Das Wichtigste in Kürze
- Mexikanisches Gericht lehnt Rechtsmittel von Guzmán gegen seine Auslieferung an die Vereinigten Staaten ab.
- «El Chapo» galt einst als mächtigster Drogenboss der Welt.
- USA werfen ihm Mord, Drogenhandel, organisierte Kriminalität und Geldwäsche vor.
- Zweimal gelang Guzmán die spektakuläre Flucht aus mexikanischen Gefängnissen.
Der mexikanische Drogenboss Joaquín «El Chapo» Guzmán ist an die USA ausgeliefert worden. Der frühere Chef des Sinaloa-Kartell wurde in der Stadt Ciudad Juárez an der Grenze zu den Vereinigten Staaten den US-Behörden übergeben, wie das mexikanische Aussenministerium mitteilte.
Zeitpunkt kein Zufall
Laut Behördenvertretern in Mexiko ist die Auslieferung just am Tag der Amtseinführung Trumps als Signal des guten Willens an den neuen US-Präsidenten und als Abschiedsgeschenk für den scheidenden Präsidenten Barack Obama gedacht. Trump will eine Mauer an der Grenze zwischen den USA und Mexiko bauen und sich aus dem wichtigsten Handelsabkommen mit dem Nachbarn zurückziehen.
Beamte der US-Antidrogenbehörde nahmen «El Chapo» am Flughafen in Empfang. Dann wurde er nach New York geflogen. Zuvor hatte ein Gericht die von Guzmán eingelegten Rechtsmittel gegen seine Auslieferung abgelehnt.
Von anderen Gefangenen isoliert
«El Chapo» werden in den Vereinigten Staaten Mord, Drogenhandel, organisierte Kriminalität und Geldwäsche vorgeworfen. Es liegen Haftbefehle aus den US-Bundesstaaten Texas und Kalifornien gegen ihn vor.
Zuletzt hatte Guzmán über seine Behandlung in dem Hochsicherheitsgefängnis von Ciudad Juárez geklagt. Seine Frau Emma Coronel sagte, die Justizvollzugsbeamten liessen ihren Mann nicht schlafen und isolierten ihn von anderen Gefangenen. Körperlich und psychisch gehe es ihm sehr schlecht.
Drohung des Drogenbosses
«El Chapo» hatte gedroht, im Falle seiner Auslieferung an die Vereinigten Staaten über seine Kontakte und Geschäfte auszupacken. Sollte er mit den US-Behörden im Gegenzug für Informationen einen Deal machen, könnte es für so manchen Politiker und Beamten in Mexiko ungemütlich werden.
Schon lange gibt es Gerüchte, dass die Regierung dem Sinaloa-Kartell bei seinen kriminellen Geschäften weitgehend freie Hand liess. Die Idee dahinter war demnach, dass eine dominante Rolle des Verbrechersyndikats von «El Chapo» in der mexikanischen Unterwelt für Ruhe sorgen würde.
Flucht durch den Tunnel
«El Chapo» galt einst als mächtigster Drogenboss der Welt und war zweimal aus mexikanischen Hochsicherheitsgefängnissen geflohen. 2001 setzte er sich in einem Wäschewagen aus der Haftanstalt Puente Grande ab. Im Februar 2014 wurde er in der Küstenstadt Mazatlán im Westen des Landes festgenommen. Nach nur 17 Monaten in Haft floh er 2015 durch einen 1,5 Kilometer langen Tunnel aus dem Gefängnis Altiplano.
Das Sinaloa-Kartell
Vor gut einem Jahr fassten Marineinfanteristen «El Chapo» in der Stadt Los Mochis im Westen des Landes. Im Mai 2016 stimmte die mexikanische Regierung seiner Auslieferung an die Vereinigten Staaten zu.
Staatsfeind Nummer 1
Das Sinaloa-Kartell gilt als die mächtigste kriminelle Organisation Mexikos und macht Milliardenumsätze. Guzmán soll persönlich für bis zu 3000 Morde verantwortlich sein. Das Kartell überschwemmte die USA mit Heroin und Kokain.
Die Chicago Crime Commission erklärte Guzmán zum Staatsfeind Nummer 1. Diese Bezeichnung war zuvor nur für den US-Gangster Al Capone vergeben worden.