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Daten zu Atomanlage geklaut «Solche Daten dürfen nicht an die Öffentlichkeit gelangen»

Hacker haben bei einer französischen Baufirma Ingérop offenbar Tausende sicherheitsrelevante Daten gestohlen – darunter Dokumente zu Atomanlagen, Gefängnissen und zum Strassenbahnnetz. Viele Gerüchte kursieren rund um den Diebstahl. Rudolf Balmer, SRF-Mitarbeiter in Paris, bringt Licht ins Dunkel.

Rudolf Balmer

Freier Journalist

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Der Journalist Rudolf Balmer berichtet für deutschsprachige Medien aus Paris über französische Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Darunter auch für SRF.

SRF News: Was sind die gesicherten Informationen über den Diebstahl?

Rudolf Balmer: Im Juni haben 1700 Mitarbeiter eines französischen Ingenieur-Unternehmens eine mysteriöse E-Mail-Botschaft erhalten. Es ging darum, dass das betreffende Büro an der Entsorgung von Atommüll beteiligt ist. Es wurde gedroht, Tausende von Daten – insgesamt 65 Gigabyte – zu veröffentlichen. Das wurde dann auch getan. Es ging in diesem Datensatz um Atomanlagen, aber auch um den Bau und die Renovierung von Gefängnissen.

Es geht also um sensible Dinge. Müssen sich Bürgerinnen und Bürger in Frankreich deswegen Sorgen machen?

Natürlich ist es ein Problem, wenn solche interne Informationen einer Firma, die in derart sensiblen Bereichen tätig ist, an die Öffentlichkeit gelangen. Die Zeitung «Le Monde», die dazu mit einer deutschen Zeitung recherchiert hat, ist aber der Meinung, die Daten seien nicht wirklich streng geheim und nur bedingt sicherheitsrelevant.

Solche Informationen dürfen natürlich nicht einfach an die Öffentlichkeit gelangen.

Die Angaben zu Videokameras in einem neuen Hochsicherheitsgefängnis etwa betreffen einen Auftrag, den das Büro schliesslich gar nicht bekommen hat. Aber allein die Tatsache, dass Hacker in solche Datenbanken gelangen, ist höchst bedenklich.

Sagen die Rechercheure denn etwas über die Leute, die hinter diesem Hackerangriff stecken könnten?

Es geht bei diesen Enthüllungen vor allem um umstrittene Atomendlagerprojekt im ostfranzösischen Bure. Es wird vermutet, dass die Hacker Atomgegner sind, also Gegner des Projekts, die diese Informationen dann ja auch publiziert haben. Ob sie selber für den Hackerangriff verantwortlich sind, lässt sich vorerst nicht belegen.

Weshalb ist die betroffene Firma so interessant für Hacker?

Das betroffene Unternehmen mit Sitz in der Nähe von Paris ist weltweit tätig. Es ist nicht nur an Atomanlagen beteiligt, sondern etwa auch an Infrastrukturprojekten wie dem Bau von Gefängnissen. Betroffen von den Enthüllungen ist zum Beispiel ein Bauprojekt in der Metro von Madrid.

Inlandsgeheimdienst ermittelt

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Die Pariser Staatsanwaltschaft hat bereits am 3. Juli eine Untersuchung wegen des Hacker-Angriffs eingeleitet. Die Ermittlungen wurden an den Inlandsgeheimdienst DGSI übergeben, bestätigten Justizkreise auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. Ermittelt werde unter anderem wegen betrügerischen Zugriffs und Diebstahls von Daten.

Solche Informationen dürfen natürlich nicht einfach an die Öffentlichkeit gelangen. Der Hackerangriff war auch verbunden mit einer Warnung an die Mitarbeiter der Firma. Sie wurden persönlich per E-Mail bedroht, mit dem Hinweis auf ihre Mitverantwortung beim Bau des Atomendlagers.

Was können die Behörden tun, um solche Angriffe zu verhindern?

Die Hacker konnten bisher nicht identifiziert werden – trotz diverser Hausdurchsuchungen, auch in Deutschland. Die deutsche Polizei hat Amtshilfe geleistet, weil die Informationen auf einem Server in Dortmund publiziert wurden. All das hat bisher nichts gebracht. Im Gegenteil: Es ist mit einer Eskalation zu rechnen. So hat das linke Netzwerk Indymedia bereits mit neuen Enthüllungen gedroht.

Das Gespräch führte Hans Ineichen.

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