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Künftig braucht es in Dänemark ein Ja zum Sex
Aus SRF 4 News aktuell vom 07.09.2020. Bild: Keystone
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Dänisches Sexualstrafgesetz Journalistin: «Gesten wie Küsse reichen als Zustimmung»

Dänemark will die Zustimmung zum Geschlechtsverkehr im Gesetz verankern. Das heisst: Die Däninnen und Dänen sollen vor dem Sex Ja sagen. Somit müssen beide Partner vor dem Sex einwilligen, sonst gilt es als eine Vergewaltigung. Vor wenigen Tagen hat die Regierung beschlossen, dass das neue Gesetz im Januar in Kraft treten soll. Rikke Detlefsen, eine dänische Journalistin, erklärt, was das Ziel ist.

Rikke Detlefsen

Rikke Detlefsen

Journalistin in Kopenhagen

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Detlefsen arbeitet freie Produzentin der ARD TV & Radio in Dänemark. Darüber hinaus macht sie Dokumentationen fürs dänische Fernsehen. Sie ist zweisprachig deutsch/dänisch im Grenzgebiet aufgewachsen.

SRF: Müssen Sexualpartner und Sexualpartnerinnen demnächst in Dänemark schriftlich festhalten, dass sie mit dem Geschlechtsverkehr einverstanden sind?

Rikke Detlefsen: Nein, so ist es nicht. Natürlich haben Kritiker behauptet, man müsse nun einen Schritt in Richtung Vertrag eingehen. Davon ist aber gar nicht die Rede. Man muss sicherstellen, dass eine mündliche Zustimmung da ist. Oder Gesten wie Küsse reichen auch.

Die Feministinnen haben die Vergewaltigung das perfekte Verbrechen genannt, weil man eben so leicht davonkommt.

Was ist der Grund für dieses neue Sexualstrafgesetz in Dänemark?

Hier ist es jahrelang so gewesen, dass ganz wenig Leute verurteilt worden sind, obwohl die Zahlen gestiegen sind – auf geschätzt ungefähr 7000 Vergewaltigungen pro Jahr hat es pro Jahr nur wenige hunderte Urteile gegeben. Deswegen ist die Debatte hier sehr heftig gewesen.

Die Feministinnen haben Vergewaltigung das perfekte Verbrechen genannt, weil man eben so leicht davonkommt, weil bewiesen werden musste, dass Gewalt stattgefunden hatte. So sind die Frauen immer wütender geworden und jetzt, bei einer neuen sozialdemokratischen Regierung war die politische Unterstützung für dieses Zustimmungsgesetz vorhanden.

Schweden hat seit zwei Jahren ein ähnliches Gesetz: Ein nicht vorhandenes Nein ist kein Ja – nur ein Ja bedeutet Ja; beide Partner müssen vor dem Sex einwilligen. Gilt Schweden diesbezüglich als Vorbild?

Ja, das kann man schon sagen. Es hat natürlich geholfen, dass andere Länder, und besonders Schweden, schon so ein Gesetz hatten. Und es ist auch viel nach Grossbritannien geguckt worden, wo bereits 40 Jahre lang die Zustimmung das Prinzip der Gesetzgebung gewesen ist.

Aber das Wichtigste ist den Frauen hier, dass die Grundlage des Gesetzes das Recht auf den eigenen Körper ist.

Die Erfahrung aus Schweden zeigt: Es kann nach wie vor schwierig sein, eine Vergewaltigung vor Gericht zu beweisen. Wie realistisch ist es, dass mit dem neuen Gesetz in Dänemark tatsächlich mehr Straftäter verurteilt werden können?

Das kann tatsächlich schwierig werden. Wie beweist man, dass man kein Ja gesagt hat? Aber das Wichtigste ist den Frauen hier, dass die Grundlage des Gesetzes das Recht auf den eigenen Körper ist. Das hat eine riesige Bedeutung. Es wird davon gesprochen, dass es genauso wichtig ist, wie als die Abtreibung legal wurde.

Wie kommt die Gesetzesverschärfung in der dänischen Öffentlichkeit an?

Es ist ein sehr grosses Thema. Und Umfragen haben bewiesen, dass ungefähr die Hälfte der Dänen schon für ein solches Gesetz gewesen ist – und weit über die Hälfte aller Frauen. Es gibt aber sicherlich auch eine Kluft, wo die Gegner das schlimm finden und sich darüber lustig machen, nun einen schriftlichen Vertrag unterschreiben zu müssen, obwohl das gar nicht stimmt. Und sie meinen auch, dass nun viele falsche Anklagen von böswilligen Frauen kommen könnten.

Das Gespräch führte Sandra Witmer.

SRF 4 News, 07.09.2020; 06:22 Uhr;

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