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Eine Vorkämpferin für die Rechte schwarzer Frauen
Aus Tagesschau vom 16.03.2018.
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Brasilianische Aktivistin tot «Hinter dem Mord an Franco könnten Milizen stecken»

Wer hat die Menschenrechtsaktivistin Marielle Franco getötet? Diese Frage beschäftigt derzeit die brasilianische Öffentlichkeit. Franco wurde im Zentrum Rio de Janeiros von Unbekannten regelrecht hingerichtet. Zuletzt leitete sie eine Menschenrechtskommission, die eine Operation des brasilianischen Militärs in den Favelas von Rio überwachte. Ausserdem hatte Franco die Polizei beschuldigt, mehrere Morde begangen zu haben. Der Kreis der Verdächtigen für den Mord an der Menschenrechtsaktivistin ist gross – und brisant, weiss Tjerk Brühwiller von der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung».

Tjerk Brühwiller

Tjerk Brühwiller

Lateinamerika-Korrespondent der FAZ

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Der Journalist Tjerk Brühwiller lebt seit 2009 in São Paulo und berichtet von dort aus für deutschsprachige Medien über ganz Südamerika. Seit Anfang 2018 ist er Korrespondent der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» (FAZ). Davor war er für die NZZ als Korrespondent tätig.

SRF News: Wie reagiert man in Brasilien auf Marielle Francos Tod?

Tjerk Brühwiller: Der Mord ist das Hauptthema in den brasilianischen Medien und wird es auch weiterhin sein. Politiker äusserten sich empört. Sie sprechen davon, dass es sich nicht einfach um einen schrecklichen Gewaltakt handle, sondern dass dies einem Anschlag auf die Demokratie gleichkomme.

Milizen könnten ein Interesse am Ausschalten der aufmüpfigen Aktivistin gehabt haben.

Wer hatte ein Interesse daran, die Aktivistin aus dem Weg zu räumen?

Darüber gibt es im Moment viele Spekulationen. Eine, die oft geäussert wird, geht davon aus, dass Milizen hinter dem Mord an Franco stecken könnten. Sie bestehen aus aktiven und ehemaligen Polizisten, die vor allem in den Armenvierteln, den Favelas, Geschäfte treiben und sich an der organisierten Kriminalität beteiligen. Diese könnten ein Interesse am Ausschalten der aufmüpfigen Aktivistin gehabt haben. Der Justizminister Brasiliens sagte jedoch, es sei viel zu früh für solche Spekulationen. Man solle vorsichtig sein und nichts überstürzen, bevor die Ermittlungen Konkretes ergeben hätten.

Franco war eine scharfe Kritikerin der Polizei. Was warf sie ihr vor?

Sie stammt selbst aus einer Favela, dem riesigen Complexo Do Mare im Norden Rios. Sie hat von Kind auf miterlebt, welche Gewalt sich dort abspielt. Einerseits von Seiten der Drogenbanden, die dort herrschen, aber auch von den Sicherheitskräften, der Polizei ausgehend. Das teils sehr rücksichtslose Vorgehen der Polizei, diese undifferenzierten Aktionen, die oftmals zivile Opfer fordern, prangerte sie an. Erst letzte Woche nannte sie ein Bataillon der Polizei, das für viele dieser Opfer in den Favelas verantwortlich ist, beim Namen. In Polizeikreisen dürfte das eine gewisse Irritation ausgelöst haben.

Erst letzte Woche nannte Marielle Franco ein Bataillon der Polizei, das für viele Opfer in den Favelas verantwortlich ist, beim Namen.

Warum gelingt es nicht, die Gewalt in den Favelas in den Griff zu kriegen?

Die Situation ist sehr komplex. Es ist ein Terrain, auf dem sich verschiedene rivalisierende Drogenbanden um die Vorherrschaft in ihren Revieren streiten. Diese Banden sind sehr gewaltbereit. Ein Grundproblem ist aber auch die Korruption, die im Sicherheitsapparat sehr gross ist. Es gibt sehr viele korrupte Polizisten, die gemeinsame Sache mit dem organisierten Verbrechen machen. Der Hebel müsste also auch im Sicherheitsapparat angesetzt werden. Das war sicher auch eines der Ziele der Kommission, die Franco leitete. Aber das ist eine schwierige Aufgabe, die natürlich nicht von heute auf morgen zu lösen ist.

Das Gespräch führte Daniel Eisner.

Proteste gegen den Mord

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Zehntausende Menschen sind in verschiedenen Teilen des Landes auf die Strasse gegangen. Allein in Rio de Janeiro kamen spontan 10'000 Menschen zusammen. Viele Teilnehmer trugen schwarze Kleidung und riefen: «Genug Tötungen, Zeit zu reagieren!» Auch in São Paulo gingen 10'000 Menschen auf die Strasse. Proteste gab es zudem in der Amazonas-Stadt Belém.

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