In Chile, auf der Südhalbkugel, werden die Uhren am Sonntag (2. April) eine Stunde zurückgestellt. Dann beginnt in Chile die Winterzeit. Das war nicht immer so: 2015 schafften die Sozialisten mit Präsidentin Michelle Bachelet die Winterzeit ab, wenn auch nicht, wie eigentlich beabsichtigt, für immer.
Energieminister Maximo Pacheco erklärte damals: «Die Regierung hat entschieden, die Sommerzeit beizubehalten, auf unbestimmte Zeit, in ganz Kontinental-Chile und auf den Osterinseln.» Das renommierte US-amerikanische Wall Street Journal spottete daraufhin: Wie spät es in Chile sei, könne niemand genau sagen .
Computer und Smartphones zeigten die falsche Zeit an
Obwohl die Regierung die Zeitumstellung abgeschafft hatte, stellten sich die Smartphones und Computer am Stichtag 2015 trotzdem automatisch um, wie gewohnt, auch die Kalender von Outlook oder Google.
«Die Regierung entschied damals so kurzfristig, dass die Software-Hersteller nicht schnell genug reagieren konnten», sagt die Soziologin Pamela Poo. Sie erinnert sich: «Ich kam deswegen öfter zu spät zu beruflichen Meetings.»
Eigentlich sollte 2015 alles einfacher werden: mit einer Zeit, für ganz Chile, das ganze Jahr lang. Stattdessen mussten Fluggesellschaften ihre Flugpläne hektisch korrigieren, weil die Flugzeiten im Computer nicht stimmten. Dates fielen ins Wasser, weil er die richtige Zeit hatte, aber sie die falsche.
Das Zeit-Chaos hat Folgen bis heute
«Wir Chilenen sind verwirrt, weil unsere Regierung über die Jahre zu oft an der Uhr gedreht hat», erklärt eine Frau im Parque Araucano, einem Stadtpark in der Hauptstadt Santiago. Denn schon vor dem Aus für die Winterzeit hat die chilenische Politik den Stichtag für die Zeitumstellung mehrmals verschoben: Mal wurden die Uhren schon im März auf die Winterzeit umgestellt, mal erst ein paar Wochen später, im April oder erst im Mai.
Die Sommerzeit wurde aus den verschiedensten Gründen verlängert: 1987 von Diktator Augusto Pinochet wegen eines Papst-Besuchs – es sollte kein zeitliches Durcheinander geben. 2010 von den Konservativen, mit Präsident Sebastián Piñera, wegen eines schweren Erdbebens – es brauchte länger Tageslicht für die Bergungsarbeiten. Und 2011 wegen einer gravierenden Dürre. Damals schob Piñera die Umstellung auf die Winterzeit hinaus, um Energie zu sparen.
Energiesparen als Argument
Energie sparen wollten auch die Sozialisten, als sie 2015 die Winterzeit ganz abschafften. Hat das geklappt? Nicht wirklich, sagt Humberto Verdejo. Der Elektroingenieur von der Universität Santiago de Chile hat untersucht, wie viel Energie eingespart wurde ohne die Winterzeit: «Als wir das ganze Jahr die Sommerzeit benutzten, führte das zu marginalen Einsparungen», sagt Verdejo.
0.5 bis 1 Prozent Energie sparten die Chileninnen und Chilenen 2015 ein. Nur ein Jahr später wurde die Winterzeit deshalb wieder eingeführt. Die aktuelle links-progressive Regierung von Präsident Gabriel Boric will nun prüfen, ob das wirklich die beste Lösung für Chile ist. Dafür braucht die Regierung allerdings noch ein bisschen Zeit.