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Debatte in den USA Abtreibungen: US-Firmen stellen sich hinter ihre Angestellten

Die Frauen sollen weiterhin die Wahl haben – auch wenn sie in einem Bundesstaat leben, in dem Abtreibung verboten wird.

Darum geht es: In den USA tobt eine Debatte um die Gesetzgebung bezüglich Abtreibung. Das höchste Gericht, der Supreme Court, zieht offenbar in Erwägung, Ende Juni das Recht auf Abtreibung stark einzuschränken, wie ein geleaktes Dokument zeigte. In 13 Bundesstaaten würde Abtreibung illegal.

Was ist «Roe v. Wade»?

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Der Supreme Court entschied 1973 in einem Urteil, dass eine schwangere Frau die Schwangerschaft bis zu dem Zeitpunkt beenden darf, an dem der Fötus lebensfähig ist. Jenseits dieses Zeitpunkts darf der Staat Abtreibungen verbieten. Wann ein Fötus lebensfähig ist, definieren die Bundesstaaten. Spätere Abbrüche müssen erlaubt sein, wenn sie zum Erhalt der Gesundheit oder des Lebens der Frau notwendig sind.

Diese Entscheidung gilt als Präzedenzfall. Daraus wird bis heute die US-Rechtsprechung zur Abtreibung hergeleitet.

«Roe v. Wade» wird der Entscheid genannt, weil die damals 22-jährige Klägerin zur Wahrung ihrer Anonymität in den Akten Jane Roe genannt wird. Gegner war für den Staat Texas der damalige Bezirksstaatsanwalt von Dallas, Henry Wade.

Starbucks bezieht Stellung: Die US-Kaffeevertriebskette Starbucks hat nun angekündigt, dass sie die Kosten für die Reise in einen anderen Bundesstaat übernehmen wird, wenn bei einer Angestellten ein Schwangerschaftsabbruch vorgenommen werden muss und diese im betreffenden Bundesstaat aufgrund des Entscheids des Supreme Courts verboten ist.

Auch andere Firmen übernehmen die Reise: Neben Starbucks hat auch das Unternehmen Tesla angekündigt, die Kosten für eine Reise in einen anderen Bundesstaat aufgrund einer Abtreibung zu übernehmen. Ganz neu ist diese Praxis nicht. Unternehmen wie Levi Strauss, Yelp und Citygroup tragen diese Kosten im Bundesstaat Texas bereits, seitdem dort 2021 Schwangerschaftsabbrüche praktisch ganz verboten wurden.

Eine Frau mit Aufschrift «mine» auf dem Unterleib
Legende: An einer Demonstration für das Recht, sich für einen Schwangerschaftsabbruch entscheiden zu dürfen, hat eine Frau ihren Unterleib beschriftet. Reuters

Bei der Firma krankenversichert: In den USA gibt es – anders als in der Schweiz – keine gesetzliche Krankenversicherung. Viele Angestellte sind bei dem Unternehmen, in dem sie arbeiten, krankenversichert. «Viele Firmen bezahlen ihren Angestellten jetzt schon Reisen in einen anderen Bundesstaat, wenn es dort die bessere medizinische Behandlung gibt», sagt Kathrin Brand, USA-Korrespondentin der ARD. Dieses Angebot wollen die Firmen in Bezug auf Abtreibung beibehalten.

Attraktive Anstellungsbedingungen für junge Frauen: «Zukunftsorientierte Unternehmen wie Apple, Starbucks, Amazon und Salesforce haben ein grosses Interesse daran, weibliche Angestellte zu bekommen», so Brand. Sie wüssten, dass der Arbeitsmarkt in den nächsten Jahren enger werde und dass sie attraktiv für Mitarbeiterinnen sein sollten. «In diesen Unternehmen wird darüber diskutiert, ob jungen Frauen angeboten werden soll, Eier einzufrieren, damit sie zu einem späteren Zeitpunkt noch Kinder haben können.

SRF 4 News, 17.05.2022, 06:51 Uhr ; 

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