Donald Trump spart nicht mit Superlativen, wenn er sich täglich um 17 Uhr an die Nation wendet. Regelmässig macht der US-Präsident Falschaussagen und leere Versprechungen. Für Probleme und Fehler sind stets andere verantwortlich – China, die Weltgesundheitsorganisation WHO, oder die Vorgängerregierung unter Barack Obama.
Journalistinnen und Journalisten greift er frontal an, wenn sie unangenehme Fragen stellen. «Ich sagte, dass Sie ein schrecklicher Reporter sind. Sie sind ein Fake», unterstellte er unlängst einem Journalisten.
Kritik von Experten
Für den Soziologen Todd Gitlin von der Columbia University ist klar, dass die täglichen Corona-Briefings mehr Show als Information bieten – sie seien ein Ersatz für seine Wahlkampf-Rallys.
Gleicher Meinung ist auch Mark Feldstein, der an der Maryland University Journalismus lehrt. Trump versuche, alle Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen und rechne sich dadurch bessere Wahlchancen aus, so Feldstein.
Leider würden die anwesenden Journalistinnen und Journalisten Trumps falsche Behauptungen oft nicht berichtigen, bedauert Soziologe Gitlin. Es wäre deshalb besser, auf eine Live-Übertragung von Trumps Corona-Briefings zu verzichten, findet Professor Feldstein.
Hohe Quoten, gute Werbeeinnahmen
Erst wenn die Fakten überprüft werden konnten, sollten Ausschnitte der Briefings veröffentlicht werden. Aber da US-Präsident Trump noch immer für hohe Einschaltquoten und damit für Werbeeinnahmen sorge, verzichteten die Sender wohl kaum auf Live-Übertragungen, ist Feldstein überzeugt.
Einmal mehr gelingt es Donald Trump, die Schwächen der Medien für sich zu nutzen.