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Coronavirus in Brasilien Kritik an Präsident Bolsonaro wird lauter

Der brasilianische Präsident setzt mitten in der Corona-Krise einen neuen Gesundheitsminister ein. Er hat seine Gründe.

Rund 30'000 Infizierte und 3000 Coronavirus-Tote verzeichnet Brasilien bislang. Die Infektion ist noch lange nicht auf dem Höhepunkt. Der jetzt entlassene Gesundheitsminister Luiz Henrique Mandetta trat für das Herunterfahren der Wirtschaft ein und überwarf sich darum mit Staatspräsident Jair Bolsonaro.

Der Neue ist auf Bolsonaros Linie

Die Entlassung des Ministers sei wie eine einvernehmliche Ehescheidung verlaufen, ohne Krach, ohne klaffende Wunden, sagte Bolsonaro im Fernsehen.

Nelson Teich, der neue Minister, ebenfalls ein Arzt, unterscheidet sich radikal von seinem Vorgänger. Er liegt vollkommen auf der Linie des Präsidenten. Er stimme mit Bolsonaro überein, die Isolierung der Menschen zu lockern und sie schnell an ihre Arbeitsplätze zurückkehren zu lassen, sagte Teich.

In den letzten Wochen ging Präsident Bolsonaro immer wieder auf die Strasse, schüttelte Hände und richtete sich demonstrativ gegen die Anordnungen der Gouverneure der Teilstaaten. Diese haben verfügt, dass die Bevölkerung zu Hause bleibt.

Absetzungsverfahren rückt näher

Politisch ist Bolsonaro mit seinem Kurs gegen die Seuche stark isoliert. Entsprechend heftig sind die Reaktionen auf den Wechsel des Gesundheitsministers ausgefallen. In den grossen Städten stellten sich die Leute an die offenen Fenster und klapperten mit Kochgeschirr, um ihr Missfallen kundzutun.

Auch im Parlament hagelt es heftige Kritik. Inzwischen wächst die Wahrscheinlichkeit, dass sich Präsident Bolsonaro einem Absetzungsverfahren stellen muss.

«HeuteMorgen» 17.04.2020, 06:00 Uhr

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