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COP26 in Glasgow Klimakonferenz: Endspurt oder Verlängerung?

  • Vor dem geplanten Ende der Weltklimakonferenz in Glasgow heute Freitag legt der britische Vorsitz einen neuen Entwurf für die Abschlusserklärung vor.
  • Darin wird erstmals die jahrelange Forderung armer Staaten aufgegriffen, einen Topf mit Finanzhilfen nach Schäden und Verlusten durch die Klimakrise einzurichten.
  • Im Laufe des Tages dürfte sich entscheiden, ob das Mammuttreffen mit 40'000 Delegierten in die Verlängerung geht.

Bei den Forderungen des neuen Entwurfs zu den Finanzhilfen geht es etwa um Zerstörungen und erzwungene Umsiedlungen nach Dürren, Sturmfluten oder Wirbelstürmen, die infolge der Erderhitzung zunehmen.

Die Passage findet sich in dem Dokument, das der britische Vorsitz der COP26 in Glasgow veröffentlicht hat. Darin werden die Staaten aufgefordert, in diese neue «Fazilität» einzuzahlen. Es gibt aber keine Verpflichtung dazu, und auch konkrete Summen werden nicht genannt.

Das ist so, als wenn der Brandstifter dem Eigentümer des zerstörten Hauses sagt: Ich zahle aber nur den Architekten für den Neubau.
Autor: Jan Kowalzig Klimaexperte von Oxfam

Der Klimaexperte von Oxfam, Jan Kowalzig, kritisierte, dass der neue Topf nur technische Unterstützung nach Schadensereignissen bereitstellen, aber nicht den kompletten Schaden begleichen soll. «Das ist so, als wenn der Brandstifter dem Eigentümer des zerstörten Hauses sagt: Ich zahle aber nur den Architekten für den Neubau.»

Inhalt des ersten Entwurfs

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Im ersten Entwurf des Abschlusstexts war am Mittwoch erstmals seit 25 Jahren in einer der «Cover Decisions» der Kohleausstieg überhaupt erwähnt und eingefordert worden, dazu das Ende aller Subventionen für fossile Energieträger. Umweltorganisationen würdigten das – bemängelten aber zugleich, dass ein konkretes Datum dafür fehle.

Am Ende der Weltklimakonferenz, planmässig für Freitagabend angesetzt, müssen die rund 200 Staaten den finalen Erklärungstext gemeinsam offiziell beschliessen. Frühere Konferenzen waren meist ins Wochenende verlängert worden.

Mahnende Worte von Antonio Guterres

Vor dem Endspurt hatte UNO-Generalsekretär Antonio Guterres die rund 200 Staaten nochmals ermahnt, in den Verhandlungen mehr Ehrgeiz und Kompromissbereitschaft zu zeigen. Zudem müssten alle Länder schnell ihren Ausstoss klimaschädlicher Treibhausgase drosseln.

«Klimaschutz bleibt eine grosse Baustelle»

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Rauch aus einem Kraftwerk, davor Menschen.
Legende: Reuters

«Mit ihren Worten haben die Regierungschefs das Klima schon fast gerettet – aber ihre Taten sind etwas langsamer», sagt SRF-Wissenschaftsredaktor Thomas Häusler, der die Klimakonferenz in Glasgow vor Ort mitverfolgt.

Wenigstens werde so eindeutig wie noch nie zugegeben, dass man den Ausstoss von Treibhausgasen viel schneller reduzieren müsse als bisher. «Das ist ein wichtiger, aber kleiner Schritt.» Fortschritte habe es bei der Verminderung des Methanausstosses, beim Ausstieg aus der Kohleindustrie oder beim Ende der Verbrennungsmotoren in Autos gegeben.

Allerdings: «Laut Berechnungen bringt das bloss ein Viertel dessen, was bis 2030 nötig wäre, um die Erderwärmung bei 1.5 Grad zu begrenzen», stellt Häusler fest. Und: All die Ankündigungen müssen erst noch umgesetzt werden. Das Ziel sei klar vorgegeben: Der Ausstoss von Klimagasen muss bis 2030 um die Hälfte reduziert werden. Häuslers Zwischenfazit: «Der Klimaschutz bleibt eine grosse Baustelle – auch in der Schweiz.»

«Jedes Land, jede Stadt, jede Firma, jede Finanzinstitution muss radikal, glaubwürdig und nachvollziehbar ihre Emissionen runterfahren und ihre Portfolios entsprechend bereinigen – und zwar ab jetzt», forderte Guterres. Anders sei das gemeinsame Ziel nicht zu erreichen, die Erderwärmung auf 1.5 Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zu begrenzen.

Ich werde nicht aufgeben.
Autor: Antonio Guterres UNO-Generalsekretär

In einem Tweet erklärte der UNO-Generalsekretär zudem, dass der Kampf gegen die Klimakrise seine wichtigste Schlacht sei. «Es ist ein Kampf, den wir gewinnen können und müssen. Wir können nicht aufgeben. Ich werde nicht aufgeben.»

EU-Kommissar Frans Timmermans sagte, er sehe gute Chancen dafür, das seit Jahren unfertige Regelbuch für das Pariser Klimaabkommen von 2015 abzuschliessen. Mit Blick auf die Verhandlungen der etwa 200 beteiligten Staaten insgesamt sagte er, er sehe eine «positive Dynamik».

Der Grossteil des Regelbuchs für das Paris-Abkommen wurde schon 2018 auf der Klimakonferenz in Kattowitz festgezurrt. Es fehlen aber noch einige eher technische Einigungen. Dabei geht es unter anderem um die Transparenz und Überprüfbarkeit, wenn Staaten dem UNO-Klimasekretariat über ihre Fortschritte beim Klimaschutz berichten.

Nächste Weltklimakonferenz in Ägypten

Einen handfesten Beschluss hat die Weltklimakonferenz schon gefasst: Das nächste Treffen, die COP27, tagt in Ägypten. Die ägyptische Delegation dankte für das Vertrauen und erklärte, man sei «erfreut und geehrt». Die Konferenz tagt vom 6. bis zum 18. November 2022. Für das Jahr 2023 bewarben sich die Vereinigten Arabischen Emirate.

Demonstranten ziehen durchs Gebäude der UNO-Klimakonferenz

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Demonstration im Gebäude der UNO-Klimakonferenz
Legende: Keystone

Hunderte Delegierte der Weltklimakonferenz in Glasgow sind am Freitag in einem lautstarken Protestmarsch durch das Tagungsgebäude gezogen. Sie liefen dabei an einem langen, roten Band und riefen Parolen wie «Klimagerechtigkeit jetzt!». Die Teilnehmer, überwiegend von Nichtregierungsorganisationen, wollten sich danach weiteren Strassenprotesten im Zentrum Glasgows anschliessen, unter anderem von der Klimaschutzbewegung Fridays for Future.

SRF4 News Nachrichten, 12.11.2021, 07:00 Uhr ; 

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