Sänger und Tänzerinnen hüpfen auf der Bühne herum, im Song loben sie die Politik von Ex-Präsident Rodrigo Duterte – seinen Kampf gegen Drogen und Korruption.
Wir sind in der Stadt San Jose del Monte City – eine gute Stunde Autofahrt von Manila entfernt. In der Wahlkampfshow geht es offiziell um den Vizebürgermeister, der zur Wahl steht. Auf den Plakaten omnipräsent ist aber jemand anderes: Ex-Präsident Rodrigo Duterte.
Dabei ist Duterte über 10'000 Kilometer weit entfernt. Der frühere Präsident sitzt nämlich in Den Haag in Haft, wo er sich vor dem Internationalen Strafgerichtshof verantworten muss. Duterte werden Verbrechen gegen die Menschlichkeit vorgeworfen. In seinem «Krieg gegen Drogen» kamen bei aussergerichtlichen Tötungen Tausende Menschen ums Leben.
Die Zwischenwahlen würden von Dutertes Auslieferung nach Den Haag überschattet, sagt der philippinische Politikprofessor Aries Arugay. Die vom Ex-Präsidenten unterstützten Kandidaten würden dieses Thema für sich nutzen.
Der aktuelle Präsident der Philippinen stammt ebenfalls aus einer bekannten und einflussreichen Familie. Ferdinand «Bongbong» Marcos Junior ist der Sohn des früheren Diktators Ferdinand Marcos. Die Zwischenwahlen finden in der Mitte von Marcos' sechsjähriger Amtszeit statt.
Die Wahlen gelten als Gradmesser für die Beliebtheit von Marcos' Regierung. Dazu gehören Lokalwahlen, wie hier in San Jose del Monte City. Ausserdem wird das Repräsentantenhaus neu gewählt sowie die Hälfte des Senats.
Es geht um die Zukunft der Dutertes
Der Senat ist für die politische Zukunft des Duterte-Clans wichtig. Tochter Sara Duterte ist aktuell Vizepräsidentin der Philippinen. Gegen sie wurde ein Amtsenthebungsverfahren eingeleitet. Es ist der Senat, der darüber entscheiden wird.
Bei einer Amtsenthebung, so Politologe Arugay, würde Duterte nicht nur ihr Amt als Vizepräsidentin verlieren, sondern könnte auch nicht zur Präsidentschaftswahl im Jahr 2028 antreten. Für Sara Duterte stehe das politische Überleben auf dem Spiel.
Dabei machten Sara Duterte und Ferdinand Marcos Junior für kurze Zeit gemeinsame Sache. In den letzten Wahlen kandidierten sie zusammen als Präsident und Vizepräsidentin. So konnten sie eine Drittkandidatin ausstechen.
Mit Mord gedroht
Inzwischen sind die beiden verfeindet, Sara Duterte hatte Marcos sogar öffentlich mit Mord gedroht. Die Vizepräsidentin sagte, sie sei in Kontakt mit jemandem, der bereit sei, Marcos zu töten, sollte sie selbst ermordet werden.
Jene, die vorhergesagt hätten, dass die Allianz der beiden lange anhalten würde, seien eines Besseren belehrt worden, sagt der Politologe Arugay. Sie hätten die Gier der philippinischen Politiker unterschätzt. Niemand sei daran interessiert, die Macht zu teilen.