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China und die Post-Covid-Ära Viel Arbeit für den neuen Premier Li Qiang

Die Delegierten des Volkskongresses in Peking haben Li Qiang mit grosser Mehrheit zum Ministerpräsidenten gewählt. Der 63-Jährige ist ein enger Vertrauter von Präsident Xi Jinping und war der einzige Kandidat.

Als Chinas Premier wird er hauptsächlich für die Wirtschaft zuständig sein. Sein Vorgänger, Li Keqiang, legte die Stossrichtung schon einmal fest. Für das laufende Jahr gab er ein Wachstumsziel von rund fünf Prozent heraus. Die Regierung drängt nach drei Jahren Coronapandemie auf Erholung.

Lockdowns, zentrale Quarantäne und Massentests

Für die Menschen in China waren die Pandemiejahre eine Zäsur. Zum Beispiel für Li Dailiang. Er führt seit 20 Jahren am gleichen Standort in Schanghai eine kleine Gassenküche: «Das war die schwierigste Zeit, die unser Geschäft je erlebt hat.»

Nach dem Pandemie-Ausbruch vor drei Jahren hat sich China von der Welt und dem Virus abgeschottet. Als sich dann vor einem Jahr die hochansteckende Omikron-Variante rasant im Land auszubreiten begann, reagierte die chinesische Regierung mit wochenlangen städteweiten Lockdowns, riesigen zentralen Quarantäne-Einrichtungen und ständigen Massentests.

Mann in dunklem Anzug und weinroter Krawatte steht vor einem Rednerpult und hebt die rechte Hand zu einer Faust.
Legende: Die knapp 3000 handverlesenen Delegierten stimmten am 11. März 2023 auf ihrer Jahrestagung in der Grossen Halle des Volkes erwartungsgemäss mit überwältigender Mehrheit für den 63-jährigen Li Qiang. IMAGO / Xinhua

Mitte Dezember hatte China als eines der letzten Länder der Welt seine Null-Covid-Politik übereilt aufgegeben. Seither sind die rigiden Corona-Massnahmen für die Bevölkerung Vergangenheit. Restaurantpersonal musste zuletzt täglich zum Corona-Test. «Alle sind erleichtert», sagt Li Dailiang. «Jetzt können wir wieder ohne Bedenken unser Geschäft führen.» Im Februar erklärte schliesslich die chinesische Regierung den Sieg über die Pandemie.

Viele haben wirtschaftlich nicht überlebt

Li Dailiang musste in den letzten drei Jahren kürzertreten. «Wir sind ein Familienbetrieb. Also mussten wir nur die Miete bezahlen. Wir machten zwar keinen Verlust, haben aber auch nichts verdient.» Er hatte Glück. Viele Firmen, Läden und Restaurants haben in China wirtschaftlich nicht überlebt.

Trotzdem ist noch nicht alles beim Alten. In der Küche produziert die Schwiegertochter Li Manman täglich frische Teigtaschen. Zurzeit sind es rund 2000 Stück. Zu Bestzeiten waren es doppelt so viele: «Es läuft zwar besser, aber unsere ausländischen Kunden sind noch nicht zurück. Diese fehlen uns.»

Der als pragmatisch und wirtschaftsfreundlich geltende Li Qiang steht nun vor einer Herkulesaufgabe. Er muss das Land wieder auf Wachstumskurs bringen.

Tagesschau, 10.3.2023, 19:30 Uhr

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