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Diskussionen um Hundefleisch In Südkorea landen Hunde auf dem Teller – langsam ändert sich das

Der Verzehr von Hundefleisch hat Tradition in Südkorea. Das Parlament will den Verkauf ab 2027 verbieten.

Südkorea hat ein gespaltenes Verhältnis zu Hunden. Während früher Hundesuppe oder andere Gerichte mit Hundefleisch regelmässig auf den Tellern landeten, ist das heute die Ausnahme. Vor allem noch ältere Männer besuchen eines der immer weniger werdenden Restaurants, welche Hundefleisch servieren.

Hundefleisch gäbe warm und sei es Teil der koranischen Kultur, argumentieren die Befürworter von Hundefleisch. Anders sieht es die Mehrheit der Bevölkerung und auch das Parlament. Dieses beschloss, Hundefleisch ab 2027 von den Tellern zu verbannen. Die Branche wird finanziell entschädigt, um den Ausstieg zu erleichtern.

Hundehalterin Cha Hee Jung begrüsst den Parlamentsentscheid: «Wenn ‹Hunde-Essen› eine Kultur ist, die jeder teilen kann, und eine Kultur, über die wir an einem öffentlichen Ort sprechen können, würde ich diese Kultur auf jeden Fall unterstützen. Aber auf die Frage: ‹Welche Art von Essen magst du?›, antwortet niemand: ‹Ich mag Hundefleisch.›»

Eine Frau steht mit ihrem Hund auf einer breiten Treppe.
Legende: Cha Hee Jung mit ihrem Hund Dodam. SRF

Ihr Hund Dodam stammt von einem Hundefleischzüchter. Dennoch hat Cha für die Hundefleischindustrie Verständnis und befürwortet daher die beschlossenen Entschädigungen für die Hundezüchter.

Tierschützerin drängt auf Wandel

Jung Jin-A von der koreanischen Tierschutzorganisation möchte, dass der Hundefleischkonsum möglichst bald endet. «Wir ermutigen Züchter, ihre Geschäfte so schnell wie möglich zu schliessen, und wir werden verhindern, dass weiterhin Hunde von diesen Züchtern geopfert werden.» Die Bedingungen für die Hunde seien schrecklich, sagt Jung.

Aufnahmen der Tierschützer belegen die Zustände. Die Hunde für die Fleischproduktion sind oft in engen Metallkäfigen eingesperrt. Aus den Käfigen kommen die Hunde nur, wenn sie geschlachtet werden.

Fleischabsatz rückläufig

Auf einigen Märkten wie etwa auf dem Moran Markt in Seoul wird noch immer Hundefleisch verkauft – die Tendenz ist jedoch rückläufig. Gegenüber SRF wollen weder Fleischverkäufer noch Hundezüchter oder Restaurantbesitzer Stellung zur Situation nehmen. Auch Kameras sind nicht erwünscht.

Der Verkauf und Konsum von Hundefleisch bewegt sich in einer gesetzlichen Grauzone, denn Hundefleisch steht in Südkorea nicht auf der offiziellen Liste der Lebensmittel. Frühere Versuche der Hundefleisch-Lobby, das Fleisch in die Liste aufzunehmen, scheiterten.

Änderung der Gesellschaft

Die Gesellschaft Südkoreas hat sich geändert. Immer mehr Leute halten Hunde als Haustiere. So auch die 30-jährige Hundehalterin Lee Nu-Ri. Sie kennt die Geschichte der Hundehaltung zum Fleischverzehr aus ihrer eigenen Familie.

Ihre Grossmutter hatte Hunde, die in einem Käfig lebten, erinnert sie sich: «Ich wusste nicht, warum diese Hunde dort waren, ohne spazieren zu gehen. Jedes Jahr, wenn wir die Grossmutter besuchten, verschwand ein Hund. Als ich jung war, wusste ich nicht, dass die Hunde gekocht wurden.»

Person überquert eine Strasse in der Stadt mit einem Hund an der Leine.
Legende: Lee Nu-Ris Grossmutter hielt Hunde für den Verzehr. Heute kann sich das die 30-Jährige nicht mehr vorstellen. SRF

Heute isst Lee kein Hundefleisch mehr. Damit gehört sie zur grossen Mehrheit, denn mittlerweile geben über 90 Prozent der Südkoreanerinnen und Südkoreanern an, kein Hundefleisch zu verzehren.

10 vor 10, 22.04.2024, 21:50 Uhr

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