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International Boston jubelt: Zweiter Terrorverdächtiger gefasst

Nach einer dramatischen Grossfahndung hat die Polizei den flüchtigen mutmasslichen Bombenattentäter von Boston festgenommen. Zuvor gingen Sicherheitskräfte bereits davon aus, den 19jährigen eingekesselt zu haben.

Der 19jährige Dschochar Zarnajew ist am Freitagabend (Ortszeit) auf einem Boot im Bostoner Vorort Watertown aufgefunden worden.

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Boston: Keine Miranda-Rechte für den Tatverdächtigen
aus Echo der Zeit vom 20.04.2013.
abspielen. Laufzeit 2 Minuten 34 Sekunden.

Die Bostoner Polizei twitterte um 20.58 Uhr Ortszeit (2.58 Uhr MESZ): «GEFASST!!! Die Jagd ist vorbei. Die Suche ist abgeschlossen. Der Terror ist vorbei. Und die Gerechtigkeit hat gesiegt. Verdächtiger in Haft.»

Tatverdächtiger schwer verletzt

Der verletzte mutmassliche zweite Bombenleger von Boston befinde sich in einem «ernsten Zustand», so die Polizei weiter. Zarnajew war nach seiner Festnahme ins Spital gebracht worden.

Bild des verdächtigen Flüchtigen
Legende: Der zweite Verdächtige: Inzwischen kennt jedes Kind in Boston das Bild des 19jährigen Mannes. Reuters

Wie weiter mitgeteilt wurde, ist seine Festnahme einem Hausbesitzer zu verdanken. Der hatte nach der Aufhebung einer Ausgangssperre an seinem Boot, das auf dem Grundstück abgestellt war, Blutspuren auf der Abdeck-Plane entdeckt. Als er diese angehoben habe, entdeckte er darunter einen blutbedeckten Körper, hiess es. Er habe dann den Polizeinotruf gewählt.

Heli-Einsatz

Die Behörden hätten zunächst einen Helikopter mit einer Vorrichtung zum Aufspüren von Hitzeausstrahlung eingesetzt und dadurch festgestellt, dass es sich bei der Person im Boot um einen lebendigen Menschen handele. Danach seien dann Spezialeinsatzkräfte an den Ort geschickt worden. Sie hätten versucht, den Verdächtigen anzusprechen, der habe aber nicht reagiert.

Wie Zarnajew dann in Gewahrsam genommen wurde, blieb zunächst unklar. Laut Medienberichten gingen Vermutungen aber dahin, dass er nicht im Zuge seiner Festnahme, sondern bereits in der Nacht zum Freitag während eines Schusswechsels mit der Polizei verletzt wurde. Dabei war sein mutmasslicher Komplize und älterer Bruder Tamerlan getötet worden.

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Reaktionen und Hintergründe. Beat Soltermann (USA) Peter Gysling (Russland)
aus Echo der Zeit vom 19.04.2013.
abspielen. Laufzeit 7 Minuten 18 Sekunden.

«Wir sind erschöpft, aber dankbar»

Nach der Festnahme hat sich die Polizei überaus erleichtert über den Ausgang der Terroristenjagd geäussert. «Leute, wir sind erschöpft, aber wir haben heute Nacht einen Sieg zu vermelden», sagte Timothy Alben von der Staatspolizei in Massachusetts. «Wir sind so dankbar, dass der Gerechtigkeit Genüge getan wird. Wir sind auf ewig dankbar für den Ausgang.»

Auch der Gouverneur von Massachusetts, Deval Patrick, zeigte sich erleichtert darüber, dass die Bürger von Boston jetzt wieder ruhig schlafen könnten. Patrick dankte den an der Fahndung beteiligten Behörden für ihren Grosseinsatz – auch im Namen der Terroropfer.

Obama
Legende: US-Präsident Obama: Den Familien der Opfer sind wir eine lückenlose Aufklärung des Falles schuldig. Keystone

Jubel in Watertown

Nach der Festnahme war auf den Strassen des Ortes, der stundenlang durch die Fahndungsaktionen in Atem gehalten worden war, Jubel ausgebrochen. US-Fernsehsender zeigten Bürger, die ins Freie strömten und applaudierten. Während der Suche nach dem Terrorverdächtigen hatte die Polizei tagsüber eine Ausgangssperre für den Grossraum Boston verhängt.

Zuvor war nach übereinstimmenden US-Fernsehberichten im Bostoner Vorort Watertown eine Serie von Schüssen gefallen. Auf dieses Gebiet hatte sich die Suche nach dem Flüchtigen konzentriert. Die Schüsse waren den Berichten zufolge kurz nach einer Pressekonferenz zu hören, auf der die Polizei mitgeteilt hatte, dass Zarnajew bisher nicht gefasst sei.

Obama lobt und warnt

Nach der Festnahme hat US-Präsident Barack Obama die Tapferkeit und Professionalität der Sicherheitsbehörden gelobt. «Sie haben so gearbeitet, wie sie sollten, als ein Team», sagte der Präsident im Weissen Haus in Washington. Der Fahndungserfolg schliesse «nach fünf langen Tagen» ein wichtiges Kapitel dieses schlimmen Ereignisses.

Wer sind die Verdächtigen?

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Die Namen der mutmasslichen Bombenleger von Boston sind bekannt. Nun gibt es unterschiedliche Angaben über die Herkunft und den Lebenslauf der beiden Brüder. Gemäss einem Onkel sind die Brüder Tschetschenen und muslimischen Glaubens. Mehr.

Obama kündigte eine lückenlose Aufklärung des Falles an. Es gebe viele ungeklärte Fragen. «Warum haben junge Männer, die hier aufgewachsen sind und studiert haben, zu so starker Gewalt gegriffen», fragte er. Die Familien der Opfer verdienten Antworten. Er habe die Bundespolizei und das Heimatschutzministerium angewiesen, alle notwendigen Ressourcen für die Aufklärung einzusetzen. Dabei solle auch herausgefunden werden, welche möglichen Verbindungen «diese Terroristen» gehabt haben könnten.

Verletzte Opfer werden überleben

Obama betonte, dass die Amerikaner nun nicht eine gesamte Gruppe von Menschen verurteilten sollten: «Wir sollten keine voreiligen Schlüsse ziehen».

Von den Verletzten des Anschlags befand sich am Freitag niemand mehr im kritischen Zustand. Aus den Spitälern der Stadt verlautete, von den Schwerverletzten würden wohl alle überleben. Die Genesung könne aber Jahre dauern.

Obama und Putin vereinbaren Zusammenarbeit

Auf der Suche nach Motiven für den Bombenanschlag in Boston wollen Russland und die USA eng zusammenarbeiten. Laut SRF-Korrespondentin Karin Bauer hat man das bereits 2011 schon einmal getan. Allerdings seien damals die Ermittlungen gegen den älteren der beiden Brüder im Sande verlaufen.

Die neuerliche Zusammenarbeit hat bisher jedoch noch keine Früchte getragen. Bislang habe Moskau noch keine wertvollen Hinweise liefern können, meldete die Agentur Interfax. «Da die Zarnajew-Brüder nicht in Russland lebten, konnten unsere Sicherheitsdienste ihren ausländischen Partnern noch keine aussagekräftigen Informationen übergeben», zitiert die Agentur eine anonyme Quelle.

Kremlchef Wladimir Putin und US-Präsident Barack Obama hatten zuvor in einem Telefonat betont, dass die Geheimdienste beider Länder sich im Kampf gegen den internationalen Terrorismus enger abstimmen wollten.

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