David Cameron ist schon vor Erscheinen seines Buches in aller Munde. Er hat der Times erlaubt Kapitel vorabzudrucken und auch dem Fernsehen ein Interview gegeben.
Zu Beginn gibt er sich schuldbewusst: «Bereue ich etwas? Tut es mir leid, wo wir jetzt sind? Fühle ich mit mitverantwortlich? Ja, ja, ja. Es war mein Referendum», so der ehemalige Premierminister.
Cameron wollte die Abstimmung 2016 nutzen um die EU-Kritiker in seiner Partei zu stoppen. Fest im Glauben, Parteifreunde wie Boris Johnson seien auf seiner Seite und der Sieg sicher. Jetzt wirft Cameron seinem Weggefährten Johnson vor, er habe damals nur aus Karrieregründen die Seite gewechselt.
«Johnson rechnete mit einem Nein zum Brexit», betont Cameron. Doch er hätte die Chance nicht verpassen wollen, «auf der romantischen, der patriotischen Seite der Brexit-Debatte zu stehen».
Die Rückfrage eines Journalisten, ob Johnson um seiner eigenen Karriere Willen «eine zynische Entscheidung getroffen» hat, beantwortet Cameron so: «Er hatte sich zuvor nie dafür eingesetzt.»
Weiter kritisiert Cameron Johnson auch für die aktuelle Zwangspause des Parlaments. «Für mich sieht es aus, wie eine gerissene Taktik, um die Parlamentsdebatte einzuschränken.» Das sei kontraproduktiv. «Am Ende müssen wir mit dem Parlament arbeiten.»
Johnson hat sich zu den Vorwürfen bisher nicht geäussert. Trotzdem: Camerons Fingerzeig auf andere können eines wohl nicht vergessen machen. Er selber hat das Referendum initiiert und mehr als drei Jahre danach versinkt das Land in der grössten Krise der Nachkriegszeit.