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Blumen für den Valentinstag Kann man mit gutem Gewissen Rosen aus Kenia kaufen?

Am Valentinstag sind Rosen aus Kenia ein Verkaufsschlager. Doch wie nachhaltig sind Blumen aus Übersee?

Wie beliebt sind Rosen aktuell? Der Valentinstag steht an. Für die klassischen roten Rosen besteht kurz vor dem Valentinstag am 14. Februar eine grosse Nachfrage, wie aktuelle Zahlen zeigen: In den letzten Tagen wurden allein vom Bodenabfertiger Swissport 9000 Tonnen Rosen nach Europa transportiert – via Flugzeug direkt aus Kenia. Das ostafrikanische Land ist einer der grössten Exporteure von Schnittblumen.

Was bedeutet der Rosenanbau für das Land? Kenia ist der viertgrösste Blumenexporteur weltweit. Es verdient damit etwa eine Milliarde US-Dollar durch den Verkauf ins europäische, russische und arabische Ausland. Rund 150’000 Arbeitsplätze hängen von der Blumenindustrie im Land ab.

Eine Hand verpackt rote Rosen
Legende: Das Klima in Afrika ist optimal für den Anbau von Blumen, während die «Nachahmung» dieses Klimas in Europa in geheizten Gewächshäusern oft zu einem erheblichen CO₂-Fussabdruck führt. Keystone/JON HRUSA

Wie nachhaltig sind Schnittblumen aus Kenia? Eine aktuelle Studie im Auftrag von Migros und Max Havelaar zeigt, dass gerade Fairtrade-Rosen bezüglich CO₂-Ausstoss eine vergleichsweise umweltfreundliche Bilanz haben. Verglichen mit dem Anbau in den Niederlanden, wo früher die meisten Schnittblumen herkamen, bescheinigt die Studie diesen kenianischen Rosen gar rund zwei Drittel geringere CO₂-Emissionen – obwohl sie per Flugzeug geliefert werden.

Link zur Studie

Weshalb ist das so? Kenia hat den Vorteil, dass das Wetter für die Rosen viel geeigneter ist als in Europa. Die Sonne scheint zwölf Stunden am Tag, die Temperaturen fallen nie unter zehn Grad. Deshalb braucht es viel weniger Energie als in Europa, wo Blumen in Gewächshäusern angebaut werden.

Sollte man also Blumen aus Kenia kaufen? Es kommt darauf an, sagt Naveena Kottoor. Sie ist freie Journalistin in Nairobi, der Hauptstadt Kenias, und hat dazu recherchiert. «Es ist tatsächlich einfacher, die Blumen hier klimafreundlich anzubauen», sagt sie. Allerdings weist Kottoor darauf hin, dass sehr viel Wasser in den Blumenanbau fliesst und dieses Wasser teilweise durch die Verwendung von Pestiziden und Fungiziden verschmutzt abläuft. Auch gebe es Berichte über das Sinken des Grundwasserspiegels in einigen Gebieten, wo Blumen angebaut werden: «Deshalb ist es sehr schwierig, pauschal zu sagen, dass hier angebaute Blumen klimafreundlicher sind als in den Niederlanden, weil man sich die Langzeitauswirkungen noch nicht ausreichend angeschaut hat.»

Wie sind die Arbeitsbedingungen in der Branche in Kenia? Die Branche hält sich dazu bedeckt, wie die Journalistin in Nairobi sagt: «Man hört, dass die meisten Arbeiter in der Blumenindustrie nicht genug verdienen, um davon leben zu können, sodass sie zusätzliche Jobs brauchen.» Hinzu komme, dass es auch Berichte über sexuelle Belästigungen an Frauen gebe, die bei der Ernte oder der Verpackung arbeiteten. «Und man hört auch immer wieder, dass aufgrund des Einsatzes von Pestiziden und Fungiziden vor allem Frauen diesen schädlichen Mitteln ausgesetzt sind, weil sie keine Schutzkleidung haben und auch nicht ausreichend darüber aufgeklärt worden sind.»

Gibt es Bestrebungen, dies zu verbessern? Es gibt Firmen, die anders anbauen möchten, sagt Kottoor. «Man ist sich hier bewusst, dass es viel schlechte Presse dazu gibt.» Das Problem sei aber, dass es Anrainerländer gebe, wie beispielsweise Äthiopien oder Uganda, die Kenia den Markt abzugraben versuchten, falls Kenia die Bedingungen zu verbessern versuche. «Und gerade geht Kenia durch eine Wirtschaftskrise, sodass sich das Land die Umstellung auf nachhaltigere und Produktion nicht leisten kann», sagt Kottoor.

SRF 4 News, 13.02.2024, 16:16 Uhr ; 

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