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Chemiewaffenbehörde OPCW Schweizerin wird OPCW-Generaldirektorin – ein schwieriges Amt

Die Basler Diplomatin Sabrina Dallafior wurde zur neuen Generaldirektorin der Chemiewaffenbehörde OPCW mit Sitz in Den Haag gewählt. Neben Alain Berset, dem Generalsekretär des Europarates, übernimmt damit erneut jemand aus der Schweiz die Leitung einer bedeutenden internationalen Organisation.

Die Wahl von Botschafterin Sabrina Dallafior zur künftigen OPCW-Generaldirektorin kommt nicht ganz überraschend. Die künftige Chefin der internationalen Chemiewaffenbehörde sammelte als Diplomatin in Genf Erfahrungen in der schwierigen Abrüstungsthematik. Und zwischen der Schweiz und der OPCW («Organisation for the Prohibition of Chemical Weapons») in Den Haag bestehen enge Beziehungen. Zumal die Schweiz wegen ihrer bedeutenden chemischen Industrie relevant ist.

Vor allem aber ist das Labor Spiez, das sich mit atomaren, biologischen und chemischen Waffen beschäftigt, ein wichtiger Partner der OPCW. Das dürfte Dallafior stärken, wenn sie im kommenden Sommer den Spanier Fernando Arias an der Spitze der OPCW ablöst.

Frau in Anzug vor UN-Symbol.
Legende: Sabrina Dallafior übernimmt das Amt als OPCW-Generaldirektorin im Juli 2026. PD

Die OPCW hat einen guten Ruf. 2013 erhielt sie gar den Friedensnobelpreis. Der Vorsitzende des Nobelpreiskomitees, Thorbjörn Jagland, begründete die Kür mit dem Engagement der OPCW beim Aufspüren und Unschädlichmachen der syrischen C-Waffen.

Der Nobelpreis passte zum Lob, das der Den Haager Behörde weithin zuteilwurde. Nicht anzulasten ist der OPCW, dass sie ihren Auftrag in Syrien lediglich teilweise erfüllte. Denn das Regime von Baschar al-Assad trickste. Es versteckte chemische Kampfstoffe vor den internationalen Inspektoren und setzte diese auch ein.

«Rückschritte bei der internationalen Rüstungskontrolle»

Unter den drei internationalen Abkommen über Massenvernichtungswaffen ist jenes gegen C-Waffen mit Abstand das griffigste – strenger als jenes für Atombomben und weitreichender als jenes für biologische Waffen.

Die OPCW selber spricht von einem «kraftvollen Instrument», das die Entwicklung, Herstellung, Lagerung, den Handel mit und erst recht den Einsatz von C-Waffen verbietet und rigorose Kontrollen in allen Unterzeichnerländern vorsieht. 193 Länder, also fast alle, auch die Grossmächte, haben das Chemiewaffenverbot unterzeichnet. Abseits stehen Nordkorea, Ägypten oder Israel.

Rundes, modernes Gebäude mit OPCW-Logo und Flagge davor.
Legende: Der OPCW-Hauptsitz in Den Haag Keystone / EPA / GUUS SCHONEWILLE

Allerdings ist in den letzten Jahren die Durchsetzung lückenhafter geworden. Entsprechend tritt Sabrina Dallafior ein Amt an, das schwieriger geworden ist und wohl noch schwieriger wird. Ihr Vorgänger Fernando Arias spricht von «markanten Rückschritten bei der internationalen Rüstungskontrolle».

Neben dem abgesetzten Assad-Regime in Syrien setzte auch Russland mehrfach chemische Kampfstoffe ein – sowohl gegen Dissidenten wie Alexej Nawalny als auch im Krieg gegen die Ukraine. Verstösse werden auch Myanmar vorgeworfen. Und eben erst wurde bekannt, dass C-Waffen auch im sudanesischen Bürgerkrieg benutzt werden. Die vollständige Befreiung der Welt von diesen Massenvernichtungswaffen rückt wieder in die Ferne.

Echo der Zeit, 1.12.2025, 18 Uhr; sten

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