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Chinas Afrika-Gipfel Afrika fehlt eine Strategie im Umgang mit der Welt

Der Afrika-Gipfel in China ist inzwischen nur einer unter vielen. Das schadet Afrika mehr, als es dem Kontinent hilft.

Der dreitägige Afrika-Gipfel in China ist ein Pflichttermin: Für viele Staats- und Regierungschefs Afrikas ist das Stelldichein, das noch bis Freitag dauert, das wichtigste aussenpolitische Ereignis überhaupt. Fast alle Präsidenten und Staatschefs des Kontinents sind dafür nach Peking gereist – in die Hauptstadt des grössten Handelspartners und Geldgebers Afrikas.

Viele von ihnen haben in den letzten Jahren jedoch eine gewisse Routine entwickelt beim Besuch von Afrika-Gipfeln. Von diesen gibt es nämlich immer mehr. Allein in den vergangenen zwölf Monaten fanden weltweit ein halbes Dutzend hochrangige Afrika-Treffen statt, etwa in Südkorea, Saudi-Arabien, Russland und Italien.

Roter Teppich, pompöser Empfang, grosse Milliarden-Versprechen – das Drehbuch dieser Gipfeltreffen ist meist genauso vergleichbar wie die Botschaft, die dort in Richtung Afrika gesendet wird: Ihr seid wichtig, wir sind Partner, lasst uns kooperieren.

Kein Programm, wenig Selbstbewusstsein

Für Afrika ist diese Aufmerksamkeit eine Chance. Gab es für viele Länder des Kontinents noch um die Jahrtausendwende kaum reelle Möglichkeiten, ihre internationalen Partner auszusuchen, gibt es heute fast immer eine Alternative zum Status quo.

Von diesem Wettbewerb kann Afrika profitieren. Bedingung dafür ist indes, dass die Länder des Kontinents ein klares Bild davon haben, wie sie ihre Beziehungen zum Rest der Welt gestalten wollen. Wo also sie Prioritäten setzen, was sie von einer Kooperation erwarten, was sie zu geben bereit sind.

Chinas Präsident Xi Jinping und seine Frau Peng Liyuan posieren für ein Gruppenfoto mit führenden Vertretern Afrikas.
Legende: Chinas Präsident Xi Jinping und seine Frau Peng Liyuan posieren für ein Gruppenfoto mit führenden Vertretern afrikanischer Länder beim Treffen in Peking. Keystone / ANDRES MARTINEZ CASARES

Genau daran aber mangelt es. Während inzwischen nicht nur China, sondern selbst kleinere Staaten wie die Schweiz oder Dänemark umfassende Afrika-Strategien ausgearbeitet haben, sucht man in vielen Ländern auf dem Kontinent vergebens nach einer austarierten Strategie im Umgang mit ausländischen Partnern.

Dabei wäre eine solche gerade jetzt, wo die Welt ihr Interesse an Afrika wiederentdeckt, wichtig.

Allzu oft mangelt es afrikanischen Regierungen auf dem internationalen Parkett an einem eigenen Programm, an Weitblick, teils auch an Selbstbewusstsein. Afrika schränkt damit seinen Handlungsspielraum unnötig ein. Im immer intensiveren internationalen Werben um den Kontinent drohen die afrikanischen Länder zum Spielball zu werden in den geopolitischen Ränkespielen anderer.

Wieso richtet Afrika nicht selbst einen Gipfel aus?

Die paradoxe Tatsache, dass inzwischen im Dreimonatstakt irgendwo auf der Welt ein Afrika-Gipfel stattfindet – und dass es dort an Besuchern oft nicht mangelt –, ist Sinnbild dieser gefährlichen Orientierungslosigkeit in vielen afrikanischen Ländern.

Immerhin: Es gibt in Afrika immer mehr Stimmen, die eine Abkehr von diesen fremdbestimmten Gipfeltreffen fordern. Selbst Kenias Präsident William Ruto sagte jüngst, es sei «nicht intelligent», dass 54 afrikanische Machthaber ständig in andere Länder reisten, um sich dort «vor einen einzelnen ausländischen Führer zu setzen».

Afrika solle solche Treffen wennschon selbst ausrichten, sagen Kritiker – mit eigener Agenda, eigenen Prioritäten und Bedingungen.

Dazu ist es im Wissen um die grossen Differenzen innerhalb Afrikas noch ein weiter Weg. Für die einzelnen Staaten Afrikas darf das aber keine Entschuldigung dafür sein, auf die Einladung zum nächsten Afrika-Gipfel in der Ferne zu warten, anstatt die Zügel im Austausch mit anderen stärker in die Hand zu nehmen.  

Fabian Urech

Afrika-Korrespondent

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Fabian Urech ist seit dem Frühjahr 2024 Afrika-Korrespondent von Radio SRF. Er lebt in Ghanas Hauptstadt Accra. Zuvor war er während sieben Jahren Afrika-Verantwortlicher der «NZZ».  

Echo der Zeit, 04.09.2024, 18 Uhr

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