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Druck der Behörden Linkedin schliesst Plattform in China

Aus dem Westen hagelte es Kritik über den Umgang mit den chinesischen Zensur-Regeln. Diese wurden immer strikter.

Microsoft schaltet nach verstärktem Druck der Behörden die chinesische Version des Karriere-Netzwerks Linkedin ab. Der auf Jobsuche und beruflichen Austausch fokussierte Dienst war das einzige soziale Netzwerk aus den USA, das auf dem chinesischen Markt aktiv war.

Weshalb zieht sich Linkedin zurück? Die Plattform verweist auf die Regeln der chinesischen Behörden. Online-Plattformen in China sind unter anderem verpflichtet, im Land untersagte Inhalte – wie zum Beispiel Hinweise auf das Massaker auf dem Platz des Himmlischen Friedens – zu entfernen.

US-Medienberichte zufolge forderte China Linkedin in den vergangenen Monaten auf, die Regeln strikter durchzusetzen. Davon betroffen waren auch China-kritische Artikel, die Nutzer auf LinkedIn publizierten. Diese wurden auf der chinesischen Version der Plattform gesperrt – überall sonst auf der Welt blieben sie sichtbar.

Weshalb sind die Regeln ein Problem? Vor kurzem geriet Linkedin im Westen in die Kritik wegen der Umsetzung dieser Regeln. Die Plattform machte regimekritische Journalistinnen, Wissenschaftler und Dissidenten darauf aufmerksam, dass ihre Profile und Inhalte in China nicht gezeigt werden dürften. Der Fall lenkte die Aufmerksamkeit auf die Kompromisse, die der Dienst eingehen muss, um in China auf dem Markt zu bleiben.

Das Unternehmen muss also aufpassen, dass es nicht zwischen die Fronten gerät – in diesem Fall zwischen die USA und China. Wenn sie ihre Inhalte zu stark der chinesischen Zensur anpassen, sorgt das für negative Reaktionen im Westen. Kontrolliert man die Inhalte zu wenig, dann gibt es Probleme mit den chinesischen Behörden.

Wie wichtig ist der chinesische Markt für Linkedin? Linkedin hatte in China mehr als 54 Millionen angemeldete Userinnen und User. Im Vergleich zur Bevölkerungszahl ist das nicht riesig, aber es die drittgrösste Nutzerschaft der Plattform nach den USA und Indien.

Ausserdem ist die Plattform wichtig für Leute, die sich international vernetzen wollen – etwa Exporteure mit Kontakten im Ausland oder Akademikerinnen und Akademiker. Es gibt aber auch grosse chinesische Job-Plattformen und damit harte Konkurrenz für Linkedin auf dem chinesischen Markt.

Überlässt Linkedin seiner Konkurrenz das Feld? Nein. Statt der chinesischen Version des Karriere-Netzwerks soll es in China künftig eine App ausschliesslich für die Job- und Personalsuche geben. Ihr Name: «InJobs». Eine Möglichkeit zum Teilen von Beiträgen und Artikeln wird es dort nicht mehr geben.

SRF 4 News, 15.10.2021, 09:30 Uhr ; 

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