In den USA flacht die Debatte um die Epstein-Files nicht ab. Die neuste Kritik kommt nun vom Sprecher des Repräsentantenhauses, Mike Johnson, eigentlich enger Verbündeter von Trump, der sich für mehr «Transparenz» ausspricht. Und selbst die sonst loyalen MAGA-Anhänger (Make America Great Again) von US-Präsident Donald Trump sind gespalten.
Die Geheimhaltung einer vermuteten «Kundenliste» und der umfassenderen Epstein-Akten ist zentraler Bestandteil verschiedener Gerüchte im Netz und Verschwörungstheorien über den 2019 verstorbenen Sexualstraftäter.
Obwohl das Trump-Justizministerium die Aufklärung der Epstein-Akten selbst immer wieder hochgespielt hat, sagt es mittlerweile, dass Epstein tatsächlich durch Suizid gestorben ist und es keine «Kundenliste» gab. Das bedeutet nicht, dass es eine umfassende Verschwörung gegeben hat. Aber der eigene Umgang der Trump-Administration mit den Epstein-Akten wurde selbst zu einem Vehikel für Verschwörungstheorien.
Was wurde wirklich gesagt von der Trump-Administration zu den Epstein-Files – und was nicht? Im Check die Chronologie der wichtigsten Aussagen.
Juni 2024 – Trump kündigt im Wahlkampf Freigabe von Epstein-Dokumenten an
Im Präsidentschaftswahlkampf kündigte Donald Trump an, dass er die Epstein-Akten freigeben würde. In einem Interview auf Fox News sagte er auf die entsprechende Frage: «Yeah, yeah, I would.»
September 2024 – Trump bei Podcaster Lex Fridman
In einem Interview mit dem Podcaster Lex Fridman wurde Trump gefragt, warum er bei seiner früheren Antwort auf die Freigabe der Akten zögerte. Er sagte: «Ich bin nicht involviert, ich war glücklicherweise nie auf seiner Insel. Aber eine Menge Leute waren dort.»
Als Fridman darauf zurückkam, dass die Leute es seltsam finden, dass keine Liste von Epsteins Mitwirkenden, die die Insel besucht haben, jemals veröffentlicht wurde, sagte er: «Ja, das ist sehr interessant (...). Wahrscheinlich wird es so sein (...) Ich würde es mir auf jeden Fall ansehen.»
«Die Liste» wurde auch in einem anderen Podcast-Interview mit JD Vance im Oktober erwähnt. Als Reaktion auf einen Scherz des Gastgebers Theo Von sagte Vance: «Ernsthaft, wir müssen die Epstein-Liste veröffentlichen. Das ist eine wichtige Sache.» (ab Minute 45:58)
Erwähnenswert ist, dass zu dieser Zeit Joe Biden noch im Weissen Haus sass und wir nicht wissen, mit wie vielen Informationen zu den Akten die Trump-Kampagne gearbeitet hat.
Februar 2025: Verwaltung kündigt brisantes Material an
Seit dem Amtsantritt von Donald Trump im Januar 2025 hat sich die Situation in Bezug auf die Veröffentlichung neuer Informationen über Epstein immer wieder drastisch verändert.
Im Februar sagte Justizministerin Pam Bondi auf die Frage nach der «Kundenliste», «es» liege «gerade auf meinem Schreibtisch» und werde überprüft.
Ende Februar veröffentlichte das Justizdepartement auch die ersten freigegebenen Dokumente zum Epstein-Fall. Jedoch war die erste Welle von Akten, die auf der Website des Justizministeriums veröffentlicht wurde, grösstenteils schon seit Jahren öffentlich zugänglich und enthielt keine neuen Erkenntnisse.
März 2025: Tausende Seiten Dokumenten geliefert
Weitere Aussagen zu Beginn des Jahres deuteten darauf hin, dass es neues Material geben würde. Am 1. März sagte Bondi gegenüber Fox News, dass das amerikanische Volk die vollständigen Epstein-Akten erhalten werde, erklärte aber, dass man Schwierigkeiten habe, an Material zu gelangen, das sich im Besitz der New Yorker Behörden befinde.
Zwei Tage später sagte Pam Bondi, dass «Tausende von Seiten an Dokumenten» geliefert worden seien (02:24) und der FBI-Direktor Kash Patel sie im Hinblick auf eine grosse Veröffentlichung durchgehen würde.
Mai 2025: FBI arbeitet sich durch Material «jahrelanger Ermittlungen und Vertuschung»
Für diejenigen, die sich Hoffnungen machten, der Epstein-Verschwörung auf den Grund zu gehen, klang das vielversprechend. Ende Mai sagten FBI-Direktor Kash Patel und sein Stellvertreter Dan Bongino in Interviews auf Fox News, dass Epstein Selbstmord begangen habe.
In früheren Aussagen hatte Patel in einem Interview von 2023 in einem Podcast (ab Minute 02:52) einen ganz anderen Ton angeschlagen.
Zudem sagte Patel im Mai 2025, dass sie sich durch das weitere Material arbeiteten, weil es «Zeit braucht, um durch jahrelange Ermittlungen, politische Manöver und jahrelange Vertuschung zu gehen».
Juni 2025: Musk gelöschter Tweet in Schlammschlacht
In der Social-Media-Schlammschlacht zwischen Trump und Elon Musk veröffentlichte Musk am 6. Juni einen Tweet, dass Trump in den Epstein-Files sei. Mittlerweile hat Musk den Tweet gelöscht und sich entschuldigt, teilweise zu weit gegangen zu sein. Der Tweet hatte die Gerüchte aber erneut angeheizt.
Zu erwähnen ist, dass Musk zu diesem Zeitpunkt allerdings bereits seit einer Woche nicht mehr Teil der Trump-Administration war.
Juli 2025: Laut FBI «keine Kundenliste»
Am 6. Juli nahm die Geschichte eine Wendung, als ein Memo des Justizministeriums und des FBI besagte, dass die Akten zu dem Fall keine Liste von Klienten enthielten. Es wurde auch bestätigt, dass Jeffrey Epstein durch Suizid gestorben ist.
Im Memo heisst es weiter: «Das Justizministerium und das Federal Bureau of Investigation sind der Ansicht, dass eine weitere Offenlegung weder angemessen noch gerechtfertigt ist.»
Viele MAGA-Anhänger schenken dem Memo keinen Glauben. Als Trump kurz darauf bei einer Kabinettssitzung auf Epstein angesprochen wurde, reagierte er ungehalten: «Reden die Leute immer noch über diesen Kerl, diesen Widerling? Das ist unfassbar.»
Auch Bondi erklärte an derselben Pressekonferenz ihren Wortlaut vom Interview im Februar, dass sie mit dem «Material auf ihrem Schreibtisch» dazumal nicht die «Kundenliste» gemeint hatte.
Am 12. Juli meldete sich FBI-Direktor Kash Patel auf X zu den Verschwörungstheorien und hielt fest, dass sie falsch seien.
Bondi hatte sich auf einer Pressekonferenz am 15. Juli 2025 geweigert, weitere Fragen zum Thema zu beantworten. Dabei hatte sie auf das bereits veröffentlichtes Memo verwiesen, wonach keine weiteren Unterlagen zum Fall Epstein veröffentlicht werden sollen.
Doch auch durch die neuesten Dementis scheinen die skeptischen Stimmen von Trumps verschwörungsnaher Wählerschaft offenbar nicht versiegen zu wollen.