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Bürgerkriegsland Jemen Gefangenenaustauch in Jemen angelaufen

Die Friedensgespräche zwischen Saudi-Arabien und den Huthi-Rebellen sind vorerst beendet. Im Mai soll es weitergehen.

Gefangenenaustausch als Hoffnungszeichen: Im Bürgerkriegsland Jemen haben Regierung und Huthi-Rebellen am Freitag mit dem Austausch von rund 900 Gefangenen begonnen. Die Überstellung aller Menschen werde drei Tage dauern, teilte das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) mit. Das IKRK setzt seine Flugzeuge ein, um die Freigelassenen zwischen sechs Städten in Jemen und in Saudi-Arabien zu transportieren. Das erste Flugzeug mit Freigelassenen sei am Flughafen Sanaa gelandet, berichtete der von den Huthi betriebene Fernsehsender Masirah.

Flugplatz Sanaa in Jemen.
Legende: Ein Flugzeug des IKRK mit freigelassenen Gefangenen hebt am 14. April 2023 auf dem Flughafen der jemenitischen Hauptstadt Sanaa ab. Der Gefangenenaustausch mit Saudi-Arabien soll in drei Tagen abgeschlossen sein. Keystone/AP/Hani Mohammed

Der Austausch in Zahlen: Die Huthi-Rebellen werden etwa 180 Gefangene freilassen, auch aus Saudi-Arabien und dem Sudan. Im Gegenzug soll die Regierung, an deren Seite Saudi-Arabien gegen die Huthis kämpft, rund 700 Gefangene freilassen. Auch ranghohe Militärvertreter der Regierung sowie mehrere Journalisten sollen freikommen.

Der Einigung auf den Gefangenenaustausch waren Verhandlungen unter Aufsicht der Vereinten Nationen in Genf vorausgegangen. Den bislang grössten Gefangenenaustausch hatte das Rote Kreuz 2020 ermöglicht, als über 1000 Gefangene innerhalb von zwei Tagen freigelassen wurden.

Stand der Gespräche: Die Friedensgespräche zwischen Saudi-Arabien und den Huthi-Rebellen in Jemen sind Mitte Woche vorerst beendet worden. Die saudi-arabische Delegation sei am Donnerstag aus der jemenitischen Hauptstadt Sanaa abgereist, sagten zwei jemenitische Insider. Vertreter der Huthi sprachen von «gut verlaufenen» Beratungen. Verbleibende Schwierigkeiten könnten «mit Entschlossenheit und ehrlichen Absichten» gelöst werden.

Die weiteren Pläne: Im Mai würden sich Vertreter beider Seiten erneut treffen, um weitere Freilassungen zu beraten, erklärte  Fabrizio Carboni, IKRK-Regionaldirektor für den Nahen und Mittleren Osten: «Mit diesem Akt des guten Willens werden Hunderte Familien wieder vereint, die durch die Konflikte auseinandergerissen wurden.» Und weiter: «Unser tiefer Wunsch ist es, dass diese Freilassungen Impulse für eine umfassendere politische Lösung geben.»

Bürgerkrieg seit acht Jahren: Die vom Iran unterstützten Huthi-Rebellen hatten das verarmte Land Jemen im Süden der Arabischen Halbinsel 2014 überrannt. Heute beherrschen sie weite Teile im Norden samt der Hauptstadt Sanaa. Alle Bemühungen, den Konflikt dauerhaft zu lösen, scheiterten bisher. Die jüngste Annäherung der beiden Rivalen Saudi-Arabien und Iran weckt nun aber die Hoffnung auf einen Durchbruch. Die schiitischen Huthi-Rebellen hatten sich bei einem Treffen mit Vertretern aus Saudi-Arabien kürzlich offen für ein Ende des Bürgerkriegs gezeigt.

Hunderttausende Opfer: Seit dem Beginn des Konflikts wurden nach UNO-Angaben in Jemen rund 380‘000 Menschen getötet, darunter über 11‘000 Kinder. Die meisten von ihnen starben an den indirekten Folgen der Kämpfe. Millionen weitere Menschen mussten flüchten. Über 21 Millionen brauchen humanitäre Hilfe. Über 17 Millionen sind akut von Hunger und Nahrungsmittelknappheit betroffen Die UNO stuft den Krieg und seine Folgen im letzten Jahr als weltweit schlimmste humanitäre Krise ein.

SRF 4 News aktuell, 14.04.2023, 10:00 Uhr ; 

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