Das Wichtigste in Kürze
- Sicherheitskräfte nehmen in der Hauptstadt Tunis weitere mutmassliche Dschihadisten fest.
- Die Männer sollen für Rekrutierung und Entsendung von Kämpfern ins Ausland verantworlich sein.
- 800 Extremisten , die aus Irak, Syrien und Libyen nach Tunesien zurückgekehrt waren, sollen derzeit unter Beobachtung stehen.
- Hunderte Menschen hatten am Samstag vor dem Parlament in Tunis gegen die Rückkehr von Dschihadisten nach Tunesien demonstriert.
Tunesische Sicherheitskräfte haben fünf weitere mutmassliche Dschihadisten festgenommen. Zunächst gab es aber keine Hinweise, dass die Festnahmen in Zusammenhang mit dem Anschlag in Berlin und dem mutmasslichen Täter Anis Amri stehen.
«Gefährliche Gruppe»
Man habe in einem Randgebiet der Hauptstadt Tunis eine «gefährliche» Gruppe ausgehoben, die für die Rekrutierung und Entsendung von Kämpfern ins Ausland verantwortlich sei, teilte das tunesische Innenministerium mit. Die Festgenommenen seien zwischen 25 und 40 Jahre alt.
Am Samstag hatten Ermittler in Tunesien drei Männer in Gewahrsam genommen, die mit Amri in Verbindung stehen sollen. Einer der Verdächtigen sei sein Neffe. Amri habe gewollt, dass dieser der Terrormiliz Islamischer Staat die Treue schwöre.
Die Behörden in Tunesien hatten zuletzt mitgeteilt, dass 800 Extremisten, die aus Ländern wie Libyen, Syrien oder dem Irak wiedergekehrt waren, in dem nordafrikanischen Land unter Sicherheitsüberwachung stehen.
Kundgebung gegen Rückkehrer
Erst am Samstag hatten hunderte Tunesier vor dem Parlament in Tunis gegen eine Rückkehr von Dschihadisten in ihr Land protestiert. Mehrere Nichtregierungsorganisationen hatten zu der Demonstration aufgerufen, an der laut den Veranstaltern rund 1500 Menschen teilnahmen.
Anlass waren Äusserungen von Präsident Béji Caid Essebsi, wonach die Behörden die Rückkehr von Dschihadisten nicht verhindern könnten. Nach UNO-Schätzungen kämpfen mehr als 5000 Tunesier für dschihadistische Organisationen im Ausland, zumeist im Irak, Syrien oder Libyen. Viele von ihnen seien rückkehrwillig, hatte der Präsident Anfang Dezember gesagt. Für ihre Verhaftung fehlten Plätze im Gefängnis, sie würden aber überwacht. Diese Äusserungen hatten viele Tunesier empört.
Zahlreiche Tote bei Anschlägen
Seit dem Arabischen Frühling 2011 wurden in dem nordafrikanischen Land mehr als hundert Soldaten und Polizisten bei Anschlägen getötet - ebenso wie rund 20 Zivilisten und 59 ausländische Touristen.
Den Anschlag auf einen Berliner Weihnachtsmarkt, bei dem am Montag zwölf Menschen getötet worden waren, hatte ebenfalls ein Tunesier verübt. Der geflohene Attentäter Anis Amri wurde am Freitag von der italienischen Polizei erschossen.