Verschiedene Länder, darunter Deutschland, Italien oder Frankreich, haben die Impfungen mit Astra-Zeneca vorübergehend gestoppt. Es kam bei einigen wenigen Geimpften zu schweren Blutgerinnseln. Wobei bislang in keinem Fall der kausale Zusammenhang zu Impfung hat nachgewiesen werden können.
Am Nachmittag hat die Europäische Arzneimittel Agentur EMA darüber informiert, wie sie den Impfstoff bewertet und erklärt, dass der Impfstoff sicher sei, die schweren Thrombosen selten. Man könne den Zusammenhang zwar nicht ausschliessen, aber auch nicht nachweisen. Wissenschaftsredaktor Thomas Häusler ist überzeugt, dass nun auch diejenigen Länder wieder mit dem Impfen beginnen, welche Astra-Zeneca zuvor ausgesetzt hatten.
SRF News: Kann man dem Astra -Z eneca- Impfstoff vertrauen?
Thomas Häusler: Die Entscheidung war heikel. Die EMA hat deshalb viele Spezialisten aus einigen Ländern herbeigezogen und zieht nun ein differenziertes Fazit. Für die meisten gemeldeten Gerinnungsstörungen gebe es keine Hinweise, dass der Impfstoff verantwortlich sei. Diese seien bei den Geimpften sogar seltener als in der Bevölkerung, und eben nur eine sehr seltene, ganz spezielle Gerinnungsstörung. Diese könnte mit der Impfung zusammenhängen, das weiss man noch nicht. Das werde aber weiter untersucht. Diese Fälle seien aber eben derart selten, dass der klare Schluss gezogen werden kann: Der Impfstoff ist sicher. Sein Nutzen überwiegt das Risiko um ein Vielfaches.
Die EMA erklärt , sie wolle die Bevölkerung über die Risiken informieren , den weiteren Verlauf genau beobachten und die Fälle prüfen. Reicht das?
Ja, sie will vor allem diese ganz seltenen Vorfälle noch ganz genau untersuchen. Man hat hier bereits Vermutungen. Und es kann sein, dass es später vielleicht Empfehlungen für spezielle Gruppen geben könnte, was sehr wichtig wäre. Wenn nun Ärzte und Geimpfte über mögliche Symptome aufgeklärt werden, hilft das, weil man es frühzeitig erkennen kann.
Werden die europäischen Länder , die die Impfung ausgesetzt haben , wieder damit anfangen?
Ja, an der Untersuchung haben Fachleute aus den betroffenen Ländern mitgearbeitet. Ich denke, dass diese Länder nun dem Entscheid vertrauen. Vor allem auch, weil die Fachleute noch einmal klar gesagt haben: Dieser Impfstoff rettet viele Leben. Jeder Tag, an dem nicht geimpft werde, koste also Leben. Ob jetzt in einzelnen Ländern Regierungen aus innenpolitischen Gründen vielleicht trotzdem anders entscheiden wird, kann man aber nicht anschliessen.
Das Gespräch führte Simone Hulliger.