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CNN: Saudi-Arabien baut Raketenprogramm mit Hilfe von China aus
Aus SRF 4 News aktuell vom 06.06.2019. Bild: Imago/Archiv
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China liefert an Saudi-Arabien Die Saudis setzen auf Raketen

Laut dem US-Sender CNN treiben die Saudis ihr Raketenprogram mit Hilfe Chinas stark voran. Warum lassen die USA das zu?

Saudi-Arabien ist im militärischen Bereich ein überaus enger Partner der USA und von diesen in vielerlei Hinsicht abhängig: Rüstungsgüter, Ausbildung, Beratung. Dennoch besitzt das Wüstenkönigreich seit drei Jahrzehnten chinesische Raketen. Das ist kein Geheimnis, jedoch der breiten Öffentlichkeit nicht bekannt.

Die Saudis führten bisher auch keine Tests mit den Dongfeng-3-Raketen durch, die sie seit 1988 in ihren Arsenalen haben. 20 Jahre später kauften sie erneut, und zwar heimlich, bei den Chinesen ein. Diesmal die wesentlich effizienteren und präziseren Dongfeng-21-Raketen.

USA liefern keine Raketen

Bekannt wurde der Kauf erst Jahre später. Diese Raketen liessen sich auch mit nuklearen Gefechtsköpfen bestücken. Im Fall der Saudis wurde dies aber auf Drängen der USA mit technischen Anpassungen verhindert.

Der Grund dafür, dass die Saudis überhaupt chinesische Raketen kaufen: Sie kriegen sie von ihrem Hauptrüstungspartner USA nicht. Washington gehört dem internationalen Raketentechnologiekontrollregime an. Dieses soll die Weiterverbreitung ballistischer Raketen verhindern oder zumindest bremsen.

China und Saudi-Arabien haben das Abkommen von 1987 nicht unterzeichnet. Die USA duldeten stillschweigend, dass Riad in Peking Raketen bestellte und so das Kontrollregime unterlief.

Chinas Vizepremier Han Zheng traf am 22. Februar 2019 in Peking Kronprinz Mohammed bin-Salman.
Legende: Chinas Vizepremier Han Zheng traf am 22. Februar 2019 in Peking Kronprinz Mohammed bin-Salman. imago images/Archiv

Nach den jüngsten durchaus plausiblen Informationen treiben die Saudis nun – wiederum mit chinesischer Hilfe – ihr Raketenprogramm voran. Sie sollen gar eine eigene Raketenfabrik besitzen.

Haben die Saudis bereits Atomsprengköpfe?

Der starke Mann in Riad, Kronprinz Mohammed bin-Salman, gab klar zu verstehen, dass sich sein Land sehr rasch Atombomben zulegen würde, wenn der Erzfeind Iran das tue. Um diese Drohung einlösen zu können, unternimmt Saudi-Arabien offenbar jetzt schon Anstrengungen. Nicht zuletzt bei den Trägersystemen, also den Raketen. Reine Spekulation ist hingegen, die Ölmonarchie verfüge bereits über atomare Gefechtsköpfe.

Die Doppelrolle der USA?

Für die USA, die bisher eine Rüstungsspirale im Nahen Osten mit Raketen verhindern wollten, stellt sich nun die Frage: Schreiten sie jetzt gegen die Saudis ein? Sie hätten die Mittel, sie unter Druck zu setzen. Und ein grosses Interesse. Denn ihr engster regionaler Verbündeter und Schützling Israel dürfte mit grosser Sorge sehen, dass es demnächst in der Region nur noch eine unter mehreren Atommächten ist.

Dennoch scheint die Unterstützung der Regierung Trump für die Saudis zurzeit grenzenlos. Präsident Donald Trump ignorierte eben erst einen Parlamentsbeschluss, die Waffenlieferungen nach Saudi-Arabien wegen dessen Rolle im Jemen-Krieg zu drosseln. Er schloss ein Nuklearabkommen mit dem Königreich.

Rüstungswettlauf mit Iran

Jetzt scheint er trotz der Erkenntnisse über Riads Streben nach modernsten, atomwaffenfähigen Raketen nicht einschreiten zu wollen. Im Gegenteil: Die Geheimdiensterkenntnisse wurden dem Parlament bewusst vorenthalten, was dort nun zu Protesten führt.

Der nahöstliche Rüstungswettlauf, nicht nur, aber in erster Linie zwischen Iran und Saudi-Arabien, beschleunigt sich also. Mit dem Risiko, dass womöglich bald beide Länder Atomwaffen besitzen – und weitere folgen könnten. Israel kann das nicht gefallen, den USA eigentlich auch nicht. Aber von einer nachvollziehbaren und konsequenten Nahostpolitik hat sich das Weisse Haus ohnehin verabschiedet.

Fredy Gsteiger

Fredy Gsteiger

Diplomatischer Korrespondent

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Fredy Gsteiger ist diplomatischer Korrespondent und stellvertretender Chefredaktor bei Radio SRF. Vor seiner Radiotätigkeit war er Auslandredaktor beim «St. Galler Tagblatt», Nahost-Redaktor und Paris-Korrespondent der «Zeit» sowie Chefredaktor der «Weltwoche».

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