Deutschland hat zu wenige Kinder. Die Behörden hoffen, dass sich die Geburtenrate durch ein flächendeckendes Angebot von günstigen Krippenplätzen steigern lässt.
Seit dem 1. August 2013 haben deutsche Eltern ein einklagbares Recht auf einen Kitaplatz. Die Bundesländer rüsten sich im Kampf um die besten und günstigsten Kita-Angebote.
«Von den Krippen habe ich nichts gehört»
«10vor10» spricht mit der jungen Unternehmerin Miriam Artenaga. Sie versucht Familie und Geschäft unter einen Hut zu bringen. «Ich habe schon vier Tage nach der Geburt wieder angefangen zu arbeiten», sagt sie.
Trotz Rechtsanspruch musste sie die Betreuung ihres Sohnes Aaron lange selber organisieren. «Von den städtischen Krippen habe ich nach der Anmeldung nichts mehr gehört.» Ein Kindermädchen muss Aaron versorgen, wenn die Mutter Sitzungen hat. Eine unhaltbare Situation.
«Alle rufen nach mehr Staat»
Diese Meinung vertritt auch der Anwalt Volker Thiele. Er klagt Gemeinden ein, wenn sie Antragsstellern keine Krippenplätze anbietet. Obwohl er mit solchen Klagen Geld verdient, findet er, das Gesetz schiesse übers Ziel hinaus. «Alle rufen nach dem Staat. Wir haben nach der Wiedervereinigung sozialistische Ideen aus dem Osten übernommen. Vielleicht zu viele», sagt er.
Der Kampf um den Wohlstand ist auch unter den Ländern ausgebrochen. Nordrhein-Westfalen hat kaum Geld für neue Plätze – und muss Container aufstellen. «Die Eltern meinten am Anfang, die Kinder müssten mit dem Bauhelm in die Kita kommen», sagt ein Vertreter.
Bayern hingegen kann genug bauen. München etwa hat 200 Millionen Euro in neue Kitas investiert. Die Einrichtung ist nur vom feinsten.
Zwei Monate nach der Einführung des Gesetzes erwartet Deutschland eine Klagewelle. Und einen weiteren «Kampf um den Wohlstand».