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Duterte vs. Marcos Showdown der Polit-Dynastien in den Philippinen

Ex-Präsident Duterte dominiert den Zwischenwahlkampf. Dessen Tochter kämpft um das politische Überleben ihrer Familie.

Sänger und Tänzerinnen hüpfen auf der Bühne herum, im Song loben sie die Politik von Ex-Präsident Rodrigo Duterte – seinen Kampf gegen Drogen und Korruption.

Wir sind in der Stadt San Jose del Monte City – eine gute Stunde Autofahrt von Manila entfernt. In der Wahlkampfshow geht es offiziell um den Vizebürgermeister, der zur Wahl steht. Auf den Plakaten omnipräsent ist aber jemand anderes: Ex-Präsident Rodrigo Duterte.

Menschenmenge bei einer politischen Versammlung mit philippinischen Flaggen.
Legende: Ex-Präsident Duterte ist omnipräsent an der Wahlkampfshow – obschon er gar nicht zur Wahl steht und sich in Den Haag in Haft befindet. SRF/Martin Aldrovandi

Dabei ist Duterte über 10'000 Kilometer weit entfernt. Der frühere Präsident sitzt nämlich in Den Haag in Haft, wo er sich vor dem Internationalen Strafgerichtshof verantworten muss. Duterte werden Verbrechen gegen die Menschlichkeit vorgeworfen. In seinem «Krieg gegen Drogen» kamen bei aussergerichtlichen Tötungen Tausende Menschen ums Leben.

Die Zwischenwahlen würden von Dutertes Auslieferung nach Den Haag überschattet, sagt der philippinische Politikprofessor Aries Arugay. Die vom Ex-Präsidenten unterstützten Kandidaten würden dieses Thema für sich nutzen.

Mann in blauem Hemd, lächelnd im Büro.
Legende: Der Politikprofessor Aries Arugay sagt: Niemand sei auf den Philippinen bereit, die Macht zu teilen. SRF/Martin Aldrovandi

Der aktuelle Präsident der Philippinen stammt ebenfalls aus einer bekannten und einflussreichen Familie. Ferdinand «Bongbong» Marcos Junior ist der Sohn des früheren Diktators Ferdinand Marcos. Die Zwischenwahlen finden in der Mitte von Marcos' sechsjähriger Amtszeit statt.

Der Sektenführer Apollo Quiboloy

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Plakate mit zwei Männern an der Wahlveranstaltung.
Legende: Quiboloy (der Mann rechts auf dem Plakat) und Duterte sind omnipräsent – dabei sitzen beide im Gefängnis. SRF/Martin Aldrovandi

Ein Name, der auf der Wahlkampfshow immer wieder fällt, ist jener von Apollo Quiboloy. Auch er kandidiert für einen Sitz im Senat. Quiboloy ist ein evangelikaler Kirchenführer, der als «spiritueller Berater» von Ex-Präsident Duterte galt.

Staatspräsident Ferdinand Marcos Jr. liess den selbst ernannten «Sohn Gottes» in einer spektakulären Aktion festnehmen. Mehrere tausend Sicherheitskräfte waren involviert. Quiboloy hatte sich auf seinem Anwesen verschanzt, es dauerte über zwei Wochen, bis er sich ergab.

Die Vorwürfe gegen Quiboloy wiegen schwer: Unter anderem ist Quiboloy wegen Menschenhandels und sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen angeklagt. Quiboloy steht auf der «Most Wanted»-Liste des FBI.

Weil er noch nicht verurteilt wurde, darf Quiboloy trotz der Verhaftung für den philippinischen Senat kandidieren.

Die Wahlen gelten als Gradmesser für die Beliebtheit von Marcos' Regierung. Dazu gehören Lokalwahlen, wie hier in San Jose del Monte City. Ausserdem wird das Repräsentantenhaus neu gewählt sowie die Hälfte des Senats.

Es geht um die Zukunft der Dutertes

Der Senat ist für die politische Zukunft des Duterte-Clans wichtig. Tochter Sara Duterte ist aktuell Vizepräsidentin der Philippinen. Gegen sie wurde ein Amtsenthebungsverfahren eingeleitet. Es ist der Senat, der darüber entscheiden wird.

Bei einer Amtsenthebung, so Politologe Arugay, würde Duterte nicht nur ihr Amt als Vizepräsidentin verlieren, sondern könnte auch nicht zur Präsidentschaftswahl im Jahr 2028 antreten. Für Sara Duterte stehe das politische Überleben auf dem Spiel.

Dabei machten Sara Duterte und Ferdinand Marcos Junior für kurze Zeit gemeinsame Sache. In den letzten Wahlen kandidierten sie zusammen als Präsident und Vizepräsidentin. So konnten sie eine Drittkandidatin ausstechen.

Mit Mord gedroht

Inzwischen sind die beiden verfeindet, Sara Duterte hatte Marcos sogar öffentlich mit Mord gedroht. Die Vizepräsidentin sagte, sie sei in Kontakt mit jemandem, der bereit sei, Marcos zu töten, sollte sie selbst ermordet werden.

Zwei Menschen in Festkleidung, halten Hände, Menschenmenge im Hintergrund.
Legende: Im Juni 2022, bei der Vereidigung von Präsident Marcos (rechts) und Vizepräsidentin Duterte, schien die Welt der beiden Sprösslinge umstrittener früherer philippinischer Präsidenten noch in Ordnung. Inzwischen sind sie verfeindet. Keystone/Aaron Favila

Jene, die vorhergesagt hätten, dass die Allianz der beiden lange anhalten würde, seien eines Besseren belehrt worden, sagt der Politologe Arugay. Sie hätten die Gier der philippinischen Politiker unterschätzt. Niemand sei daran interessiert, die Macht zu teilen.

Echo der Zeit, 6.5.2025, 18 Uhr

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