Der Arboretum-Park liegt mitten in Nairobi. Bunte Blumen, der Duft von Eukalyptusbäumen, Vögel, Affen. Aus diesen Gründen dient dieses kleine Stück Grün den Kenianern gerne als Fotokulisse. Zum Beispiel dem 30-jährigen Frederick Bwire. «Wir machen ein Fotoshooting vom Schwangerschaftsbauch meiner Frau. Dem Produkt von Liebe», sagt er.
Nur den westlichen Lifestyle imitiert?
Liebe. Das ist für ihn nur möglich zwischen einem Mann und einer Frau. Alles andere sei unafrikanisch. Homosexualität sei ein Import aus dem Westen, sagt Bwire. Schwule Kenianer und lesbische Kenianerinnen würden doch nur den westlichen Lifestyle imitieren: «Wir Kenianer haben immer das Gefühl, dass das, was aus dem Westen kommt, besser ist. Die weisse Haut sei besser als die schwarze. Darum kopieren viele alles aus dem Westen. Blind.»
Deswegen ist der bald dreifache Vater aus Nairobi auch überzeugt, dass Homosexualität eine Wahl sei. Denn schliesslich könne sich jeder vom Schwul- und Lesbischsein heilen lassen. «Es gibt doch Beratungen. Man kann sich einem anderen Umfeld aussetzen. Es gibt Lösungen für dieses Problem. Denn Homosexualität ist tatsächlich ein Problem.»
Massive Diskriminierung von Homosexuellen
Das Problem haben in Kenia aber in erster Linie die Homosexuellen selbst. Berichte von Personen, die aufgrund ihrer sexuellen Orientierung von ihrer Familie verstossen werden, sind in Kenia Normalität. Schwule und Lesben werden diskriminiert, wenn es darum geht eine Arbeitsstelle zu erhalten oder eine Wohnung. Viele Homosexuelle berichten, von Bekannten oder Unbekannten angegriffen und verprügelt worden zu sein.
Für den Fotografen Andrew Lwanga, der die Schwangerschaftsfotos des Paares macht, sind Liebe und Sex Privatsache. Solange Paare glücklich seien, gehe es ihn nichts an, was andere Leute in ihren Schlafzimmern treiben würden.
Warum viele seiner Mitbürger derart Mühe haben mit der gleichgeschlechtlichen Liebe, erklärt er sich mit dem hohen Stellenwert der Nachkommen: «Wenn Eltern hören, dass ihr Kind homosexuell ist, dann heisst das für sie in erster Linie keine Nachkommen aus eigenem Fleisch und Blut. Und nicht nur für die Eltern, für die ganze Community. Keine Kinder bedeutet, der Bestand der Gemeinschaft ist nicht gesichert.»
Religiöse Führer betreiben Schwulenhetze
Und dann sei da natürlich noch der Einfluss der Religion. Der Stadtpark Arboretum ist ein beliebter Ort für Bibelgruppen. Auch die 54-jährige Susan Nyambura Karemi ist Teil einer solchen Gruppe. «Böse, moralisch absolut nicht vertretbar» sei Homosexualität. Darum sei ja auch Sodom zu Grunde gegangen. Das stehe doch alles in der Bibel.
Die religiösen Führer spielen eine wichtige Rolle bei der Schwulenhetze in Kenia. Die Gesetzesgrundlage ist das eine. Doch es sind die Gesellschaft und die Kirche, die das Leben für Homosexuelle in Kenia schwierig machen.