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Drei ermordete Investigativjournalisten innert eines Jahres
Aus Tagesschau vom 09.10.2018.
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Drei Morde innert eines Jahres Europäische Investigativ-Journalisten leben zunehmend gefährlich

  • Die bulgarische TV-Journalistin Viktoria Marinowa ist am Samstag ermordet worden. Sie hatte Korruption im Land thematisiert.
  • Davor waren bereits in der Slowakei und in Malta Investigativ-Journalisten gewaltsam ums Leben gekommen.
  • Laut «Reporter ohne Grenzen» hat sich die Lage für Journalisten im vergangenen Jahr nirgendwo derart verschlechtert wie in Europa.

In der letzten Ausgabe ihrer Fernsehsendung «Detektor» hat die bulgarische Fernsehjournalistin Viktoria Marinowa zwei Investigativ-Journalisten empfangen. Die beiden hatten zu einem angeblichen Betrug mit EU-Fördergeldern recherchiert. Marinowa hatte versprochen, an dem Fall dranzubleiben. Fünf Tage später wurde die 30-Jährige am vergangenen Samstag tot in einem Park gefunden.

Drei tote Journalisten innert einem Jahr

Ob der Mord im Zusammenhang mit ihrer Arbeit steht, ist zwar noch nicht geklärt. Dennoch habe der Fall Journalisten weltweit aufgerüttelt, sagt Oliver Zimmermann. Er arbeitet am Recherchedesk der Tamedia und ist in internationalen Recherche-Netzwerken tätig. «Unmittelbar nach der Nachricht über Marinowas Tod hat man überall Betroffenheit und Wut gespürt.»

Es darf sich nicht lohnen, einen Journalisten umzubringen. Dann kommen zehn andere und führen die Recherchen weiter.
Autor: Oliver Zihlmann Investigativ-Journalist, Co-Leiter Tamedia-Recherchedesk

Es ist nicht der erste Mord an einer Journalistin in Europa. Erst vor einem Jahr wurde auf Malta die Investigativ-Journalistin Daphne Galizia durch eine Bombe getötet. Im vergangenen Februar wurde der Slowake Jan Kuciak zusammen mit seiner Verlobten in seinem Haus erschossen. Er hatte zuletzt über mutmassliche Verbindungen zwischen der italienischen Mafia und slowakischen Behörden recherchiert.

«Straffreiheit bei Verbrechen an Journalisten»

«Bis jetzt haben die Ermittlungen in der Slowakei und Malta nichts ergeben», beklagt Gérard Tschopp, Präsident von «Reporter ohne Grenzen» Schweiz. Und auch die bulgarischen Ermittlungen zum Tod Marinowas haben bisher kaum Ergebnisse gebracht. Ein festgenommener Rumäne soll nach seiner Vernehmung als nicht tatverdächtig wieder entlassen werden. Die EU müsse Druck auf die Autoritäten ausüben, damit die Morde aufgeklärt werden, fordert Tschopp.

Es ist ein fatales Signal in Sachen Informationsfreiheit und damit die Demokratie in einem Land.
Autor: Rubina Möhring Präsidentin «Reporter ohne Grenzen» Österreich

Die Straffreiheit, die bei vielen Verbrechen gegen Journalisten herrsche, sei nicht nur gefährlich für die Journalisten selbst, ergänzt Rubina Möhring von «Reporter ohne Grenzen» Österreich: «Es ist ein fatales Signal in Sachen Informationsfreiheit und damit die Demokratie in einem Land.»

«Journalisten-Bashing» als Nährboden für Gewalt

Genau deshalb führen Kollegen der ermordeten Daphne Galizia aus mehreren Ländern deren Recherchen weiter. Damit wollten sie auch ein Zeichen setzen, sagt Oliver Zihlmann von Tamedia: «Es darf sich nicht lohnen, einen Journalisten umzubringen. Dann kommen zehn andere und führen die Recherche weiter.»

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Oliver Zihlmann und seine Kollegen führen Daphne Galizias Recherchen weiter
Aus Tagesschau vom 09.10.2018.
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Doch damit leben die beteiligten Investigativ-Journalisten gefährlich. Nirgendwo habe sich die Lage für Journalisten im vergangenen Jahr derart verschlechtert wie in Europa, heisst es bei «Reporter ohne Grenzen». In vielen Ländern herrsche ein zunehmend feindseliges Klima gegenüber Journalisten. Dies bereite auch den Boden für Gewalt.

Für die Kollegen der am Samstag in Bulgarien ermordeten Viktoria Marinowa fordert die Journalisten-Organisation Polizeischutz. Derweil sagte Innenminister Mladen Marinow, es gebe bislang keine Hinweise auf einen möglichen Zusammenhang zwischen der Gewalttat und der Arbeit der Journalistin. Im diesjährigen Pressefreiheit-Index von «Reporter ohne Grenzen» lag Bulgarien auf Rang 111 von 180 Ländern. Das ist niedriger als bei jedem anderen EU-Staat.

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