Gefährdungsanalysen, zertifizierte Strassensperren, Personal für Eingangskontrollen – der Aufwand für die Sicherheit auf Weihnachtsmärkten ist in den letzten Jahren enorm gestiegen und damit auch die Kosten. Kleinere Städte und Gemeinden können sich solche Ausgaben aber nicht mehr leisten.
Overath in Nordrhein-Westfalen zum Beispiel musste deswegen den beliebten Weihnachtsmarkt absagen. In Hamburg Rahlstedt mangelte es an Einnahmen und Standbetreibern, in Kerpen wird der Weihnachtsmarkt kurzerhand zum «Genussmarkt im Advent» umbenannt, um strenge Sicherheitsauflagen zu umgehen.
Sicherheit hat ihren Preis
In Magdeburg hingegen steckt man viel Geld in ein anspruchsvolles Sicherheitskonzept. Rund eine halbe Million Euro investieren Stadt und Veranstalter, damit der Weihnachtsmarkt auch in diesem Jahr stattfinden kann. Denn vor einem Jahr raste dort ein Mann mit seinem Auto in die Menschenmenge. Sechs Menschen starben.
Sicherheit kostet viel Geld. Den Weihnachtsmarkt abzusagen, nur weil wir das Geld nicht ausgeben wollen – das wäre fatal.
Laut Simone Borris, Oberbürgermeistern der Stadt Magdeburg, sei es deshalb die Aufgabe der Veranstalter und der Stadt, das Risiko eines Anschlags so gut es geht zu minimieren: «Sicherheit kostet viel Geld. Den Weihnachtsmarkt abzusagen, nur weil wir das Geld nicht ausgeben wollen – das wäre fatal.»
Auch für die Händlerinnen und Händler wäre eine Absage existenzbedrohend: «Wir haben alles eingekauft, vieles in Vorkasse bezahlt. Wenn der Markt abgesagt würde, wäre mein Gewerbe zu Ende», sagt Kauffrau Elke Selle.
Ruf nach besserer Zusammenarbeit
Oft bleiben die Kosten allein bei den Veranstaltern hängen, kritisiert Jochen Kopelke, Bundesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei. Für mehr Sicherheit müsse auch mehr Geld fliessen. Das zu verhandeln, sei Aufgabe der Politik.
«Warum muss ein kleiner Marktbetreiber selbst Poller kaufen? Warum kann die Polizei sie nicht bereitstellen?» Er fordert deshalb eine gerechtere finanzielle Belastung und ein besseres Zusammenspiel zwischen Polizei, Kommunen und den Veranstaltern.
Zwischen Pollern und Polizeipräsenz bleibt vielerorts die Frage: Wie lässt sich Sicherheit mit Weihnachtsstimmung vereinbaren? In Magdeburg hoffen Schausteller und Besucherinnern, dass ihr Markt trotzdem am Ende das bleibt, was er immer war: ein Ort der Begegnung, der Normalität – und ein Stück Weihnachtsfreude.