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Wer sind die «Weisshelme»?
Aus Echo der Zeit vom 23.07.2018. Bild: Keystone
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Die Weisshelme in Syrien Retter oder Terroristen?

Israel hat 422 Weisshelme und ihre Angehörigen aus Syrien gerettet. Um sie tobt seit Jahren eine Kontroverse.

Ein Mann setzt einen weissen Helm auf, verabschiedet sich von seinem Kind und geht im Bombenhagel über Syrien andere Kinder aus den Trümmern retten: Die Szenen aus dem Netflix-Film über die Weisshelme, der letztes Jahr den Oscar für den besten ausländischen Dokumentarkurzfilm bekam, sind herzzerreissend. Gleichzeitig sind sie Balsam für das schlechte Gewissen: Wenigstens jemand hilft den Menschen in diesem grauenhaften Krieg.

Die Weisshelme retten nicht nur, sie beliefern die Welt seit ihrer Gründung vor fünf Jahren auch mit erschütternden Bildern. Während ihrer Rettungsaktionen tragen sie am Körper Kameras und dokumentieren damit vor allem eines: die Brutalität des Assad-Regimes und der mit ihm verbündeten Russen.

Russische Videos

Entsprechend heftig ist die Reaktion der syrischen Regierung auf die Weisshelme. Und aus russischen Quellen stammt ein Grossteil der Videos, die in den sozialen Medien verbreitet werden und die Weisshelme als islamistische Terroristen diskreditieren. Die Weisshelme hätten Rettungsvideos gestellt.

Ein Mann hält beide Hände vor das Gesicht, im Hintergrund hängt ein weisser Helm.
Legende: Ein Mitglied der Weisshelme in der syrischen Stadt Aleppo im Oktober 2016. Reuters/Archiv

Für den Westen ist klar: Solche Diskreditierungsversuche sind Propaganda von den Unterstützern Assads. Die Weisshelme selbst gaben zu, dass ein Video von einigen ihrer freiwilligen Mitglieder tatsächlich gestellt worden war. Dies aber nicht in der Absicht zu täuschen, sondern um das zu zeigen, was im Notfall nicht gezeigt werden kann. Die Verantwortlichen seien abgemahnt und entlassen worden.

Geld aus dem Westen

Aber weder Erklärungsversuche noch Recherchen haben die Kontroverse um die Weisshelme bisher beruhigen können. Das liegt unter anderem an ihrer Entstehungsgeschichte. Am Anfang des Syrien-Krieges halfen Freiwillige, Menschen zu retten. Organisiert, geschult und ausgerüstet hat sie jedoch James Le Mesurier, ein ehemaliger Nachrichtendienstoffizier der britischen Armee. Dabei profitierten sie von grosszügiger Unterstützung Grossbritanniens. Geld floss auch aus den USA, Deutschland, den Niederlanden, Japan und Neuseeland.

In jüngster Zeit haben die USA ihre Finanzierung der Weisshelme drastisch reduziert. Das Geld aus dem Westen und die Tatsache, dass die Weisshelme ausschliesslich in Rebellengebieten aktiv sind, macht sie für die syrische Regierung und ihre Verbündeten unwiderruflich zu Feinden.

Rettungsaktion lässt Fragen offen

Die Rettungsaktion durch Israel am letzten Wochenende wird diese Haltung noch zusätzlich bestätigen. Denn zu viele Fragen zur Identität der Geretteten und zum Motiv für die Rettungsaktion sind noch unbeantwortet. Unbeantwortet bleibt allerdings auch die Frage, wer Menschen in einem Krieg wie in Syrien überhaupt noch helfen und damit unser schlechtes Gewissen beruhigen kann – wenn Retter selbst gerettet werden müssen.

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