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Dritte Welle Frankreich zieht die Corona-Schraube wieder an

Frankreich verhängt im Kampf gegen die Corona-Pandemie regionale Ausgangsbeschränkungen – auch Paris ist betroffen.

Schon in den letzten Wochen und Monaten galten in Frankreich strengere Beschränkungen als in der Schweiz, so etwa eine landesweite Ausgangssperre am Abend und in der Nacht. Nun verschärft die Regierung die Corona-Massnahmen erneut – auch Paris ist betroffen.

Konkret: Ausflüge ins Freie sind ohne zeitliche Begrenzung, aber nur im Umkreis von zehn Kilometern erlaubt. Zudem werden in den betroffenen Regionen alle Läden geschlossen, die nicht Waren des täglichen Bedarfs verkaufen.

Massnahmen gelten für vier Wochen

«Die Epidemie verschlimmert sich», sagte Ministerpräsident Jean Castex am Donnerstagabend. Nun müsse verhindert werden, dass sie ausser Kontrolle gerate. Das Land sei von einer dritten Welle betroffen.

Inzwischen mache die zuerst in Grossbritannien nachgewiesene, ansteckendere Variante des Virus drei Viertel der Fälle aus. Die neuen Massnahmen sollen ab Freitagnacht für die nächsten vier Wochen gelten.

Keine Reisen über Ostern

«Wer ausser Haus geht, muss wieder eine Selbstdeklaration ausfüllen und etwa schreiben, ob man einkaufen, Sport treiben oder zur Arbeit geht», berichtet SRF-Korrespondent Daniel Voll aus Paris. Zudem gelten für die Bewohnerinnen und Bewohner der betroffenen Regionen Reiseverbote.

Gerade in den Städten und Agglomerationen, wo die Wohnungen klein sind, müssen sich die Leute draussen bewegen können.
Autor: Daniel Voll Frankreich-Korrespondent von SRF

Ausser aus triftigen Gründen – etwa beruflichen – darf man nicht in andere Landesteile reisen. «Dies wird sehr viele Leute sehr hart treffen, vor allem über Ostern», sagt Voll. Etwa jeder dritte der knapp 67 Millionen Landesbewohner ist von den härteren Massnahmen betroffen.

Mann spaziert durch Paris, 17. März 2021.
Legende: Die Regeln gelten in 16 Départements – dazu zählen der Grossraum Paris, etliche Gegenden im Norden sowie das Département Alpes-Maritimes mit der Mittelmeer-Metropole Nizza. Getty Images

Die Massnahmen sind allerdings deutlich weniger streng als auch schon. In der Vergangenheit gab es ein Zeitlimit für den Aufenthalt an der frischen Luft – für Freizeitaktivitäten lag dies oft bei einer Stunde am Tag. Zudem bleiben die Schulen offen, es gibt aber Einschränkungen für die Oberstufen.

Lehren aus letzten Shutdowns

Premierminister Castex erklärte, dass der Aufenthalt im Freien besser sei als Feste drinnen – allerdings werde sichergestellt, dass es keine Grillpartys in den Parks geben werde.

Korrespondent Voll sieht einen Lerneffekt bei der Regierung: «Gerade in den Städten und Agglomerationen, wo die Wohnungen klein sind, müssen sich die Leute draussen bewegen können.» Zudem würden die Massnahmen diesmal nicht das ganze Land, sondern die Gebiete treffen, in denen das Virus aktiv sei.

Macron zunächst gegen Verschärfung

Box aufklappen Box zuklappen

Präsident Emmanuel Macron hatte im Januar Forderungen von Wissenschaftlern und einigen Regierungsmitgliedern zurückgewiesen, strengere Massnahmen einzuführen. Er wolle alles tun, um das Land so lange wie möglich offen zu halten, hiess es damals. Die Regierung stehe weiter zu dieser Entscheidung, sagte Castex am Donnerstag. «Wir hätten einen unerträglichen, dreimonatigen Lockdown gehabt. Es war richtig, dass wir das nicht gemacht haben.»

Im Grossraum Paris und anderen Gegenden hatte sich die Corona-Lage zuletzt deutlich verschlechtert. Patientinnen und Patienten wurden in Krankenhäuser anderer Landesteile gebracht, weil es auf den Intensivstationen an Kapazitäten fehlt. Die Zahl der Corona-Neuinfektionen pro 100’000 Einwohner innerhalb einer Woche war im Grossraum Paris zuletzt auf rund 450 geklettert.

SRF 4 News, 19.03.2021, 7:20 Uhr ; 

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