor bei Radio SRF tätig. Seit 2011 arbeitet Klaus Ammann für die Wirtschaftsredaktion. Sein Schwerpunkt liegt dabei auf Energie- und Klimathemen.

Einzig die US-Regierung von Donald Trump versuchte die Klimakonferenz zu nutzen, um für das Gegenteil zu werben. Die These, dass Kohle sauber und ein wirksames Mittel zur Bekämpfung der Armut sein könne, stiess auf heftige Widerrede. Nicht nur von Aktivisten. Auch Politiker sahen sich veranlasst, zu betonen, dass Kohle keine Zukunft habe – nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch – erneuerbare Energieträger sind unterdessen schlicht günstiger als Kohle.

In diesem Geist entstand hier in Bonn eine Allianz für den Kohleausstieg, auf Initiative von Kanada und Grossbritannien – just von dem Land also, das mit der Verbrennung von Kohle im vorvorletzten Jahrhundert die Industrialisierung einläutete.

All dies geschah ausserhalb der offiziellen Verhandlungen. Dort zeigte sich gleichzeitig etwas mit aller Deutlichkeit: Während alle ausser den USA noch immer hinter dem Pariser Abkommen stehen wollen, haben die Länder ganz unterschiedliche Vorstellungen darüber, wie der historische Vertrag nun umgesetzt werden soll.

Fidschi hat es deshalb nicht geschafft, für die am meisten betroffenen Länder substantiell mehr Geld herauszuholen für Verluste und Schäden durch den Klimawandel und vom Regelbuch zum Pariser Abkommen ist erst wenig erkennbar.

Aber immerhin soll schneller – nämlich noch vor 2020 – wieder über die Klimaziele der einzelnen Länder gesprochen werden. Es sind Massnahmen zum Schutz der Ozeane beschlossen worden und in den wichtigsten Punkten ist klar, wie weiterverhandelt wird.

Weiter gehen die Verhandlungen dann in einem Jahr in Polen, einem Land, das noch stärker als Deutschland von der Kohle abhängig ist. Offen bleibt, was das bedeutet für die dortigen Klimaverhandlungen – klar ist: Kohle bleibt Thema.

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