Die Verantwortlichen und Anhänger der deutschen FDP konnten es kaum fassen. Der «Worst Case» ist eingetroffen. Die Freien Liberalen haben nicht nur Stimmen verloren. Sie werden nicht mehr im Bundestag vertreten sein, da sie die Fünf-Prozent-Hürde nicht schafften. Das ist noch keiner Regierungspartei widerfahren.
Brüderle und Rösler melden sich ab
«Es ist eine schwere Stunde für die FDP», sagte Fraktionschef Rainer Brüderle noch am Sonntagabend. Heute gab er bekannt, dass der Spitzenkopf in der Partei abtreten wird. «Als Spitzenkandidat übernehme ich dafür Verantwortung.»
Parteichef Philipp Rösler tritt nach dem Wahldebakel zurück. In Berlin sagte er: Er wolle damit die Verantwortung für den «bittersten Abend» nach der Bundestagswahl übernehmen.
Mit ihm hat das komplette Präsidium seinen Rücktritt erklärt. Auch der Bundesvorstand werde dem wohl folgen, so Rösler. Zur Neuaufstellung werde vermutlich ein für Januar geplanter Europa-Parteitag genutzt.
Zwar übten sich die FDP-Oberen zunächst noch in Zweckoptimismus. «Es ist nicht das Ende der Partei, es wird unterm Schnitt schwieriger. Aber die Arbeit wird weitergehen», so Brüderle.
Doch für ihn wie auch für Parteichef Philipp Rösler scheint das Karriereende gekommen zu sein. Zuvor räumte der 40-Jährige ein, keinen Aufbruch für die Bundestagswahl vollbracht zu haben – trotz einiger überraschender Erfolge bei den Landtagswahlen. Rösler appellierte an die FDP-Mitglieder: «Jetzt muss man die Ärmel hoch krempeln.»
Neuanfang in der Bedeutungslosigkeit
Bereits wurden erste neue Namen genannt für den schwierigen, bevorstehenden Gang – den Gang aus der ausserparlamentarischen Opposition zurück nach oben. Der nordrhein-westfälische Landeschef Christian Lindner steht bereits in den Startlöchern: Er hat seine Kandidatur für den FDP-Spitzenposten angemeldet, Rösler bestätigte dies.
Auch der schleswig-holsteinische Fraktionschef Wolfgang Kubicki könnte zum neuen FDP-Führungszirkel gehören. Er brachte sich gleich selbst ins Rennen und warb für ein «Duo Lindner-Kubicki». Denn: Die neue Führung könne die Probleme in der Partei nicht allein lösen. Es müsse insgesamt eine thematische und auch personelle Neuaufstellung geben, so Kubicki.